Wissen Mondsüchtig der Liebe wegen

Eine Motte vor der Kulisse des Mondes. Er bietet den Insekten Orientierung.
Eine Motte vor der Kulisse des Mondes. Er bietet den Insekten Orientierung.

Mottenmännchen nutzen den Mond als Kompass bei der Partnersuche

Der Mond spielt eine Schlüsselrolle für das Fortpflanzungsverhalten männlicher Nachtfalter. Wenn der Mond am Horizont erscheint, finden sie besser und schneller Weibchen. Glücklicherweise lassen sich die Mottenmännchen durch geringe Lichtverschmutzung nicht ablenken.

Die Anzahl an Insekten ist seit Jahren rückläufig. Auch Nachtfalter sieht man seltener. Das ist auch deshalb tragisch, weil sie nächtens als Bestäuber unterwegs sind und so eine wichtige Rolle im Ökosystem übernehmen. Ein möglicher Grund für den Insektenschwund ist die Lichtverschmutzung, von der vor allem nachtaktive Arten betroffen sind, die sich an den Gestirnen orientieren und durch künstliche Lichtquellen abgelenkt werden können.

Mistkäfer orientieren sich an der Milchstraße

„Nachtaktive Insekten haben sich unter natürlichen nächtlichen Lichtverhältnissen entwickelt und können daher schwaches Licht, einschließlich Sternenlicht, zur Orientierung nutzen. Mistkäfer zum Beispiel können sich an der Milchstraße orientieren und auch Polarisationsmuster des Mondlichts wahrnehmen“, erläutert Franz Hölker, ein Mitautor der aktuellen Studie.

Deshalb untersuchte das Forschungsteam das Fortpflanzungsverhalten von Mottenmännchen der Art Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri) unter verschiedenen Lichtbedingungen in einer dunklen, von Lichtverschmutzung weitgehend verschonten Nachtlandschaft. Sie kombinierten Verhaltensexperimente mit detaillierten Lichtmessungen mit einer All-Sky-Kamera. „Damit ist es möglich, die nächtliche Lichtumgebung komplett zu erfassen und natürliche Lichtquellen beispielsweise von „Skyglow“– eine Art indirekter Lichtverschmutzung – zu unterscheiden“, so Physiker Andreas Jechow. Das Team konnte so erstmalig zeigen, dass männliche Motten den Mond als Orientierung nutzen, um Weibchen zu finden.

Falter finden Weibchen im Mondschein schneller

Bei den Verhaltensexperimenten fanden die freigelassenen männlichen Falter die Weibchen in den Käfigen mit höherer Wahrscheinlichkeit und deutlich schneller, wenn der Mond über dem Horizont stand. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Mond durch Wolken verdeckt war. Auch die Mondphase war kein signifikanter Einflussfaktor. Allerdings spielte die Position des Mondes eine Rolle für die eingeschlagene Flugrichtung: Je südlicher der Mond stand, desto eher flogen die Männchen mit den Weibchen zu den nach Süden ausgerichteten Käfigen – sie nutzen ihn quasi als Kompass.

Entfernte künstliche Lichtquellen – wie etwa eine Lichtglocke am Horizont – lockten die Männchen nicht an. „Sobald der Mond über dem Horizont erscheint und sich von der allgemeinen Beleuchtung durch Lichtverschmutzung in Horizontnähe abhebt, fliegen die männlichen Falter dorthin und nicht weg“, sagt die Leiterin der Studie Jaqueline Degen von der Universität Würzburg. Nun gelte es zu untersuchen, inwieweit die Insekten beeinflusst werden, wenn sie stärkerer Lichtverschmutzung durch eine oder mehrere starke Lichtquellen ausgesetzt sind.

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