Wirtschaft Spitzenkamera-Smartphone

Die 200-Megapixel-Kamera fällt sofort durch ihre Größe auf.
Die 200-Megapixel-Kamera fällt sofort durch ihre Größe auf.

Lenovo hat seiner Smartphonemarke Motorola ein neues Topgerät spendiert. Das X30 Pro ist das erste Smartphone weltweit mit einem 200-Megapixel-Chip von Samsung.

Es ist vielleicht das ultimative Kamera-Smartphone zum akzeptablen Preis. Es ist aber auch ein hochwertiges Smartphone, mit 6,7-Zoll-Display, 2400 x 1080 Pixeln, einer Darstellungsfrequenz von 144 Hertz, beeindruckender Farbdarstellung, einem sehr schnellen Opta-Core Snapdragon 8+ Prozessor, 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher und 128 oder 256 GB Datenspeicherplatz. Dazu kommen zwei Nano-SIM-Karteneinschübe.

Auf die Einkaufsliste vieler Menschen wird das neue Motorola aber wegen seiner einzigartigen Kamera-Ausstattung kommen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Ein Samsung Isocell HP1 Sensor mit 200 Megapixeln. Das bedeutet einen neuen Auflösungsrekord für Smartphone-Sensoren, der bisher bei 108 Megapixeln lag. Der Sensor hat mit 1/1,22 Zoll (also 0,82 Zoll) ein deutlich größeres Format als herkömmliche Smartphone-Sensoren. Er liegt mit 10,7 x 8 Millimetern nur wenig unterhalb der Größe eines 1-Zoll-Sensors, wie er auch in den besseren digitalen Kompaktkameras zum Einsatz kommt.

200-MP-Bilder braucht aber niemand – höchstens Werbefotografen, die aber mit großen Mittelformatkameras zum Preis eines Mittelklassewagens arbeiten. Der Samsung-Chip arbeitet daher mit Pixel-Binning. Dabei werden in der Standardeinstellung 16 Pixel zu einem „Superpixel“ zusammengefasst. Das bedeutet einen immensen Zugewinn an Schärfe und Lichtempfindlichkeit für Nachtaufnahmen. Am Ende bleiben dann „nur“ 12,5 Megapixel übrig, die aber immer noch mehr Bildinformationen liefern als der Bildschirm eines Ultra-HD-Fernsehers mit seinen 8,3 MP darstellen kann. Wie bei vielen anderen Smartphones mit großen Sensoren üblich, lässt sich das Pixel-Binning aber anpassen. Bei einer Bildgröße von 50 Megapixeln werden nur vier Pixel miteinander verrechnet. Bei guten Lichtverhältnissen können mittels digitalen Zoomens aus der 50-MP-Datei auch Ausschnitte noch zu ordentlichen Fotos vergrößert werden.

Die weitere Kameraausstattung ist ebenfalls bemerkenswert: Ein Ultraweitwinkel liefert 50 Megapixel und ein Tele-System mit 12 Megapixeln von Sony. Letzteres entspricht einer echten Kleinbild-Brennweite von immerhin 85 mm. Zu loben: Das Ultraweitwinkel hat eine Makro-Funktion. Andere Smartphones liefern hier nur Minisensoren. Mit der Frontkamera lassen sich 60-MP-Selfies schießen.

Der 4160-mAh-Akku kann mit einem 125-Watt-Ladeteil in nur sieben Minuten auf 50 Prozent aufgeladen werden. Wer unauffälliges drahtloses Laden bevorzugt, kann das mit bis zu 50 Watt bewerkstelligen. Die verbauten Stereo-Lautsprecher können Dolby Atmos unterstützen, was aber in der Praxis kaum auffallen wird.

Aktuell ist das Motorola X30 Pro in China in zwei Versionen erhältlich: Mit 8 GB RAM und 128 GB Flashspeicher kostet es umgerechnet etwa 500 Euro. Bei 12 plus 256 GB sind es etwa 575 Euro. Der Verkauf im Rest der Welt sollte noch im Herbst beginnen. In Deutschland wird es unter dem Namen Motorola Edge 30 Ultra in den Handel kommen.

Die Evolution der Sensorchips aber geht weiter. Samsung hat im Juni bereits den Nachfolger des Isocell HP1 mit Namen Isocell HP3 vorgestellt. Auch er hat 200 Megapixel, ist ein wenig kleiner, soll aber einen höheren Dynamikumfang haben. Smartphones mit diesem Chip werden auch 8K-Videos aufnehmen können. Erste Geräte mit diesem Chip werden aber erst im Frühjahr 2023 erwartet.

Das neue Motorola lohnt sich vor allem für Fotoliebhaber, die keine 1000 oder 1200 Euro für die bisherigen bekannten Spitzenreiter des Marktes von Apple, Huawei, Samsung oder Google ausgeben wollen und dennoch nicht auf eine exzellente optoelektronische Ausstattung ihres Smartphones verzichten wollen.

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