Frankenthal Dem älteren Bruder dicht auf den Fersen

Finn Bingenheimer will über 100 Meter schneller sein als sein zweieinhalb Jahre älterer Bruder Eric. Noch ist er 0,4 Sekunden la
Finn Bingenheimer will über 100 Meter schneller sein als sein zweieinhalb Jahre älterer Bruder Eric. Noch ist er 0,4 Sekunden langsamer.

«Frankenthal/Beindersheim.» Der Frankenthaler Leichtathlet Finn Bingenheimer, der für den MTSV Beindersheim startet, eilt von Erfolg zu Erfolg. Ob im Sprint, Hürdenlauf oder Weitsprung – meistens landet er auf dem Podest. Der Antrieb des 13-Jährigen scheint weniger die Lust am Gewinnen zu sein, als vielmehr aus seiner leichtathletikbegeisterten Familie zu kommen.

Bei seinem ersten Wettkampf, einem 50-Meter-Lauf bei einem Sportfest des LAC Frankenthal, stoppte Finn Bingenheimer einen Meter vor der Ziellinie. Warum, das kann heute, acht Jahre später, keiner mehr so genau sagen. Vielleicht lag es daran, dass er es beim Training in der Halle gewohnt war, bis zu einer bestimmten Linie zu laufen? Jedenfalls bedurfte es damals jeder Menge Zurufe von außen, um den kleinen Finn zu bewegen, den letzten Meter über den Zielstrich auch noch zu bewältigen. Am Ende belegte er den vierten Rang, obwohl er eigentlich deutlich in Führung gelegen hatte. Gerne spricht Finn Bingenheimer nicht über diese Geschichte – er kann aber heute darüber lachen. Das liegt natürlich auch daran, dass aus dem kleinen Jungen, den man einst über die Ziellinie treiben musste, ein erfolgreicher Leichtathlet geworden ist. Doch darauf bildet sich der 13-Jährige nichts ein. Für den Termin mit der RHEINPFALZ hat er ein Blatt vorbereitet, auf dem seine größten Erfolge notiert sind. Das Papier ist vollgeschrieben, erste und zweite Plätze bei Pfalz- und Landesmeisterschaften reihen sich aneinander. Zuletzt holte er bei den Pfalzmeisterschaften im Mai in Bad Bergzabern in seiner Altersklasse M14 zwei Titel. Der Schüler des Frankenthaler Albert-Einstein-Gymnasiums gewann mit einer Zeit von 12,53 Sekunden den 100-Meter-Lauf und siegte mit 5,27 Metern auch im Weitsprung. Über 80 Meter Hürden belegte er den zweiten Platz. Der Spaß an der Leichtathletik sei sein Antrieb, immer schneller und besser zu werden, sagt Finn Bingenheimer. Und dann sei da noch sein zweieinhalb Jahre älterer Bruder Eric: „Eric ist noch besser als ich – ich will ihn aber irgendwann einholen und auch überholen.“ Die beiden trainieren dreimal die Woche zusammen beim MTSV Beindersheim. In ihrer Trainingsgruppe sind sie die Besten. Und sie messen sich in jeder Trainingseinheit. „Eric ist mir eigentlich immer ein bisschen voraus“, erklärt Finn Bingenheimer: „Nur wenn wir kurze Sprints über 30 Meter machen, gewinne ich manchmal – wenn ich den besseren Start habe.“ Die Konkurrenzsituation treibe ihn an, sagt Finn Bingenheimer. Er sei jetzt schon ein bisschen besser als es sein älterer Bruder mit 13 gewesen sei. Aufs Älterwerden wolle er aber nicht warten, sondern schon möglichst bald zu Eric aufschließen. „Der Abstand wird immer kleiner.“ Noch springe Eric aber rund 30 Zentimeter weiter und laufe die 100 Meter etwa 0,4 Sekunden schneller als er. Über seinen Bruder habe er auch zur Leichtathletik gefunden. Eric sei schon als Kind sehr schnell gewesen. Es muss in der Familie liegen. Der Vater war zweimal Jugend-Pfalzmeister im Weitsprung, schaffte 6,40 Meter, und der Opa lief die 100 Meter in 11,1 Sekunden. Also schickten die Eltern ihren älteren Sohn ins Leichtathletiktraining, der damals fünfjährige Finn ging gleich mit. Schon auf den ersten 49 Metern seines ersten 50-Meter-Laufs zeigte sich, dass Finn Bingenheimer Talent hat. Bei den Wettbewerben, bei denen er dann im Dreikampf antrat, gewann er in der Regel – oft mit deutlichem Vorsprung. „Es hat sich natürlich toll angefühlt, immer zu gewinnen“, sagt der 13-Jährige. Bei größeren Wettkämpfen wie Pfalzmeisterschaften startet der Schüler erst seit 2016. Nachdem er aufgehört hatte, Fußball zu spielen. Obwohl die Gegner nun deutlich stärker sind, belegt Finn Bingenheimer weiter fast ausschließlich erste und zweite Plätze. „Damit habe ich eigentlich nicht gerechnet“, bekennt der bescheidene Athlet, der den Weitsprung („Das geht nicht so schnell vorbei“) etwas mehr mag als die 100 Meter. Künftig wird Finn Bingenheimer, der auch der Talentfördergruppe des Leichtathletikverbands Pfalz angehört, wohl auch im Blockwettkampf starten. Vermutlich wird er dort ähnlich erfolgreich sein. In diesem Jahr hätte er erstmals bei Süddeutschen Meisterschaften antreten können – doch die finden ausgerechnet während des Sommerurlaubs mit der Familie statt. Es wäre Finns bislang größter Wettkampf gewesen. Doch Wettbewerbe scheinen ihm ohnehin nicht so viel zu bedeuten. Fragt man Finn Bingenheimer nach seinen sportlichen Zielen, spricht er weniger von Teilnahmen an deutschen Meisterschaften, sondern eher davon, die Leistungen seines Bruders, Vaters und Opas zu toppen …

x