Wirtschaft Schock bei Fiat Chrysler

«Rom/Turin.» In 14 Jahren hat Sergio Marchionne den Autobauer Fiat Chrysler (FCA) vom Abgrund weggezogen und zu neuem Glanz verholfen. Nach einer Schulter-Operation kam es zu schweren Komplikationen. Seine Posten wurden am Wochenende neu besetzt.

Am Samstag verkündete der Konzern, dass Sergio Marchionne von all seinen Ämtern zurücktritt. Die Sorge um den Manager ist aus den Statements deutlich herauszulesen. Marchionne hatte sich Ende Juni in Zürich einer Schulter- Operation unterzogen. Vergangene Woche war es zu unerwarteten Komplikationen gekommen, der Gesundheitszustand des 66-Jährigen verschlechtere sich zunehmend, teilte FCA mit. Laut Medienberichten liegt Marchionne noch immer im Universitätsspital Zürich. Die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtet, er könne nicht selbstständig atmen. Marchionne hatte geplant, bis 2019 auf seinen Posten bei Fiat Chrysler zu bleiben. John Elkann, Angehöriger der Industriellen-Familie Agnelli, die die Mehrheit an der Fiat-Gruppe hält, wandte sich gestern per E-Mail an die Mitarbeiter des Konzerns. „Das ist ohne Zweifel der schwerste Brief, den ich je schreiben musste“, so Elkann, Fiat-Präsident und nun Nachfolger Marchionnes im Amt des Präsidenten von Ferrari. „Ich habe ihn in einem der dunkelsten Momente der Geschichte von Fiat kennengelernt, und dank seines Intellekts, seiner Konsequenz und seiner Führungsqualität haben wir es geschafft, die Firma zu retten.“ Marchionne wird 2004 Verwaltungsrat-Vorsitzender von Fiat und rettet den italienischen Autobauer vor der Pleite. Zunächst verhandelt er mit General Motors (GM) und erreicht, dass sich der amerikanische Autobauer für 1,55 Milliarden Dollar aus einer im Jahr 2000 unterschriebenen Verpflichtung, Fiat zu übernehmen, freikauft. Mit dem Geld geht Marchionne die Sanierung des Konzerns an. Er richtet ihn neu aus, baut Bürokratie ab und halbiert die Entwicklungszeiten für neue Modelle. Er verspricht, die Arbeitsplätze in den italienischen Fabriken zu halten und macht Italien zum Drehpunkt der Produktion von Premium-Modellen. Ein weiterer Erfolg Marchionnes ist die Wiederbelebung der Marke Alfa. Als einer der größten Verdienste des Italo-Kanadiers gilt aber die Fusion von Fiat und Chrysler. 2014 fädelte er die Übernahme des US-Rivalen ein, der zu dieser Zeit auch wirtschaftlich stark angeschlagen war. Seit der Fusion stieg der Wert der Chrysler-Aktie um fast 350 Prozent. Auch die Luxus-Marke Ferrari brachte Marchionne erfolgreich an die Börse. Die Arbeit, die der 66-Jährige bisher alleine erledigt hat, wird nun auf mehrere Köpfe verteilt. Neuer Ferrari-Präsident wird John Elkann, Vorstandschef wird Louis Carey Camilleri, der zuvor leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte. Die Führung von Fiat Chrysler übernimmt Mike Manley.

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