Frankenthal Schläge im Glockenturm

Immer unter Strom: die Gitarristen Joachim Kaul (links) und Peter Stahl von High Voltage.
Immer unter Strom: die Gitarristen Joachim Kaul (links) und Peter Stahl von High Voltage.

Seit mehr als 25 Jahren rockt die Cover-Formation High Voltage die Bühnen ausschließlich mit Stücken der australischen Hardrockband AC/DC. Am Samstagabend brachten die Frankenthaler mit der Vorgruppe Killing your Idols die Luft im Kulturzentrum Gleis 4 zum Flimmern.

Mit einer unglaublichen Ruhe gehen die vier nicht mehr ganz jungen Rocker von High Voltage ans Werk. Peter Stahl (Gitarre, Gesang), Willi Brausch (Bass, Gesang), Joachim Kaul (Gitarre) und James Hüther (Schlagzeug) brauchen keine Aufwärmzeit. Die Fans wurden schon von der Vorband Killing your Idols so in Stimmung gebracht, dass sie nach deren letztem Song „Let Your Bodies Hit The Floor“ erst einmal zum Luftschnappen ins Freie müssen. Doch sobald die Höllenglocken („Hells Bells“) erklingen, strömen sie in Scharen wieder ins restlos ausverkaufte Gleis 4. Da steht das High-Voltage-Quartett mit einem Ruhepuls von unter 40 Schlägen in der Minute im Glockenturm. So zumindest hat es den Anschein. Die Frankenthaler machen nicht viel Show, sie machen nicht viele Worte, sie machen Musik. Dabei tritt Peter Stahl im Laufe des Konzerts gerne einmal mit den Fans in Dialog, aber eben nicht mit Worten. Er lässt die Saiten seiner Gitarre vibrieren, und die Zuhörer antworten. Man versteht sich. Zu „Bad Boy Boogie“ schleicht er leicht gebeugt, seine Gitarre bearbeitend, durchs Publikum. Hier und da verharrt er mit einem Lächeln im Gesicht. Nach so vielen Jahren der Verbindung geht das nonverbal. Genau so hatte Peter Stahl kürzlich ja auch das Innenverhältnis der Coverband beschrieben: Vier Kumpels, die sich ohne viele Worte verstehen. Einmal wird zwischen den Songs an die gute alte Zeit erinnert, als die Konzerte nur wenige Meter vom heutigen Gleis 4 entfernt stattfanden. Und es sind nicht wenige Arme, die in die Luft gereckt werden nach der Frage, wer damals schon dabei war? High Voltage nimmt schnell an Fahrt auf. Hochspannung braucht nur einen „Rock’n’Roll Train“, um in Schwung zu kommen. Mit großer Haarpracht können die vier Musiker zwar nicht mehr aufwarten, dafür glänzen schon nach wenigen Songs die Schweißperlen auf den glatten Köpfen. Krumme Dinger traut man den Vier nicht zu, aber „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ bringen sie absolut überzeugend rüber. Mehr als 90 Minuten stehen die Jungs auf der Bühne. „Zurück in Schwarz“ ist das Motto des Abends. Etliche Songs, die am Samstag im Gleis 4 gespielt werden, stammen vom Album „Back in Black“. Bei „You Shook Me All Night Long“ sind die Fans lautstark dabei. „Rock’n’Roll Ain’t Noise Polution“, das titelgebende „Back in Black“ und „Hells Bells“ sind jedem echten Rockfan bekannte Stücke von diesem im Jahr 1980 veröffentlichen und mehr als 50 Millionen Mal verkauften AC/DC-Album. Sentimental wird es bei „Ride On“. Dann kommen zum Finale die AC/DC-Klassiker, die auf keinem High-Voltage-Konzert fehlen dürfen: „Highway To Hell“, „Fire your Guns, „Thunderstruck“. Der Spannungsregler geht nach dem letzten Song von 100 auf 0: Mit eingängigen Riffs des Titels „High Voltage“ verabschiedet sich die Band. Doch auch nach dem Gig bekommt noch so mancher AC/DC-Fan auf dem Weg nach Hause ein paar Stromschläge ab. Denn das überwiegend in Tracht gekleidete Pfalzwiesn-Publikum hat auf seinem Heimweg eine ganz andere Musik auf den Lippen.

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