Wissen Rote Liste: 40.000 Arten verzeichnet

Bedroht: die Helm-Azurjungfer.
Bedroht: die Helm-Azurjungfer.

Libellen sind fliegende Edelsteine und wahre Flugkünstler . Viele Exemplare sind jedoch vom Aussterben bedroht – auch hierzulande.

Jeder kennt sie, viele mögen sie. Libellen sind gerngesehene Besucher an heimischen Gartenteichen oder in Feuchtgebieten. Doch mit dem Schwund ihrer Lebensräume sind viele Arten vom Aussterben bedroht.

Libellen leisten den Menschen gute Dienste, weil sie ihnen stechende Plagegeister wie Mücken und Bremsen vom Leib halten. Erstmals hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Gefährdung dieser Insekten unter die Lupe genommen und stellt fest: 16 Prozent der gut 6000 Arten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Hauptgründe seien die Zerstörung von Feuchtgebieten sowie Pestizide und andere Chemikalien in Gewässern, berichtet die IUCN. Feuchtgebiete verschwänden dreimal so schnell wie Wälder. Die Umweltstiftung WWF nannte Libellen „fliegende Edelsteine und wahre Flugkünstler“, die unberührte Biotope brauchen.

Mehr als 142.000 Arten wurden untersucht

Mit den Libellen und anderen Arten hat die IUCN ihre seit 1964 geführte Rote Liste der bedrohten Arten aktualisiert. Sie umfasst nun in den stetig wachsenden Kategorien erstmals mehr als 40.000 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Insgesamt wurden bislang mehr als 142.000 Tier- und Pflanzenarten untersucht.

In Süd- und Südostasien sowie Zentral- und Südamerika verschwänden die Lebensräume der Libellen vor allem durch Waldvernichtung. Wälder würden gerodet, um Viehweiden, Siedlungen oder Plantagen mit Palmöl, Zuckerrohr oder Soja anzulegen. In Nordamerika und Europa seien vor allem Schadstoffe das Problem, das Schrumpfen der Lebensräume und der Klimawandel.

Intensive Landwirtschaft: Bestände nehmen ab

Als global bedroht gilt auch eine in Deutschland heimische Libelle: die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) mit einer markant blau-schwarzen Zeichnung. „Auch hierzulande führen Libellen ein Rückzugsgefecht an vielen Fronten“, sagt Viola Clausnitzer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Ihre Bestände nähmen vor allem durch eine Intensivierung der Landwirtschaft ab.

In den Hochmoorgebieten im Norddeutschen Tiefland wanderten neue Arten ein, die dort vorher heimische Libellen verdrängen. Dort hätten früher nur für dieses nährstoffarme Habitat angepasste Spezialisten gelebt. Doch die Gebiete würden nährstoffreicher, etwa durch Stickstoff aus Überdüngung oder auch aus dem Straßenverkehr. Dadurch wanderten Arten ein, die sonst in den Gewässern nicht vorkommen. Das bedrohe etwa die Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) und die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa).

Mit höheren Temperaturen wandern Libellen aus

In Südeuropa setze der Klimawandel den Libellen zu. „Wenn Gewässer häufiger oder früher austrocknen, können Larven sich nicht entwickeln“, sagt Clausnitzer. Viele Arten seien gefährdet, weil viel Wasser aus Bächen für Agrarflächen abgeleitet wird. Mit höheren Temperaturen wanderten Libellenarten aus Südeuropa, wo sie weniger kühle Quellbäche finden, nach Norden, wie die rote Feuerlibelle (Crocothemis erythraea): „Sie ist sehr robust, den ursprünglich dort lebenden heimischen Arten überlegen und verdrängt sie“, sagt Clausnitzer.

Der WWF rief die neue Bundesregierung auf, Strukturarmut und den Pestizideinsatz auf Feldern und Plantagen flächendeckend und schnellstmöglich zu reduzieren. Moore müssten besser geschützt werden.

Ebenfalls gefährdet: die Zwerglibelle.
Ebenfalls gefährdet: die Zwerglibelle.
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