Bad Dürkheim Gleichstellungsbeauftragte berät 23 Frauen und einen Mann

Ein Projekt zur Sensibilisierung für das Problem „Catcalling“: Anzügliche Sprüche oder Begriffe sind niemals ein Kompliment, sag
Ein Projekt zur Sensibilisierung für das Problem »Catcalling«: Anzügliche Sprüche oder Begriffe sind niemals ein Kompliment, sagt Gleichstellungsbeauftragte Christina Koterba-Göbel. Im Juni 2023 hatten Jugendliche »Catcalling« auf dem Bad Dürkheimer Schlossplatz angekreidet.

Wozu braucht man eine Gleichstellungsbeauftragte? Und was macht sie eigentlich? Darauf hat Christina Koterba-Göbel am Dienstag im Kreistag viele Antworten geliefert, als sie ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2023 vorstellte.

Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist im Iran inhaftiert, da sie sich gegen die Unterdrückung von Frauen einsetzte. Die Fußballerinnen von Ajax Amsterdam haben keine Meisterfeier bekommen, weil die Herrenmannschaft schlecht spielte. Die spanische Fußball-Nationalspielerin Jennifer Hermoso ist unfreiwillig auf den Mund geküsst worden. Die Vorfälle haben weltweit Schlagzeilen gemacht. „Und sie zeigen, warum wir immer noch Gleichstellungsbeauftragte brauchen“, erklärte Koterba-Göbel. Das belegte sie auch mit Zahlen aus Deutschland: Frauen verdienten im Schnitt immer noch 18 Prozent weniger als Männer, kümmerten sich neben dem Beruf um Haushalt, Kinder und pflegebedürftige Angehörige. Jede dritte Frau hierzulande sei von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Hier sei ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft nötig.

Im Landkreis Bad Dürkheim habe sie im vergangenen Jahr 23 Frauen und einen Mann beraten. „Viele suchten mehrfach das Gespräch“, berichtete Koterba-Göbel. Zu den Themen gehörten der Wiedereinstieg in den Beruf, finanzielle Probleme nach Trennung oder Scheidung sowie sexuelle Belästigung. Rat hätten die Betroffenen aber auch wegen familiärer Belastungssituationen gesucht sowie zum Umgangsrecht, wegen Problemen beim Stellen von Anträgen bei Behörden sowie zu den Bereichen Grundsicherung, Rente, Mobbing oder Gewalt in engen sozialen Beziehungen.

Probleme wie Catcalling bewusst machen

Daneben plante die Kreisgleichstellungsbeauftragte Aktionen rund um Girls Day und Boys Day, um junge Menschen für eine Berufswahl ohne Stereotypen zu sensibilisieren. So habe sie es 16 Schülern ermöglicht, in Kitas in den Erzieherberuf hineinzuschnuppern und Selbstbehauptungskurse für Schulkinder organisiert sowie die Veranstaltungsreihe „Frauen. Machen. Politik“.

Ein weiteres wichtiges Projekt war für Koterba-Göbel die Arbeit mit Schülern am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Bad Dürkheim zum Thema Catcalling, das auf die verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum aufmerksam machen sollte. Außerdem gab es eine Lesung mit Aktivistin und Journalistin Kristina Lutz und einen Online-Workshop über Mobbing am Arbeitsplatz. Nicht zuletzt wurden auch 2023 wieder zum internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen die Fahne gehisst, Weihnachtstüten für die Tafeln von Bad Dürkheim, Grünstadt und Neustadt/Haßloch zusammengestellt sowie das Weihnachtswichteln für bedürftige Kinder organisiert.

Teilnahme an 74 Vorstellungsgesprächen

Innerhalb der Kreisverwaltung habe sie vergangenes Jahr an 312 Maßnahmen teilgenommen, unter anderem an 74 Vorstellungsgesprächen. Zudem wohnte Koterba-Göbel Sitzungen des Kreistags, Kreisausschusses, Jugendhilfeausschusses und Frauenbeirats bei, wirkte beim betrieblichen Gesundheitsmanagement, bei der Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit und beim Tag der seelischen Gesundheit mit.

Auch für Öffentlichkeitsarbeit ist die Gleichstellungsbeauftragte zuständig. „Dafür nutze ich gern unser Kreismagazin DÜW-Journal, in dem ich 2023 in jeder Ausgabe auf einer Seite über Inhalte zu Gleichstellungsthemen berichtet habe“, sagte Koterba-Göbel. Darüber hinaus netzwerke sie, tausche sich etwa mit Kolleginnen und Kollegen aus, und pflege Kontakte zu Ehrenamtlichen, die in den Verwaltungen im Landkreis bestellt sind. Ihr Netzwerk reiche vom Mehrgenerationenhaus über Frauenhaus, Kreisvolkshochschule und Agentur für Arbeit bis hin zu Gemeindeschwestern plus, Frauennotruf, Lebenshilfe sowie Gesundheits- und Jugendamt. Nicht zuletzt nehme sie an diversen Fachtagungen teil.

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