Finanz-Tipp Wertpapiere: In sechs Schritten zum eigenen Depot

Wer Aktien handeln oder Fonds kaufen möchte, braucht ein Depot bei einer Bank.
Wer Aktien handeln oder Fonds kaufen möchte, braucht ein Depot bei einer Bank.

An den Kauf von Aktien, Fondsanteilen und Zertifikaten trauen sich viele Sparer nur zögerlich heran. Dabei lässt sich ein Wertpapier-Depot leicht einrichten – wenn man die Anbieter gut vergleicht.

Berlin. Seit Jahren erhalten Bankkunden für ihr Erspartes kaum noch Zinsen. Aktien werden für viele deshalb attraktiver. Bevor es aber mit dem Wertpapier-Handel losgehen kann, benötigen Verbraucher ein Depot. Doch wie finden Verbraucher ein geeignetes Angebot und worauf sollten sie achten?

Vereinfacht gesagt ist ein Depot ein Aufbewahrungsort etwa für Einzelaktien, Fondsanteile oder ETFs – indexabbildende Fonds. Bekamen Kunden im analogen Zeitalter noch einen Sparbrief, den sie theoretisch zuhause aufbewahren konnten, gibt es heute eher digital verwaltete Wertpapiere. Diese landen im Depot und werden dort verwaltet. So kommen Anleger Schritt für Schritt zu ihrem Depot:

1. Filial- oder Direktbanken wählen

Ähnlich wie ein Girokonto können Verbraucher ihr Depot bei unterschiedlichen Banken einrichten. Sie werden bei der örtlichen Sparkasse oder Genossenschaftsbank ebenso fündig wie bei Online-Banken. „Hier gibt es kein richtig oder falsch“, sagt der Finanzexperte Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Ebenso wie bei einem Girokonto sollte man sich unter anderem überlegen, ob einem persönliche Beratung wichtig ist oder nicht.“

Sparer, die sich beim Kauf von Wertpapieren von Bankangestellten beraten lassen möchten, sollten ihr Depot eher bei einer Filialbank einrichten. Wer sich sicher genug fühlt, Wertpapiere alleine zu kaufen oder mit einer telefonischen Beratung zufrieden ist, kann auch Kunde einer Direktbank oder eines Online-Brokers werden.

2. Gebühren vergleichen

Ein wichtiger Punkt bei der Wahl ist der Preis für die Depotführung. Zwei Kostenpunkte sollten Verbraucher dabei besonders im Auge haben: die Grundgebühr und Orderkosten. Gerade Filialbanken verlangen oft eine Grundgebühr beziehungsweise einen Mindestpreis für die reine Depotführung. „Wer nur für 1000 Euro Aktien kauft und eine jährliche Grundgebühr von 50 Euro zahlt, muss fünf Prozent Rendite erzielen, um alleine diese Kosten zu decken“, sagt Scherfling. Sparer, die nur selten neue Wertpapiere kaufen, sollten daher auf eine niedrige Grundgebühr achten.

Der zweite Kostenfaktor sind Orderkosten, die beim Kauf von Fondsanteilen, Aktien oder Zertifikaten fällig werden. „Das können etwa 0,5 oder 1 Prozent des Werts sein“, sagt der Verbraucherschützer. Anleger, die oft neue Papiere kaufen möchten, legen ihren Fokus daher besser auf niedrige Orderkosten.

3. Günstigste Konditionen finden

Beide Kostenfaktoren hat die Stiftung Warentest bei ihrem letzten Depot-Vergleich Ende 2019 berücksichtigt. Die Experten untersuchten, wie viel Kunden von Filial- und Direktbanken für die Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren zahlten. Verglichen wurden die Kosten für Depots mit unterschiedlichen Volumina. Auch die Anzahl der Transaktionen, also der Käufe und Verkäufe von Wertpapieren, variierte. Das Ergebnis des Finanztests: „Die Spanne zwischen den billigsten Onlineanbietern und den teuersten Filialbanken ist riesig.“

Die Onvista Bank schnitt für alle Depotmodelle am günstigsten ab, obwohl sie die Preise für eine Wertpapierorder im Vergleichen zum vergangenen Test angehoben hat. Auch der Discountbroker Flatex war laut Stiftung Warentest sehr günstig. Inzwischen ist das Angebot aber gewachsen.

4. Preise kritisch hinterfragen

Generell fällt vor allem für Kunden von Direktbanken die Grundgebühr oft weg. Wer sein Depot dennoch lieber bei einer Filialbank eröffnen möchte, findet laut Stiftung Warentest bei der Targobank und Postbank die günstigsten Konditionen.

Ein Tipp: Bei vielen Hausbanken kommt man deutlich billiger weg, wenn man seine Wertpapierkäufe selbst online erledigt, anstatt sie von einem Berater durchführen zu lassen. Das bietet sich vor allem für Orders an, für die man keine Beratung benötigt.

5. Gezielt nach Produkten fragen

Denn nicht alle Banken bieten Wertpapiere aller Handelsplätze wie inländischen Präsenzbörsen, elektronischen Handelsplattformen wie Xetra oder auch ausländischer Börsen an. Gleiches gilt für sogenannte Fondssparpläne, bei denen Sparer nicht für einen bestimmten Einmalbetrag Wertpapiere kaufen, sondern jeden Monat eine bestimmte Summe einzahlen. „Wenn man einen ETF-Sparplan haben möchte und die Bank bietet das gar nicht an, hat man möglicherweise ein Depot umsonst eingerichtet“, sagt Verbraucherschützer Scherfling.

Hat man sich erst einmal für einen Anbieter entschieden, sind die letzten Schritte laut Scherfling schnell erledigt: Online oder in der Filiale können volljährige Kunden ihre Verträge für ein Depot ausfüllen und unterschreiben. Dabei müssen sie sich einmal mit einem Personalausweis oder Reisepass ausweisen.

6. Depot eröffnen

Bei Direktbanken lässt sich dieser Schritt normalerweise per Video-Identifikation (Video-Chat) oder in einer Filiale der Post erledigen. Je nach Bank eröffnen Kunden zusammen mit dem Depot ein neues Verrechnungskonto. Auf diesem werden Käufe und Verkäufe von Wertpapieren verbucht. Bei einigen Banken ist auch eine Verrechnung mit dem eigenen Girokonto möglich.

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