Wissen Hirse schon in der Bronzezeit ein Hit

In drei Monaten reif: Hirse.
In drei Monaten reif: Hirse.

Getreide soll künftig Welternährung sichern

Leicht anzubauen, kurze Wachstumsperiode und dürreresistent: Die Rispenhirse (Panicum miliaceum) gehört heute zu den Nahrungsmitteln mit unschätzbarem Wert für die Welternährung. Diese Vorteile wussten schon die Menschen in der Bronzezeit zu schätzen – und das fast weltweit.

Bereits vor 3500 Jahren lebten die Menschen in einer globalisierten Welt. Das ist die Schlussfolgerung von Forschenden der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU). Sie haben den Ausbreitungsweg von Rispenhirse im Detail rekonstruiert und herausgefunden, dass das Getreide damals von Asien nach Mitteleuropa kam. Die Untersuchung liefert den historischen Kontext für ein gerade wiederentdecktes Getreide. Nicht ohne Grund ernannte die Food and Agriculture Organization of the United Nations das Jahr 2023 zum „Internationalen Jahr der Hirse“. In Zeiten zunehmender Klimaerwärmung sollen Hirsen als dürreresistente Getreide die Ernährung der Bevölkerung sichern, wenn andere Getreide ausfallen.

Die Getreidekörner sind fest verpackt

Durch ihre kurze Wachstumsperiode von nur drei Monaten kann sie in Nordeuropa als Ausfallfrucht eingesetzt werden, wenn Spätfrost andere Getreide zerstört hat. Außerdem lässt sie sich gut lagern. Die kleinen Getreidekörner sind fest in Spelzen verpackt, was sie vor Insekten und Pilzbefall schützt. Zudem ist die Hirse im Vergleich zu anderen Getreiden einfacher zuzubereiten. Sie muss nicht lange kochen, sondern kann in heißem Wasser quellen. Das macht sie zu einem „Superfood to go“ – für mobile Reiternomaden ebenso wie für sesshafte Bauern.

Diese Vorteile führten zu einer Ausbreitung der Rispenhirse, die ihresgleichen sucht. „Die Resistenz der Hirse überzeugte damals weltweit. Nach vielen Jahren der Domestikation in China wurde sie in der Bronzezeit gen Westen verbreitet“, sagt Dragana Filipovi vom Institut für Ur- und Frühgeschichte. „Wir konnten demonstrieren, dass die Hirse um 1600 vor unserer Zeit die nördliche Schwarzmeerregion erreichte und um 1500 die Po-Ebene in Norditalien. Um 1400 vor unserer Zeit überquerte sie die Alpen und um 1200 erreichte sie schließlich Nordeuropa.“

Vorteil autarker Versorgung

Die Hirse diente ab der Bronzezeit als wichtige Quelle zur Sicherung der Ernährung in weiten Teilen des bronzezeitlichen Europas. Während der Bronzezeit brach die Versorgung mit Bronze zwischenzeitlich zusammen. Das Getreide hingegen wurde von den Menschen in allen Regionen selbst angebaut. Die Versorgung mit Hirse blieb also gesichert. Ein Vorteil autarker Versorgung gegenüber komplexer Handelsketten.

„Die Menschen der Bronzezeit waren uns diesen wichtigen Schritt voraus. Sie wussten bereits, dass lebensnotwendige Bedürfnisse mit den lokalen Möglichkeiten gedeckt werden sollten“, so Kirleis.

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