Wirtschaft Transfergesellschaft stark gefragt

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Mannheim. Von den etwa 600 Beschäftigten, die vom Stellenkahlschlag am General-Electric-Standort (GE) Mannheim betroffen sind, haben rund 300 bereits unterschrieben, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Die ersten sind dort seit Anfang des Monats beschäftigt. Weitere 300 gehen in Altersteilzeit. GE hat unterdessen angekündigt, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Auf einen Interessensausgleich, Sozialplan und die Einrichtung von drei Transfergesellschaften unter dem Dach des Personalentwicklers Mypegasus GmbH in Mannheim mit unterschiedlichen Startzeitpunkten hatten sich Arbeitnehmervertreter und das Management von GE im Februar geeinigt. Alle Verhandlungen über eine Reduzierung des Stellenabbaus waren zuvor gescheitert. Wie berichtet, hatte General Electric im Januar 2016 – kurz nach dem Kauf der Kraftwerkssparte des französischen Industriekonzerns Alstom angekündigt, europaweit 6500 Stellen im Kraftwerksbereich streichen zu wollen, darunter 1700 an den 15 deutschen Standorten. Am stärksten davon betroffen ist Mannheim, wo 1066 Stellen gestrichen werden und die Produktion geschlossen wird. Betroffen vom Stellenabbau sind letztlich 600 Beschäftigte, viele GE-Mitarbeiter waren durch Kündigung oder Vorruhestandsregelungen schon ausgeschieden: zum Zeitpunkt der Vereinbarung im Februar waren es noch 1400 von zuvor 1800 Mitarbeitern. Ebenfalls geschlossen wird die Produktion in Bexbach – dort verlieren 160 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Einen Teil der 600 Beschäftigten hat GE zum 1. April freigestellt. Für sie ist eine Transfergesellschaft mit einer Laufzeit von 18 Monaten eingerichtet worden. 110 Mitarbeiter haben sich dafür entschieden, teilte Klaus Stein, Chef der IG Metall in Mannheim, auf Anfrage mit. Ebenfalls 18 Monate beträgt die Laufzeit einer Transfergesellschaft, die zum 1. Juli startet und für die sich schon 60 Mitarbeiter entschieden haben. 250 Mitarbeiter werden am 1. Januar in die dritte Gesellschaft wechseln, die eine Laufzeit von zwölf Monaten hat. Diese war speziell für die Beschäftigten in der Produktion an den Standorten Mannheim und Bexbach eingerichtet worden. Im Laufe dieses Jahres sollte die Suche nach Investoren für beide Produktionsstandorte weitergehen. Laut Klaus Stein sind Gewerkschaft und Betriebsrat immer noch dabei, nach Investoren-Lösungen zu suchen. In der Schwebe, aber nicht vom Tisch seien auch Überlegungen eines Management Buy-outs für einen Teil des Produktionsbetriebs – für die Heißgasteile-Fertigung mit etwa 50 bis 60 Beschäftigten. Das bestätigte auch ein Unternehmenssprecher von GE. Ebenfalls Chancen gibt es für die Großmechanik, wo etwa 60 bis 70 Mitarbeiter beschäftigt sind. Den Verzicht von GE auf betriebsbedingte Kündigungen wertet Klaus Stein zwar positiv. Gleichwohl sei „es nach wie vor in hohem Maße bedauerlich, dass es künftig am Standort keine große Produktion mehr geben wird“, sagte Stein und verwies auf den guten Maschinenpark und die vielen hoch qualifizierten Mitarbeiter. Bedauerlich sei auch, dass GE für die verbleibenden rund 700 Mitarbeiter mittelfristig keine Beschäftigungsgarantie für den Standort Mannheim gegeben hat. Was mit dem Areal geschieht, ist unterdessen noch unklar. Alle drei Transfergesellschaften betreut die Mannheimer Mypegasus, eine nach eigenen Angaben führende Gesellschaft für Personalentwicklung und Qualifizierung. Die Beschäftigten erhalten für die Zeit ihres Vertrags mit Mypegasus 60 Prozent (67 mit Kindern) ihres letzten Nettolohns als Transfergeld von der Agentur für Arbeit. GE hatte sich nach längeren Verhandlungen bereit erklärt, die Summe auf 85 Prozent des letzten Nettolohns aufzustocken. Die Vermittlungschancen schätzt Mypegasus-Regionalleiter Arnold Schumacher nicht schlecht ein. Er sei guten Mutes, dass es schnell gehen könne. Jedoch stelle sich die Frage nach adäquater Bezahlung für die Facharbeiter. Für die Beschäftigten habe bei Mypegasus das Bewerbungstraining begonnen. In einem zweiten Schritt werde geschaut, welche Schulung die Menschen benötigten, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Kommentar

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