Frankenthal Frankenthal: Fachmann sieht „grandiosen Start“ für Biotonne

Plastiktüten als Verpackung von Küchenabfällen haben in der Biotonne nichts zu suchen.
Plastiktüten als Verpackung von Küchenabfällen haben in der Biotonne nichts zu suchen.

Der wissenschaftliche Blick in die Tonne zeigt: Die Frankenthaler haben sich offenbar mit der neuen Biotonne arrangiert.

Der Ingenieur ist schwer begeistert: Frankenthal habe bei der Biotonne einen „grandiosen Start“ hingelegt, attestierte Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts, den Bürgern in seinem Vortrag zur Sortieranalyse. „In dieser Deutlichkeit habe ich das noch nicht gesehen“, sagte er vor dem Betriebsausschuss am Montag zu dem Umstand, dass – sozusagen aus dem Stand – 60 Prozent des organischen Abfalls dort gelandet sind, wo sie seit 1. Januar auch hingehören: in der neu eingeführten Biotonne. Die zweite zentrale Schlussfolgerung Kerns: Mit dem neuen Behälter, den die Mitarbeiter des Eigen- und Wirtschaftsbetriebs Frankenthal (EWF) alle zwei Wochen leeren, und dem damit auf vier Wochen gestreckten Abfuhrrhythmus beim Restmüll trennen die Frankenthaler ihren Müll insgesamt besser. Bei der Sortieranalyse (siehe „Zur Sache“) ist den Mitarbeitern von Kerns Institut aufgefallen, dass mehr Wertstoffe „in die dafür vorgesehenen Systeme“ gelangt sind. Das heißt: Grünabfall werde vermehrt in der Kompostanlage abgeliefert, die Menge „trockener Wertstoffe“ – Papier, Karton, Glas und Leichtverpackungen – im Restmüll sei um ein Drittel zurückgegangen. Dass beim Erfassen von Biomüll noch Luft nach oben ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Stichproben: Im Restmüll steckt immer noch ein Anteil von zwei Fünftel organischer Abfälle. Die Trennschärfe – auch das ist für den Fachmann Kern keine Überraschung – ist in Einfamilienhäusern wesentlich besser als in größeren Wohneinheiten, wo der einzelne Bewohner sich um dieses Thema weniger Gedanken mache. Dieses Phänomen zeige sich auch beim untersuchten Biomüll: Je kleiner die Wohneinheit, desto geringer sind die „Fremdstoffanteile“, erläuterte Michael Kern. Im Schnitt sind von der Frankenthaler Gesamtmenge nur gut drei Prozent sogenannte Fehlwürfe. Gefunden haben die Witzenhausen-Mitarbeiter beispielsweise Kunststoff, Metalle, Glas – und sogar eine Kaffeemaschine. Diskussionsstoff für die kommunalen Gremien dürften allerdings andere Aspekte der Untersuchung bieten. So unterscheidet sich das von Bürgern ohne Komposthaufen im Garten pro Woche und Einwohner genutzte Volumen in der Biotonne – 6,5 Liter – nur marginal von dem der Eigenkompostierer. Bei dieser Gruppe landeten 6,7 Liter in der Biotonne. Dieses Ergebnis spräche gegen eine verschiedentlich diskutierte Möglichkeit, als Eigenkompostierer die Befreiung von der Biotonnenpflicht beantragen zu können. Über die bisher veranschlagten Mindestmengen, auf deren Basis der EWF für die Haushalte das Behältervolumen berechnet hat, müsse man deshalb noch einmal sprechen, sagte Beigeordneter Bernd Knöppel (CDU) zur RHEINPFALZ. Gesprächsbedarf besteht offenbar auch beim Thema der Verpackung des Biomülls: Fast drei Viertel des Abfalls werde in Beuteln in die Tonne gepackt. Davon sind 29 Prozent aus Papier, 62 Prozent aus biologisch abbaubarem Material und auch neun Prozent aus Polyethylen. Bei den abbaubaren Tüten greifen die Frankenthaler aber doppelt so häufig zu günstigeren Alternativprodukten und nicht zu den zertifizierten BASF-Beuteln. Ingenieur Kern sprach in diesem Zusammenhang von einer „Abstimmung mit den Füßen“. Bernd Knöppel sagte, dass er deshalb noch einmal das Gespräch mit der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern suchen wolle, in deren Biomassekompetenzzentrum der Frankenthaler Biomüll verarbeitet werde.

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