Bahnverkehr Turbulenzen im Intercity-Verkehr

Ab 8. Februar fahren drei Intercity-Züge der Linie von Karlsruhe (Foto) nach Nürnberg schon ab Wörth. Einsteigen kann man dort a
Ab 8. Februar fahren drei Intercity-Züge der Linie von Karlsruhe (Foto) nach Nürnberg schon ab Wörth. Einsteigen kann man dort aber nicht, obwohl sich Tickets für die Züge buchen lassen.

Tickets für einen Zug buchen, der zwar fährt, aber keine Reisenden mitnimmt: Dieses innovative Angebot gibt es exklusiv für den südpfälzischen Bahnhof Wörth. Dabei geht es um eine Linie, die auch noch von Problemen mit neuen IC-2-Einheiten gebeutelt ist. Auf einer anderen Linie werden diese Fahrzeuge abgelöst – leider folgt schon bald die nächste Peinlichkeit.

Vom 8. Februar bis zum 26. März fahren drei Intercity-Züge IC der Linie 61 (Nürnberg–Karlsruhe) über Karlsruhe hinaus bis nach Wörth. In der Gegenrichtung fahren die Züge statt sonst ab Karlsruhe bereits ab Wörth. Grund dafür sind knappe Gleiskapazitäten im Karlsruher Hauptbahnhof wegen Bauarbeiten. Bei der DB war zeitweise geplant, diese Fahrten regulär für Reisende zu öffnen. Die Züge werden in der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn (DB) angezeigt und es war möglich, Tickets beispielsweise von Wörth nach Stuttgart zu buchen.

Inzwischen bezeichnet die DB die Angaben in den Auskunfts- und Buchungssystemen als einen „Datenfehler“. Bereits gebuchte Tickets für die Züge können kostenlos umgebucht oder storniert werden. Die Züge seien zwischen Wörth und Karlsruhe „Bereitstellungsfahrten ohne Fahrgäste“, ein Zu- und Ausstieg in Wörth sei nicht möglich.

Komplikationen mit IC-2-Garnituren

Bei der Linie 61 gibt es derzeit auch noch andere Komplikationen. Hier sollen eigentlich die IC-Doppelstockgarnituren eingesetzt werden, die die DB als IC 2 bezeichnet. Während die erste Serie der von Bombardier hergestellten Fahrzeuge seit einigen Jahren weitgehend stabil läuft, macht die zweite Serie, die mit der neuen Lok-Baureihe 147 bespannt ist, praktisch von Anfang an großen Ärger. Als Grund werden Software-Probleme vermutet. Hoffnungen auf eine Lösung der Probleme durch ein Software-Update haben sich bisher nicht erfüllt. Die DB setzt deshalb auf der Linie 61 nun vorerst wieder ältere einstöckige IC-Wagen mit einer Lok der Baureihe 101 ein. Komplikationen treten gehäuft beim Fahrtrichtungswechsel auf. Dass ist bei der Linie 61 besonders problematisch, weil hier nicht nur an den Endpunkten, sondern auch mitten auf dem Laufweg in Stuttgart die Fahrtrichtung gewechselt wird.

Auf einer anderen Linie in Baden-Württemberg will die DB nun mittelfristig die IC-2-Einheiten komplett ablösen. Mit den Fahrzeugen sollte eigentlich ein stündliches IC-Angebot zwischen Stuttgart und Zürich über die Gäubahn geschaffen werden. Dafür wurde ein Regional-Express (RE) von Stuttgart nach Singen in einen IC umgewandelt. In den IC-Zügen zwischen Stuttgart und Singen gelten auch Nahverkehrsfahrkarten wie das Baden-Württemberg-Ticket. Für die Anerkennung der Nahverkehrfahrkarten bekommt die DB einen Ausgleich vom Land Baden-Württemberg. Diese Lösung ist für das Land auch finanziell günstig, weil die Bestellerentgelte für den früheren RE wegfallen. Der Vorschlag der DB war in mehrerer Hinsicht so vorteilhaft, dass sie der ansonsten vor allem wegen Stuttgart 21 dem DB-Konzern nicht sehr geneigte baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen) akzeptierte.

Stadler-Triebzüge für IC-Linie Stuttgart–Zürich

Bombardier hat es bisher aber nicht geschafft, die Zulassung für den Einsatz der IC-2-Einheiten in der Schweiz zu bekommen. Deswegen gilt auf der Strecke Stuttgart–Zürich nun ein Übergangskonzept, das nur einen Teil der Verbesserungen umgesetzt hat. Einen direkten IC gibt es weiterhin nur im Zwei-Stunden-Takt mit Wagen der Schweizer SBB und Lokwechsel in Singen. Zweistündlich fährt ein IC 2 von Stuttgart nur bis Singen, dort gibt es immerhin (anders als früher) einen Anschluss nach Zürich.

Die DB hat nun angekündigt, dass sie ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 zwischen Stuttgart und Zürich die „Kiss“-Triebwagen des Schweizer Herstellers Stadler einsetzen will, die sie gebraucht von dem österreichischen Privatunternehmen Westbahn gekauft hat. Dem Schweizer Hersteller Stadler traut die DB anscheinend eher als Bombardier zu, in absehbarer Zeit die Zulassung für den Einsatz in der Schweiz zu bekommen. In einer Mitteilung der DB heißt es über die Stadler-Kiss: „Die komfortablen und zuverlässigen Doppelstock-Triebzüge ersetzen dann die bislang eingesetzten IC-2-Züge des Herstellers Bombardier, die erst wieder auf die Gäubahn zurückkehren sollen, nachdem sie Bombardier erfolgreich für den Einsatz in der Schweiz ausgerüstet hat.“

Stuttgart-Vaihingen als Endbahnhof

Allerdings wird die Freude an den stündlichen Zügen zwischen Stuttgart und Zürich leider nicht lange anhalten, weil vorgesehen ist, die Gäubahn von Horb nach Stuttgart ihrer bisherigen Zufahrt zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu berauben. Eine Anbindung der im regionalen Sprachgebrauch wegen ihrer schönen Aussicht „Panoramastrecke“ genannten Gleise in Stuttgart an den neuen Tiefbahnhof ist nicht vorgesehen. Eine im Projekt „Stuttgart 21“ als Ersatz vorgesehene neue Strecke über den Stuttgarter Flughafenbahnhof wird angesichts der Komplikationen schon bei der Planung wohl noch geraume Zeit auf sich warten lassen. Die Verlegenheitslösung wird voraussichtlich so aussehen, dass die Züge aus Zürich nur bis zum Vorortbahnhof Stuttgart-Vaihingen fahren.

Kommentar: Schade um gute Ideen bei der Bahn

Die Deutsche Bahn hat Gebrauchtfahrzeuge des Schweizer Herstellers Stadler in Österreich gekauft. Eingesetzt werden sie schon au
Die Deutsche Bahn hat Gebrauchtfahrzeuge des Schweizer Herstellers Stadler in Österreich gekauft. Eingesetzt werden sie schon auf der Linie von Dresden über Berlin (Foto) nach Rostock.
x