Wirtschaft Trump in neuem Licht

Vor einem halben Jahr erwarteten 86 Prozent der befragten Finanzexperten, dass US-Präsident Donald Trump für ein stärkeres Wirts
Vor einem halben Jahr erwarteten 86 Prozent der befragten Finanzexperten, dass US-Präsident Donald Trump für ein stärkeres Wirtschaftswachstum in den USA sorgen wird, heute tun das nur noch 16 Prozent.

«Mannheim». Finanzexperten in Deutschland bewerten die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump heute deutlich anders als noch vor einem halben Jahr. Für Europa erwarten sie nun eher positive Effekte, der Blick auf die USA trübt sich dagegen ein.

Das berichtete gestern das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim in seiner jüngsten Ausgabe des ZEW-Finanzmarktreportes (Juli 2017). Das ZEW fragt jeden Monat rund 350 Finanzexperten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen nach ihren Einschätzungen und Erwartungen zu wichtigen internationaler Finanzmarktdaten. Das ZEW hält das für interessant, weil diese Finanzprofis beruflich einen intensiven Blick auf die Gesamtwirtschaft werfen und sich gut mit Konjunktureinschätzungen auskennen sollten. Zum zweiten Mal seit Dezember 2016 haben die Mannheimer Wirtschaftsforscher bei ihrer monatlichen Umfrage nun zusätzlich nach den Auswirkungen der US-Wirtschaftspolitik von Trump gefragt. Wesentliche Ergebnisse der aktuellen Befragung stünden „in krassem Kontrast zu unseren Umfrageergebnissen vom Dezember 2016“, sagte gestern Michael Schröder, Projektleiter der Erhebung am ZEW. Damals habe eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum in den USA gerechnet und 77 Prozent seien davon ausgegangen, dass die US-Staatsausgaben spürbar steigen würden. Davon ist in den Ergebnissen der aktuellen Umfrage „nichts mehr zu sehen“, sagte Schröder. Demnach erwartet eine Mehrheit von 73 Prozent nun weder positive noch negative Impulse der Trump-Administration für das Wirtschaftswachstum der USA. Mit 41,7 Prozent rechnet weiterhin ein Großteil der Finanzprofis mit schwächeren US-Exporten für die Dauer der Trump-Präsidentschaft. Gleichzeitig erwarten 85,5 Prozent der Befragten nun keine Veränderung mehr bei den Importen. Im Dezember waren noch mehr als 50 Prozent der Meinung, die US-Importe gingen zurück. Zudem gehen heute 78,1 Prozent der Finanzprofis davon aus, dass die Staatsausgaben der USA unter Trump stagnieren werden. Im aktuellen ZEW-Finanzmarktreport heißt es, die Präsidentschaft von Trump scheine seit seinem Amtsantritt weniger das Wachstum in den USA als vielmehr jenes in der EU zu beflügeln. Demnach erwarten 32 Prozent der Befragten einen positiven Effekt der Trump-Präsidentschaft für das Wirtschaftswachstum der EU. Knapp 71 Prozent der Finanzexperten rechnen mit einem Anstieg der Staatsausgaben der EU-Mitgliedsstaaten. Im Dezember 2016 gingen nur 24 Prozent der Befragten von einem positiven Effekt für das europäische Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus und nur 15 Prozent von steigenden Staatsausgaben in den EU-Ländern. Auch der monatliche Blick der befragten Experten auf die weitere Entwicklung der US-Konjunktur hat sich noch einmal deutlich eingetrübt. Der entsprechende Indikator liegt derzeit bei 7,2 Punkten. Im Dezember lag er bei 53,9 Punkten. Das ZEW interpretiert das als weitere Korrektur von der damaligen Trump-Euphorie in der Wirtschaft. Die weitere Verzögerung von dessen Steuerreformplänen und die Unklarheit über die Russland-Verbindungen von Trump während des Wahlkampfs schlügen sich hier nieder. Gestützt wurden diese Erwartung gestern von aktuellen Wirtschaftsdaten: Die Bestellungen der US-Industrie sind im Mai um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Im April hatte es bereits ein Minus von 0,9 Prozent gegeben. Kommentar

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