Wissen E-Mail an Horst

Der bayerische Staatsapparat ist eine Errungenschaft der Aufklärung – und hat mit seiner bauernschlauen Rationalität den Freistaat so hingebracht, wie er heute dasteht: mit beiden Haxn auf der Alm. Das können auch ein paar Politiker nicht erschüttern, die sich in Maut-Labyrinthen verrennen oder über ihre Amigos und Nebengschäftln drüber fallen. Sie hams ja bloß gut gmeint. Nun gilt im weiß-blauen Weißwurst-Paradies die Leutseligkeit – vulgo: Bürgernähe – viel. Und damit das so bleibt und die Großkopferten bloß im Rausch über dem Bierbankerl schweben, auf dem der Stammtisch in königlich-bayerischer Ruh’ seine Maß austrinkt, bedient sich die Staatsregierung sogar modernster Technik. Auf Bayerns Internetseiten gibt es einen Knopf. An dem steht: Schreiben Sie eine E-Mail an den Ministerpräsidenten. Warum net? Und weil es einen besorgten Landessohn im Pfälzer Exil schon länger umtreibt, dass bei der alten Bayernhymne so gar niemandem mehr rauhe Tränen der Rührung in die Augen schießen, hat er sich gedacht: Es ist Zeit für ein neues Patrioten-Gstanzl, das die Menschen wieder heranfensterlt an den Staat. Ein Text ist schnell geschrieben, der Refrain ergibt sich mit Gottes Hilfe wie von selbst: „Mir san mir, mir san stärker wia de Stier.“ Wei’s wahr is. Das Lied gipfelt in einer stimmungsvollen Sentenz, die jedem Bayern das Herz aufgehen lässt: „Do geh her, Saupreiß, fangst a paar!“ Und weil man genauso modern ist wie der Herr Ministerpräsident und der sündige Schädel des Bayern in barocken Kirchenbuidln denkt, zeichnet man ein bisserl und bekniet das Töchterlein, daraus ein Youtube-Video zu machen. Schließlich ist der „Vorschlag für eine neue bayerische Nationalhymne“ untertänigst in München eingereicht. Und jetzt tritt die Leutseligkeit durch die rationalen Filter des bayerischen Staatsapparats hindurch auf den Landessohn zu. Unter dem „Vorgang 559997“ wird dem „Sehr geehrten“ Antragsteller per Mail zurückgedankt. Und zwar von „Ministerpräsident Seehofer persönlich“. „In seinem Auftrag“ werde man antworten. „Der Satz ,Mir san mir’ ist natürlich sehr stark mit dem Selbstverständnis der Bayern verbunden“, doziert der zuständige Sachbearbeiter, „drückt jedoch nicht aus, was die Bayernhymne beinhaltet. Ministerpräsident Horst Seehofer hat die Bayernhymne zu ihrem 150. Geburtstag im Jahr 2010 deshalb auch als perfekten musikalischen Ausdruck für bayerische Tradition und Lebensgefühl gewürdigt. Das Bayernlied ist übrigens seit 1966 die offizielle Bayernhymne. Und er (wortwörtlich) ehemalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß hat mit einer Bekanntmachung vom 18. Juli 1980 festgelegt, dass die zweistrophige Fassung der Bayernhymne bei offiziellen Anlässen zu spielen ist.“ Oha! Der Strauß! Hier die Bayernhymne in der von IHM höchstselbst autorisierten Fassung: „Gott mit dir, du Land der Bayern,/ deutsche Erde, Vaterland!/Über deinen weiten Gauen ruhe Seine Segenshand!/Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau/Und erhalte dir die Farben/Seines Himmels, weiß und blau!/Gott mit dir, dem Bayernvolke,/ dass wir, uns’rer Väter wert,/fest in Eintracht und in Frieden/bauen uns'res Glückes Herd!/Dass mit Deutschlands Bruderstämmen/einig uns ein jeder schau/und den alten Ruhm bewähre/unser Banner, weiß und blau!“ Da kann der Horst halt nix machen. Weil wenn des der Strauß so gsagt hat. Gott hab ihn selig ... @google: „DogHarp Mir san mir“

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