Unternehmen Steuerflucht in Deutschland

Um Steuern zu sparen, teuern viele Unternehmen gezielt Kommunen mit niedrigen Sätzen an.
Um Steuern zu sparen, teuern viele Unternehmen gezielt Kommunen mit niedrigen Sätzen an.

Unternehmen in Deutschland verschieben einem Medienbericht zufolge systematisch ihre Firmensitze in kleine Kommunen mit niedrigen Gewerbesteuern.

Jährlich geht dem Staat durch diese Praxis rund 1 Milliarde Euro an Steuergeldern verloren, wie die „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR am Freitag berichteten. Demnach prüfen Bund und Länder Schritte, um mehr Steuergerechtigkeit zwischen den Kommunen herzustellen.

Die Firmen machen sich den Angaben zufolge die unterschiedlich hohen Gewerbesteuern in verschiedenen Kommunen zunutze. Sie greifen auf die Dienste von Vermittlern im Internet zurück, die „virtuelle Firmenbüros“ in Kommunen mit niedriger Gewerbesteuer vermitteln. Dabei handle es sich um Arbeitsräume mit Telefondienst und Weiterleitung der Post. Die Unternehmen verfügten so über eine Adresse in einer Kommune mit niedriger Gewerbesteuer, in die sie Gewinne verschieben können. Ob in den Geschäftsräumen tatsächlich gearbeitet werde, sei „in vielen Fällen zweifelhaft“, so „SZ“, NDR und WDR.

Niedrige Steuer in Vororten

Zu den Kommunen mit niedrigen Gewerbesteuern gehören demnach die Münchner Vororte Grünwald oder Pullach. Aber auch in Zossen bei Berlin und Monheim zwischen Köln und Düsseldorf könnten Firmen Steuern sparen. Einzelne Kommunen, etwa Leverkusen, versuchten aktiv Firmen mit Verweis auf niedrigere Gewerbesteuern abzuwerben.

Bund und Länder verständigen sich laut Bericht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Praxis, die laut Finanzministerium von Nordrhein-Westfalen „den Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllen“ könnte. Dem Fiskus fehle es jedoch an Personal. „Wir können im Endeffekt die Steuergelder gar nicht eintreiben, weil wir gar nicht das Personal haben, das alles zu bearbeiten“, sagte ein für eine Gewerbesteueroase in Brandenburg zuständiger Finanzbeamter.

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