Frankenthal Jahr der Premieren

Vertritt Deutschland bei der Senioren-WM in Indien: Karlheinz Schaus.
Vertritt Deutschland bei der Senioren-WM in Indien: Karlheinz Schaus.

«Kleinniedesheim/Osthofen.» Für den Badmintonspieler Karlheinz Schaus (SG Eppstein-Kleinniedesheim) ist das Jahr 2017 das Jahr der Premieren: Auf die erste Teilnahme an deutschen Meisterschaften und den Gewinn des Titels in der Altersklasse M65 im Doppel zusammen mit Gerhard Roch folgt nun der erste Start bei Weltmeisterschaften.

Anfang des Jahres 2017 hat Karlheinz Schaus gedacht, dieses Jahr könnte er bei den Pfalz-Meisterschaften der Senioren im Doppel antreten. Dafür benötigte er einen neuen Partner, denn sein bisheriger Partner ist noch zu jung, um in der Altersklasse M65 zu spielen. Also machte Schaus sich ein paar Gedanken und fand, dass Gerhard Roch (BSC Bad Dürkheim) ein geeigneter Kandidat sei. Vor ein paar Jahren wollten die beiden schon einmal zusammen spielen, eine Verletzung verhinderte dies jedoch. Nun sprach Schaus Roch, den er immer mal im Training traf, an. Doch der zierte sich, wollte nicht, hatte Angst, dass man sich blamieren könnte. Es bedurfte noch viel Überzeugungsarbeit, auch von Rochs Sohn Jens, der Anfang der 2000er-Jahre zu den besten Badmintonspielern in Deutschland gehörte und 2007 Studenteneuropameister war, bis sich Gerhard Roch schließlich zu einer Teilnahme an den Pfalzmeisterschaften überreden ließ. Das neugebildete Doppel gewann – und siegte ein paar Wochen später auch bei den südwestdeutschen Meisterschaften. Für Schaus war klar, dass es danach zu den deutschen Meisterschaften ging. Für Roch allerdings nicht. Es bedurfte erneut viel Überzeugungsarbeit. Und diese hat sich dann erneut gelohnt. Denn das Pfälzer Duo gewann alle Spiele. Im Finale setzten sich die beiden mit 21:14 und 21:17 gegen Karl-Heinz Zwiebler und dessen Doppelpartner durch. Zwiebler ist mehrfacher Deutscher Meister und der Vater von Marc Zwiebler, dem derzeit besten deutschen Badmintonspieler. „Ich wollte deutscher Meister werden“, sagt Schaus. Und er fügt hinzu: „Aber bei dem Gegner im Finale hat man natürlich schon jede Menge Respekt.“ Der 66-Jährige, dessen sportliche Laufbahn nun erst so richtig anzufangen scheint, hat Gefallen an den Erfolgen gefunden. Er spricht davon, in den kommenden Jahren noch einmal einen Titel bei deutschen Meisterschaften gewinnen zu wollen. Dabei hat er sich bislang nie für solche großen Turniere interessiert. Er spielte für die Mannschaft in der Runde – und ab und an mal Pfalzmeisterschaften oder auch „Südwestdeutsche“ im Doppel. Vielleicht liegt das daran, dass Schaus erst sehr spät zum Badminton fand. Eigentlich wollte er mit Mitte 30 in den sportlichen Ruhestand gehen, nach Jahrzehnten als Fußballer, Tischtennisspieler und Volleyballer. Mehr Zeit für seine Familie strebte er an – anstatt des geregelten Trainingsrhythmuses und all den Verpflichtungen. Und nebenbei „noch ein bisschen Federball spielen“. Aus dem „bisschen Federball spielen“ wurde schnell eine neue sportliche Leidenschaft. Schnell stand er wieder viermal pro Woche in der Halle. Drei Jahre nach den Anfängen spielte er bei der TG Worms schon in der Verbandsliga. 1997 wechselte er dann nach Kleinniedesheim. Die Anfänge mit Mitte 30, der größte Erfolg mit Mitte 60. Was wäre drin gewesen, wenn er früher mit der Sportart begonnen hätte? „Natürlich habe ich mir manchmal diese Frage gestellt“, sagt Schaus. „Aber Volleyball hat ja auch viel Spaß gemacht.“ Er sagt, er sei zufrieden mit dem, was er sportlich erreicht habe. Für Schaus hat Badminton eine große Bedeutung. Es ist sein Hobby. Er spielt gerne, er interessiert sich aber auch so für diese Sportart, fährt ab und an zu größeren Turnieren, um sich diese anzuschauen oder verfolgt diese im Internet. Badminton ist seine Beschäftigung. Badminton hält ihn jung und fit. Er weiß aber auch: „Eine falsche Bewegung, und es kann vorbei sein.“ Doch derzeit ist noch nichts vorbei. Derzeit geht es erst richtig los, denn vom 10. bis 17. September treten Schaus und Roch bei den Badminton-Weltmeisterschaften der Senioren an. Diese finden in Kochi, einer Stadt, die im südindischen Bundesstaat Kerala liegt, statt. Diesmal hatte allerdings auch Karlheinz Schaus so seine Zweifel, ob eine Teilnahme an dem Turnier sinnvoll ist. „Vielleicht verlieren wir in der ersten Runde? Dann sind wir für nur ein Spiel hingeflogen“, sagt der Osthofener. Aber Rochs Sohn Jens überzeugte die beiden schließlich. Schaus ist mittlerweile frohen Mutes, dass sich die Reise nach Indien auch aus sportlichen Gesichtspunkten lohnt: „Und wenn wir doch früh rausfliegen sollten, bleibt eben mehr Zeit für Sightseeing.“

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