Wissen 30 Jahre Wiedervereinigung: Was sich Westfrauen von ihren Ostkolleginnen abschauen

In der ehemaligen DDR kamen schon Säuglinge in die Krippe. Bis zur Schule wurden sie dort mit vielen anderen Kindern betreut, da
In der ehemaligen DDR kamen schon Säuglinge in die Krippe. Bis zur Schule wurden sie dort mit vielen anderen Kindern betreut, damit ihre Mütter möglichst schnell wieder arbeiten gehen konnten.

Auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nehmen in Ostdeutschland aufgewachsene Mütter nach der Geburt eines Kindes schneller wieder eine Arbeit auf und arbeiten dann auch mehr Stunden als in Westdeutschland aufgewachsene Mütter. Doch die lassen sich immer häufiger beeinflussen.

Das zeigt ein Vergleich des Erwerbsverhaltens von ost- und westdeutschen Müttern auf beiden Seiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze innerhalb derselben Pendelregion. Die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung veröffentlichte Studie macht zudem deutlich: Westdeutsche Mütter lassen sich stärker von einem ostdeutschen Umfeld beeinflussen als andersherum.

Die Studienautorinnen Uta Schönberg (University College London), Barbara Boelmann (Universität Köln) und Anna Raute (Queen Mary University of London) analysierten das Erwerbsverhalten von Frauen, die auf die jeweils andere Seite der ehemaligen innerdeutschen Grenze gezogen sind. Dabei zeigt sich eine starke Asymmetrie beim Beibehalten der Muster, mit denen die Frauen aufgewachsen sind.

Mütter kehren früher zur Arbeit zurück

Auch nach langem Kontakt mit den immer noch traditionelleren westdeutschen Erwerbsmustern von Frauen und Männern kehren in Ostdeutschland aufgewachsene Mütter früher zur Arbeit zurück und arbeiten länger als ihre westdeutschen Kolleginnen. Im Gegensatz dazu passen in Westdeutschland aufgewachsene und in Ostdeutschland erwerbstätige Mütter ihr Erwerbsverhalten nach der Geburt weitgehend an das Erwerbsverhalten ihrer ostdeutschen Kolleginnen an.

Schönberg, Boelmann und Raute haben zudem herausgefunden: Sogar wenn nur einige ostdeutsche Frauen in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung in westdeutschen Betrieben tätig wurden, veranlasste das einheimische westdeutsche Kolleginnen, nach der Geburt eines Kindes schneller zur Arbeit zurückzukehren. „Migration kann ein Katalysator für den kulturellen Wandel sein“, sind Schönberg, Boelmann und Raute überzeugt.

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