Frankenthal Kleines Instrument, großes Gefühl

Familienbande: Gitarrist Uli Wagner, der seit 21 Jahren mit Mundharmonikaspieler Jens Bunge auftritt, brachte zum Konzert am Mit
Familienbande: Gitarrist Uli Wagner, der seit 21 Jahren mit Mundharmonikaspieler Jens Bunge auftritt, brachte zum Konzert am Mittwoch Sohn Julian als Schlagzeuger mit.

Das Duo Jens Bunge/Uli Wagner wurde beim Auftritt in der Zwölf-Apostel-Kirche Frankenthal am Mittwoch von Wagners Sohn Julian am Schlagzeug unterstützt. Die gut 50 Konzertbesucher hörten ein facettenreiches Repertoire mit jazziger Improvisationsfreude, anregender lateinamerikanischer Rhythmik bis hin zu meditativer Atmosphärik reichenden Klangbildern.

Julian Wagner ist 2000 geboren. Schon jetzt ist er als versierter Drummer in Rock, Funk, Blues und Jazz zu Hause. Er unterlegte die Musik des seit 21 Jahren gemeinsam musizierenden Duos sehr zurückhaltend mit Jazzbesen und auf dem afrikanischen Udu. Die aus Ton gebrannte Kanne wird mit bloßen Händen gespielt, der Boden ist mit einem Fell bespannt, seitlich ist ein Schallloch angebracht. „Scarborough Fair“, das englisches Volkslied, von Simon und Garfunkel in den 1960er-Jahren zu einem Welthit gemacht, erklang zum Auftakt des Konzerts in beeindruckender Interpretation. Uli Wagners Gitarre gab zunächst in einen schwebenden Klangteppich erste Andeutungen an die bekannte Volksweise. Vom Udu kam eine sanfte, perkussive Komponente. Als Bunges Mundharmonika in schlichter, verträumter Weise die Melodie intonierte, fühlte man sich entführt auf eine bunte Frühlingswiese mit zartem Vogelgesang. Hier erschloss sich dem Zuhörer die große Meisterschaft des Mundharmonikavirtuosen. Nicht mit technischer Akrobatik oder halsbrecherischem Tempo begeistert Bunge, sondern indem er große Gefühle aus dem kleinen, in seinen Händen fast verschwindenden Instrument zaubert. Die Akustik der Kirche kam der intimen kammermusikalischen Botschaft zugute. Ob Bossa-Nova mit „Black Orpheo“ und „The Girl From Ipanema“ oder Jazz Klassiker wie Duke Ellingtons „Satin Doll“ und Chet Bakers „You Don’t Know What Love Is“, das ausdrucksstarke Trio bewahrte immer seine dezente Spielweise. Der Frankenthaler Jens Bunge besuchte das Karolinen-Gymnasium und spielte in der Bigband der Städtischen Musikschule Trompete. Heute ist er Pfarrer im Schuldienst und unterrichtet an der Berufsschule in Ludwigshafen. Stevie Wonders Mundharmonikaspiel in „Isn’t She Lovley“ und die virtuose Spielkunst des Niederländers Toots Thielemans inspirierten ihn zum Spiel auf der chromatischen Mundharmonika, die im Gegensatz zu den anderen Harps alle Halbtonschritte und somit auch jede Tonart spielen lässt. Das zeigte der musikalische Globetrotter, der gerade wieder in Malaysia, Singapur und Japan auf Konzertreise war, am Beispiel der Macky-Messer-Interpretation von Ella Fitzgerald. Die Grand Dame des Jazzgesangs hatte sich da von Strophe zu Strophe einen halben Ton höher bewegt. Dies praktizierte nun Bunge mit verblüffender Kunstfertigkeit. Uli Wagner spielte drei dezent elektrisch verstärkte Gitarren, darunter eine in C gestimmte Baritongitarre, die gerade dieser Besetzung entgegenkommt und bassige Aspekte bedient, ohne den Gitarrencharakter aufzugeben. Der im Jazz traditionellen Schlaggitarre entlockte der meist zupfende Gitarrist neben vertrackten Akkorden treibende Walkingbässe. Daneben präsentierte er sich als Meister des Plektrumspiels mit einer aus seiner Feder stammende Hommage an den belgischen Jazz-Gitarristen Phillip Catherine.

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