Bad Dürkheim Harmonischer Abschied mit ein bisschen Wehmut

„Eine Stütze des Kulturlebens“: Roland Würtz beim Abschiedskonzert seiner Leiningischen Hauskapelle.
»Eine Stütze des Kulturlebens«: Roland Würtz beim Abschiedskonzert seiner Leiningischen Hauskapelle.

Ein bisschen Wehmut war sicher auch dabei beim letzten Konzert der Leiningischen Hauskapelle unter Leitung von Roland Würtz in der Protestantischen Kirche Weisenheim am Berg. Der Leiter und Musiklehrer im Ruhestand dirigierte beim Abschluss der 9. Weisenheimer Kulturtage noch einmal sein Orchester, das er ins Leben gerufen hat und machte den Musikern und dem Publikum noch einmal Freude.

Ganz im Zeichen der Mannheimer Schule, der sich Würtz zeitlebens widmete, stand auch dieses Konzert, das der Dirigent sehr kenntnisreich moderierte. Begonnen wurde mit einem Violinkonzert von Carlo Tessarini, der wahrscheinlich auch Stamitz kompositorisch unterrichtete. Sylvia Würtz, die Tochter des Dirigenten, war Geigerin im Göteborger Opernorchester und ebenso in einem italienischen Orchester. Jetzt spielte sie den Solopart des Konzerts mit lockerer Verve und Schwung. Tänzerische Leichtigkeit und Esprit, sonorer Klang: Das barocke Werk gewann feine, erregende Fahrt und mitreißenden Drive. Johann Stamitz war der Begründer der Mannheimer Schule und er hat als erster das höfische Menuett in die Sinfonie eingeführt. Viele hervorragende Musiker aus seiner böhmischen Heimat hat er mit nach Mannheim gebracht. Seine Sinfonia in G war ein schwungvolle Beispiel vorklassischer Musik. In Mannheim geboren wurde sein Sohn Carl Stamitz und dessen Flötenkonzert D-Dur musizierte nun Isabel Gonzalez Villar. Die junge spanische Musikerin ist Dirigentin des Blasorchesters Meckenheim, unterrichtet dort Block- und Querflöte an der Pfälzischen Musikschule, studierte „Master of Music“ an der Musikhochschule Mannheim. Ausdrucksstark formte die Flötistin ihre Melodien, gestaltete schöne gesangliche Bögen mit warmen, duftigen Farben. Starke Technik eröffnete sie dabei in der Solo-Kadenz, mit eingebungsvoll geschwungenen Linien und Girlanden. Überaus wandlungsfähig musizierte die Solistin ihren Part, klanglich wie im Ausdruck. Dabei beschwor sie arkadische Szenerien im langsamen Satz und begeisterte in den raschen Sätzen mit aufgewecktem Schwung und elastischen Wechseln aus schmiegsamen Linien und akzentuierungsfreudigen Nonlegato-Läufen. Ein Schüler von Johann Stamitz war Ignaz Fränzl, der als erster Mannheimer Generalmusikdirektor hier die Akademiekonzerte begründete. Sehr engagiert musizierte die Leiningische Hauskapelle dessen Sinfonie in C, brachte große Beredsamkeit hinein. Fern von höfischer Geziertheit ertönte das Menuett, das kräftig rustikal einen eher volksmusikantischen Ton erhielt. Das Finale klappte besonders gut, wurde in punktgenauen Akzentuierungen und schwungvollem Elan musiziert. Vom jungen Ludwig van Beethoven gab es am Ende des Konzertes zwei Menuette: Schöne volksliedhafte Themen ließ die Leiningische Hauskapelle schwingen, wurden die dynamischen Anweisungen des Dirigenten sehr genau befolgt. „Sie klatschen sicher auch noch für unsere letzten 44 Jahre“, meinte Roland Würtz am Ende zum Publikum und hatte sicher Recht damit. „Sie waren eine Stütze des Kulturlebens“, würdigte Hans-Joachim Fischer, Vorsitzender des Fördervereins der Weisenheimer Kulturtage, die Leistungen von Würtz und des von ihm ins Leben gerufenen Kammer-Orchesters. Dieses sei ein Sprungbrett ins Berufsleben gewesen für die jungen Musiker. „Sie konnten Ihre Schüler für die Musik begeistern, das hat Ihnen ebenso genützt wie der Hauskapelle, die regelmäßig junges Blut bekommen hat“, so Fischer.

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