Bad Dürkheim „Solange die Stimme da ist“

Mit ihrer „Das Leben und ich“-Tour feiert die Sängerin Vicky Leandros 50 Jahre Bühnenkarriere.
Mit ihrer »Das Leben und ich«-Tour feiert die Sängerin Vicky Leandros 50 Jahre Bühnenkarriere.

Seit über 50 Jahren steht Vicky Leandros auf der Bühne. Am 4. November tritt die gebürtige Griechin, die 1972 den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewann und Millionen von Platten verkauft hat, in Worms auf. Unter dem Titel „Das Leben und ich“ singt die 65-Jährige neue und bekannte Lieder auf Griechisch, Französisch, Englisch und Deutsch und erzählt aus ihrem Leben.

Ende September ist die Mannheimer Sängerin Joy Fleming gestorben, haben sich Ihre Wege gekreuzt?

Kaum. Wir haben uns bei einigen Fernsehauftritten getroffen. Sie war eine großartige Künstlerin und ist viel zu früh von uns gegangen. Den Ruf einer großartigen Künstlerin haben Sie auch, gelten als lebende Legende und Gesangsikone. So fühle ich mich gar nicht. Ich freue mich und bin dankbar, dass ich nach so vielen Jahren noch singen darf und Konzerte geben kann und dass ein Publikum da ist. Mit fünf Jahren kamen Sie als Kind griechischer Einwanderer nach Deutschland und besitzen beide Staatsbürgerschaften. Wo ist Ihre innere Heimat? Ich glaube, ich habe zwei Heimatländer. Hier in Deutschland bin ich zur Schule gegangen, hier habe ich Familie und Freunde. In Griechenland habe ich auch viele Freunde, und es ist ein wunderschönes Land. Mein Herz schlägt für beide Länder, und ich bin Europäerin. Ihr Vater, der Musiker Leo Leandros, hat Ihre ersten Songs geschrieben und Ihre Karriere in den ersten Jahren in die Hand genommen – eine schwierige Konstellation für eine junge Frau? Es wird immer geschrieben, dass mein Vater aus mir eine Musikerin machen wollte. Es war umgekehrt. Ich wollte unbedingt Sängerin werden. Meine Eltern waren dagegen. Mein Vater wusste, wie schwierig dieser Beruf ist und wie schwer es ist, Erfolg zu haben. Er riet mir, erstmal die Schule zu beenden. Ich habe aber trotzdem meine Karriere sehr früh angefangen. Und da mein Vater schon ein erfolgreicher Produzent und Komponist war, konnte er mir helfen. Ihre internationalen Erfolge verdanken Sie auch dem Umstand, dass Sie in sechs Sprachen singen. Welche Sprache fällt Ihnen am schwersten? Ich würde sagen Japanisch. Zum Glück war es nur ein Album. Aber trotzdem, diese Studioaufnahme von „Machi kutabireta nichiyobi“ (Sonntag warte ich vergebens) war schwer genug. Das vergisst man nie. (lacht) Von 2007 bis 2008 waren Sie Vizebürgermeisterin und Stadträtin von Piräus. Wie politisch ist Vicky Leandros heute? Ich bin weiterhin ein politischer Mensch und engagiere mich beispielsweise weiterhin durch Konzerte für Griechenland. So viel Armut wie jetzt gab es dort noch nie. Leider gibt es kaum mehr eine Mittelschicht, und es gibt viele Familien mit Kindern, die kaum etwas zu essen haben. Gibt es aktuell Benefizkonzerte? Ich singe im Winter 18 Weihnachtskonzerte. Das erste davon ist seit nun zehn Jahren ein Weihnachtskonzert für „Ein Herz für Kinder“. Kurz darauf gebe ich ein Benefizkonzert für den Bau einer Schule im Kongo. Ihr größter deutschsprachiger Hit ist seit 40 Jahren „Theo, wir fahr`n nach Lodz“. Im Sommer haben Sie sich diese polnische Stadt angeschaut. Interpretieren Sie den „Theo“ seit diesem Erlebnis anders? Nein, es ist ein humorvolles Lied und ich versuche, diesen Humor wie immer zu transportieren. Was sich seit meinem Besuch in Polen geändert hat: Ich sehe beim Singen diese schöne Stadt vor meinem inneren Auge. Sie haben ein halbes Jahrhundert lang internationale Musikgeschichte geschrieben. Sind da noch musikalische Träume offen? So viele Träume sind in dieser Zeit wahr geworden. Dass ich in Deutschland und im Ausland singen durfte, in so vielen Sprachen, und dass es zu so vielen Erfolgen gekommen ist, dafür bin ich dankbar. Was ansteht, ist eine ganz besondere CD, alles darüber ist noch geheim. Mein Traum ist, dass alles so bestehen bleibt. Mit dem Konzert in der neuen Hamburger Elbphilharmonie im Januar erfüllt sich demnächst ein Traum. Aber jetzt freue ich mich erstmal auf Worms, denn das ist mein erstes Konzert dort. Bis Jahresende kommen noch knapp 30 Auftritte. Stresst Sie das mit 65? Ich lass mich nicht stressen. Die Reisen können aber manchmal etwas anstrengend sein. Das klingt nicht so, als würden Sie das Mikrofon demnächst an den Nagel hängen ... Sollte ich? (lacht) Solange ich mich gesund und fit fühle und die Stimme noch da ist, werde ich singen. Nicht ewig, aber sicher noch ein paar Jahre. Info Tickets für das Konzert von Vicky Leandros am 4. November, 20 Uhr, im Wormser Theater gibt es unter Telefon 06241 2000450 und im Internet unter www.das-wormser.de.

x