Wirtschaft Zuversicht trotz politischer Risiken

Der deutsche Aktienindex (Dax) hat die Marke von 12.000 Punkten zurückerobert. Denn der Ausgang der Wahl in den Niederlanden hat auch an den Börsen große Erleichterung ausgelöst. Obendrein ist die Bilanzsaison der 30 Dax-Konzerne erfreulich gelaufen: 22 von ihnen verzeichneten laut einer Analyse der Unternehmensberatung Ernst & Young ein Gewinnplus, nur sieben mussten Einbußen hinnehmen. Doch die nächste kritische Abstimmung wirft schon ihre Schatten voraus: Heute Abend treten die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen und die übrigen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zu einem Fernsehduell an. Da Le Pen für einen Austritt Frankreichs aus der Eurozone wirbt, ist dieses Ereignis nicht nur aus politischer, sondern auch wirtschaftlicher Sicht brisant. Bereits heute Vormittag legt in Deutschland der Sachverständigenrat für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eine neue Konjunkturprognose für 2017 und 2018 vor. Schon bei ihrem letzten Auftritt im November hatten die Wirtschaftsweisen die Politik gemahnt, die gute Konjunkturlage für Reformen zu nutzen – und gleichzeitig die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Deren österreichisches Ratsmitglied Ewald Nowotny hatte am Freitag mit einem Interview Spekulationen über eine baldige Erhöhung des negativen EZB-Einlagenzinses angeheizt. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet dämpfte allerdings die Erwartungen auf eine Abschaffung der Strafzinsen. Vor der Stichwahl in Frankreich am 7. Mai werde die EZB wohl keine Kursänderung vornehmen, kommentieren die Analysten der hessisch-thüringischen Landesbank Helaba: „Bedingung für eine zumindest verbale Richtungsänderung dürfte ein europafreundlicher Wahlausgang in Frankreich sein.“ Ungeachtet der politischen Risiken ist die Stimmung bei Wirtschaft und Verbrauchern laut jüngsten Erhebungen gut. Das dürften auch die Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter den Einkaufsmanagern deutscher und europäischer Unternehmen bestätigen, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Das Umfeld für den Aktienmarkt ist also positiv. Einen Kursrutsch muss allerdings die Deutsche Bank befürchten: Morgen startet das Institut seine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung. Die Ausgabe neuer Aktien verwässert für gewöhnlich den Kurs.

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