Flutkatastrophe und Pandemie Versicherungswirtschaft in roten Zahlen

Ein zerstörter Gasthof am Ufer der Ahr in Dernau.
Ein zerstörter Gasthof am Ufer der Ahr in Dernau.

Berlin. Die Versicherungsbranche blickt besonders aufgrund der verheerenden Flutkatastrophe im Sommer mit zahlreichen Toten und verwüsteten Landstrichen auf ein schweres Jahr 2021 zurück.

Die Schaden- und Unfallversicherer hätten aufgrund der Überschwemmungen erstmals seit 2013 wieder rote Zahlen geschrieben, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag mit. Demnach überstiegen die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb die Beitragseinnahmen deutlich: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote kletterte laut GDV im vergangenen Jahr auf 102 Prozent – nach knapp 91 Prozent im Jahr davor. „Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Milliarden Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr Deutschlands seit Beginn unserer Statistik Anfang der 1970er-Jahre“, sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Allein die Versicherungsschäden durch die Flutkatastrophe im Juli beliefen sich laut dem Verbandspräsidenten auf 8 Milliarden Euro.

Im Antragsdschungel

Im Schnitt nur jeder zweite Hausbesitzer hierzulande ist gegen wetterbedingte Naturkatastrophen versichert. „Das reicht nicht“, findet Weiler und hat dabei nicht nur den Eigennutz der Assekuranz im Sinn. Während Versicherer bislang 3 Milliarden Euro an versicherte Flutopfer ausbezahlt hätten, würden sich Unversicherte immer noch durch den Antragsdschungel staatlicher Hilfen kämpfen. Zugleich würden Staatshaushalte ungeplant in Milliardenhöhe belastet. Ändern könne man das, wenn mehr Hausbesitzer eine Elementarschadenpolice hätten.

Der Versicherungsverband glaubt, problemlos eine Quote von 80 bis 90 Prozent erreichen zu können, wenn der Bund ein Überleitungsgesetz für Wohngebäudepolicen erlässt. Darin soll der Schutz vor Elementargefahren zum neuen Versicherungsstandard gemacht, aber nicht zur Pflicht erhoben werden.

„Ohne Vorsorge geht nichts“

Es sind zwei Brennpunkte mit unterschiedlichem Konfliktpotenzial, die der Lobbyverband der Versicherungswirtschaft sich für 2022 auf die Fahnen geschrieben hat. Beim einen geht es, wie geschildert, um Anpassungen an Folgen des Klimawandels, beim anderen um die Zukunft der privaten Altersvorsorge. Letzteres zielt auf eine Reform der Riester-Rente, auch um Versicherern bessere Geschäfte zu ermöglichen. „Ohne Vorsorge geht nichts mehr“, so GDV-Chef Weiler bei der Vorlage seines Jahresberichts. Bei der privaten Altersvorsorge will der GDV verminderte Garantien für Versicherte. Bislang muss zumindest die Rückzahlung von 100 Prozent der eingezahlten Beiträge garantiert sein. Der GDV will eine Regelung wie aktuell schon bei Lebenspolicen. Dort garantieren Anbieter wie die Allianz je nach Variante nur noch 60, 80 oder 90 Prozent Rückzahlung. Weil das zugleich Anlagespielräume erweitert, springe unter dem Strich für Vorsorgesparer sogar mehr heraus, heißt es.

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