Bad Dürkheim Mit männlicher Verstärkung

Vor fünf Jahren begeisterte das Chiarina-Quartett schon einmal mit leidenschaftlichem und lebendigem Spiel das Publikum der Wachenheimer Serenade. Nun kehren die vier jungen Musikerinnen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz nach Wachenheim zurück. Beim dritten Saisonkonzert spielt das Quartett am Samstag, den 6. Mai, um 19 Uhr im Alten Kelterhaus des Weinguts Dr. Bürklin-Wolf. Unterstützt wird es dabei von Simon Bernstein, dem Solopaukisten der Staatsphilharmonie.

Eine Besonderheit des Chiarina-Quartetts ist die rein weibliche Besetzung. Das trifft diesmal nicht zu. Und das hat durchaus spezifisch weibliche Gründe: Primgeigerin Felicitas Laxa sieht Mutterfreuden entgegen und pausiert. Ersetzt wird sie von einem männlichen Orchesterkollegen, von Felix Wulfert, der die zweite Violine übernimmt. Johanna Lastein rückt auf die Position der Primaria. Weiterhin dabei sind Stella Sykora an der Bratsche und Rut Bántay am Violoncello. Auch in dieser Besetzung verspricht das Chiarina-Quartett seinem guten Ruf gerecht zu werden, den es sich nicht erst seit seinem letzten Auftritt in Wachenheim erspielt hat. „Chiarina“ ist der Kosename, den Robert Schumann seiner Frau Clara gab. Der Name ist dabei auch Programm, spielt er doch nicht nur auf das weibliche Element an, sondern verweist auf das Romantische, die Verbindung von hoher Emotionalität und Sensibilität, die das Spiel des Quartetts auszeichnet. Mit von der Partie an diesem Abend ist Simon Bernstein. Der gebürtige Frankfurter hat an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Schlagzeug studiert und ist seit 2013 Solopauker der Staatsphilharmonie. In Wachenheim ist er auf dem Marimbaphon zu hören, denn wie alle klassischen Schlagzeuger beherrscht er nicht nur das ganze Arsenal an Perkussionsinstrumenten, sondern auch die gestimmten Stabspiele. Zum Auftakt des Konzerts steht jedoch ein reines Streichquartett auf dem Programm. Felix Mendelssohn-Bartholdy war 18 Jahre alt, als er unter dem Eindruck von Beethovens Tod sein Quartett a-Moll op. 13 schrieb. Und von Beethoven ist es auch beeinflusst in seiner konstruktiven Dichte, dem ernsten Tonfall, der eigenwilligen Form mit einem gedankenschweren Adagio als Einleitung und Coda des letzten Satzes. Das vor allem rassistisch begründete Vorurteil, Mendelssohns Musik sei gefällig, aber glatt und ohne Tiefgang, wird hier nachdrücklich Lügen gestraft. Es folgt das Konzert für Marimbaphon und Orchester des brasilianischen Komponisten und Marimbaphonisten Ney Rosauro mit Simon Bernstein als Solisten, wobei das Quartett ohne irgendwelche Verluste den Orchesterpart übernimmt. Beeinflusst von brasilianischer Folklore und vom Jazz, ist es ein Werk, bei dem Bernstein seine Künste als Virtuose auf dem Marimbaphon vorführen kann. Zum Abschluss eine Rarität, die nicht nur von musikalischem, sondern auch von biografischem Interesse ist: Das zweite Streichquartett von Pavel Haas. Haas zählt zu den sogenannten „Theresienstadt-Komponisten“, einer Gruppe von tschechisch-jüdischen Komponisten, die von den Nazis ins KZ Theresienstadt deportiert wurden, wo ihnen erlaubt wurde, ungehindert ihrer künstlerischen Arbeit nachzugehen. Theresienstadt sollte zum Vorzeigeghetto werden, um der Welt vorzuspielen, dass es den Juden in den Lagern eigentlich gut ginge. Nachdem das Lager mitsamt dem kulturellen Betrieb dem Roten Kreuz vorgeführt worden war und die Künstler ihre propagandistischen Zweck erfüllt hatten, wurden sie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Haas war noch Meisterschüler von Leoš Janácek, dessen Einflüsse in seiner Musik spürbar sind. Sein zweites Streichquartett „Von den Affenbergen“ schrieb Haas bereits 1925 – eine Programmmusik über eine Reise in das mährische Gebirge. Modern, von diversen Stilen geprägt, aber durchaus auch vergnüglich, wobei Haas im letzten Satz noch einen pointierten Schlagzeugpart hinzufügt, bei dem Simon Bernstein verschiedene Instrumente zum Einsatz bringt. Info Karten sind unter anderem bei der Tourist-Information Wachenheim erhältlich: 06322 9580802 .

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