Wissen Hoffnung für Korallenriffe

Acropora tenius beim Ablaichen.
Acropora tenius beim Ablaichen.

Die Verschmutzung der Meere und der Klimawandel setzen den Korallenriffen mächtig zu. Das wohl prominenteste Beispiel: das Great-Barrier-Reef vor der Küste Nord-Ost-Australiens. Forschenden des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg ist es nun bundesweit erstmals gelungen, Steinkorallen zu vermehren.

Das Team stellte dabei die Umweltbedingungen im Labor so nach, dass sie denen im Pazifischen Ozean – der Heimat der Korallen – entsprachen. Die Tiere vermehrten sich sexuell, was weltweit erst wenige Male gelang.

Teilkorallen genetisch gleich

Die verwendeten Acropora-Korallen gehören zur wichtigsten Gattung der Steinkorallen und kommen in natürlichen Korallenriffen sehr häufig vor. Die Hohltiere laichen nur einmal im Jahr. Dabei geben tausende Korallen ihre Eizellen und Spermien gleichzeitig ins Wasser ab. Dieses exakt synchronisierte Massenereignis findet nur unter ganz besonderen Bedingungen statt, was die Vermehrung im Aquarium schwierig macht: Wenn Tageslänge, Mondzyklus und Klimafaktoren nicht genau mit den natürlichen Bedingungen übereinstimmen, produzieren die Korallen keine Nachkommen.

Die gängige Methode zur gezielten Vermehrung ist daher bislang die Fragmentierung. Dabei wird eine große Koralle in kleinere Teile gebrochen, die schnell wachsen und in Aquarien oder bei der Riffaufforstung zum Einsatz kommen. Diese Teilkorallen sind jedoch genetisch identisch, was sie anfällig gegenüber Umweltveränderungen wie steigenden Wassertemperaturen macht. Sexuell vermehrte Jungtiere sollen widerstandsfähiger sein und sich nach der Überzeugung der Wissenschaftler besser an veränderte Bedingungen anpassen.

50 000 entwickelte Larven

Um die Acropora-Korallen zum Ablaichen zu bringen, wurden die Aquarien in Wilhelmshaven mit Technik erweitert, um australische Bedingungen herzustellen. Dabei simulierten die Forscher sowohl Wasserchemie und Mondzyklen als auch Tageslänge, Beleuchtung und Temperatur. Pünktlich eine Woche nach Vollmond im Dezember war es so weit: Die Korallen gaben gleichzeitig ihre Eier und Spermien ins Wasser ab. Die Keimzellen stiegen zur Oberfläche, wo die Forscher sie einsammelten. Die Forscher mischten jeweils Eier und Spermien aus unterschiedlichen Kolonien, um eine möglichst große genetische Vielfalt bei den Jungtieren zu erreichen. „Wir haben eine annähernd 100-prozentige Befruchtungsrate erreicht und konnten nach wenigen Tagen rund 50.000 entwickelte Larven zur Ansiedlung bringen“, so die Bilanz der Wissenschaftler.

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