Oakland Wie Apps auf dem iPhone verkauft werden dürfen

Gerüstet für einen langen Kampf: Anwälte von Apple bringen kistenweise Dokumente ins Gerichtsgebäude in Oakland.
Gerüstet für einen langen Kampf: Anwälte von Apple bringen kistenweise Dokumente ins Gerichtsgebäude in Oakland.

Ein Gerichtsprozess im kalifornischen Oakland zwischen Apple und der Firma Epic Games, die das Spiel Fortnite entwickelt hat, könnte das App-Geschäft auf dem iPhone verändern.

Die Spielefirma will einen eigenen App-Store auf dem iPhone betreiben und Apple keine Abgabe für Einnahmen aus dem Verkauf digitaler Artikel zahlen. Apple verteidigt das aktuelle System, bei dem Anwendungen nur über den App-Store des Konzerns geladen werden können. Das sei unter anderem notwendig, um die Nutzer vor Betrug und Software-Fehlern zu schützen.

Der Streit entbrannte im August. Epic hielt sich nicht mehr an die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Vorgabe, dass virtuelle Artikel in seinem populären Spiel „Fortnite“ auf iPhones nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden können. Dabei behält Apple 30 Prozent des Kaufpreises ein. Apple warf die App daraufhin aus dem Store. Wer sie bereits auf dem Telefon hatte, kann sie aber weiter nutzen.

Epic-Anwältin Katherine Forrest verglich Apple deswegen mit einem Autobauer, der jedes Mal 30 Prozent vom Preis beim Auftanken haben wolle. Apple entgegnete, es seien in der Branche übliche Konditionen, und die Investitionen in den Aufbau der Plattform rechtfertigten die Abgabe. Außerdem könnten „Fortnite“-Spieler digitale Inhalte oder die Spiel-Währung „V-Bucks“ auch anderswo kaufen und auf dem iPhone nutzen – ohne dass dabei etwas an Apple abfiele.

Epic im Kreuzverhör

Der erste Prozesstag wurde von den Eröffnungsplädoyers und der Befragung von Epic-Chef Tim Sweeney ausgefüllt. Er sagte unter anderem, Apples Regeln schadeten „jeder Facette“ des Epic-Geschäfts. Er unterstütze das Recht von Apple, ein System für In-App-Käufe anzubieten – aber es müsse auch Raum für Alternativen geben.

Im Kreuzverhör wiesen Apples Anwälte Sweeney darauf hin, dass Epic kein Problem damit habe, zu identischen Konditionen auf Spielekonsolen wie Sonys Playstation oder Microsofts Xbox aktiv zu sein. Sweeney argumentierte mit unterschiedlichen Ausgangspositionen: Konsolen-Hardware gelte als ein Verlustgeschäft, bei dem Geld über Spiele verdient werden müsse. Das iPhone sei hingegen hochprofitabel.

Die Apple-Anwälte betonten, dass die Konsolen für Epic eine viel wichtigere Geldquelle als das iPhone seien. So habe „Fortnite“ auf der Playstation 6 Milliarden Dollar (rund 4,9 Mrd Euro) bis Ende 2020 eingespielt und 3,5 Milliarden Dollar auf der Xbox. Auf dem iPhone habe Epic hingegen 750 Millionen Dollar eingenommen. Der eigene App-Store von Epic sei unterdessen Hunderte Millionen Dollar davon entfernt, profitabel zu sein, sagte Sweeney. Epic wirft Apple unfairen Wettbewerb vor – mit der Begründung, dass Apple ein Monopol beim App-Vertrieb auf dem iPhone habe. Apple entgegnet, dass man das iPhone nicht als eigenständigen Markt abgrenzen könne, sondern das Spielegeschäft auf verschiedenen Plattformen betrachten müsse.

Eine weitere Schlüsselfrage ist, ob der App-Store als Teil der iPhone-Nutzung zu betrachten ist, wie Apple argumentiert. Epic weist darauf hin, dass Apple auf seinen Mac-Computern auch das Laden von Software aus anderen Quellen als dem hauseigenen App-Store zulasse. Apple verweist darauf, dass die Sicherheitsanforderungen beim Smartphone höher seien.

Parallelen zu EU-Verfahren

Zum Prozessauftakt warf Epic-Anwältin Forrest Apple vor, der Konzern habe ein geschlossenes System aufgebaut, um Nutzer vom Wechsel auf Android-Telefone abzuhalten. Apple-Anwältin Karen Dunn konterte, Epic verlange, dass der iPhone-Konzern unsichere und ungeprüfte Apps auf die Plattform lasse.

Das Verfahren weist Parallelen zu Ermittlungen der EU-Kommission auf, die Apple vergangene Woche unfairen Wettbewerb im App-Store vorgeworfen hatte. Apple benachteilige andere Anbieter von Musikstreaming-Apps, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Die Brüsseler Behörde sieht unter anderem ein Problem in der Regel, dass die Verkäufe von Abos in den Apps über Apples Bezahlplattform abgewickelt werden müssen. Dabei behält der Konzern 30 oder 15 Prozent der Einnahmen ein.

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