Wissen Gemüsezucht in der Antarktis: Paprika geht

DLR-Forscher Paul Zabel war der erste „Gärtner“ auf der Neumayer-Station. Der Container, in dem die Pflanzen ohne Erde und unter
DLR-Forscher Paul Zabel war der erste »Gärtner« auf der Neumayer-Station. Der Container, in dem die Pflanzen ohne Erde und unter künstlichem Licht wachsen, hat demnächst ausgedient.

Bei minus 45 Grad gärtnern Forscher der Neumayer-Station in der Antarktis in einem Container – Probelauf für Gemüseanbau im All

Vier Jahre lang wurde im Gewächshaus an der Neumayer III-Station in der Antarktis gegärtnert: Allein in diesem Jahr wurden 260 Kilo Gemüse, Salate und Kräuter geerntet. Nun steht eine große Veränderung an.

Nach vier Jahren Nutzung ist das Gewächshaus an der Neumayer-Station in der Antarktis demnächst Geschichte: Schon bald wird Wissenschaftlerin Jess Bunchek die letzte Ernte im ewigen Eis einfahren. „Wir haben alles gelernt, was wir wissen wollten“, sagte Daniel Schubert, vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme und Leiter des Projekts „Eden ISS“. „Es ist Zeit für etwas Neues.“

Für die Salaternte erst einmal in den Schutzanzug

Zusammen mit dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) werde das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den nächsten Jahren eine neue Gartenanlage entwickeln. Diese soll als Indoor-Garten für Jahrzehnte in die vom AWI betriebene Neumayer III-Station integriert werden. Der Gartencontainer „Eden ISS“ steht 400 Meter von der Forscherbasis entfernt. „Es hat sich herausgestellt, dass es nicht sinnvoll ist, für die Ernte von einem Salat den Schutzanzug anzuziehen und fast einen Kilometer zu laufen“, so Schubert.

Im 13 Quadratmeter großen DLR-Gewächshaus wachsen die Pflanzen seit 2018 ohne Erde unter künstlichem Licht und werden mit einer Nährstofflösung besprüht – während außerhalb Temperaturen von bis zu minus 45 Grad Celsius herrschen. Die Wissenschaftler des DLR erforschen, wie Astronauten zukünftiger bemannter Mond- und Marsmissionen mit möglichst wenig Zeit- und Energieeinsatz viel frisches Gemüse züchten können.

Botanikerin von der Nasa als Gastforscherin

Als erster Gärtner war DLR-Ingenieur Paul Zabel für ein Jahr in der Antarktis. Unterstützt wurde er vom DLR-Kontrollzentrum in Bremen. Im Januar 2021 übernahm die Botanikerin Bunchek von der US-Raumfahrtbehörde Nasa als Gastforscherin das Gärtnern. Bislang erntete sie 260 Kilo Gemüse, Salate und Kräuter – eine ähnlich große Menge wie ihr Vorgänger Zabel. Der hatte allerdings Probleme bei der Paprikazucht. „Die konnten wir jetzt lösen“, sagte Schubert. Jess Bunchek hatte spezielle Nasa-Sorten mitgebracht, die auf der Internationalen Raumstation ISS bereits zum Einsatz gekommen waren. „Wir haben dieses Mal super Ergebnisse mit den Paprikapflanzen erzielt“, so Schubert. Die Crew habe die süßen und scharfen Paprikasorten sehr gemocht. Schwierig sei jedoch die Zucht von Spinat.

Allein das Ansehen von Gemüse macht Freude

Die Ergebnisse einer Studie zur psychologischen Wirkung des Gemüses auf die Überwinterungscrew der Neumayer III-Station, die aus zehn Personen besteht, steht noch aus. Sie sollen im Frühjahr 2022 nach dem Ende der Mission „Eden ISS“ vorgestellt werden. Aber eines sei bereits jetzt klar, so Bunchek: „Die Pflanzen haben einen psychologischen Benefit.“ Dabei gehe es nicht allein nur um den Geschmack und den Geruch. „Schon das Ansehen macht Freude“, hat Bunchek an sich, aber auch an ihren Kolleginnen und Kollegen bemerkt.

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