Bahnverkehr Schienennetz: Die Schweiz macht es vor

Neue Strecken zu bauen, braucht viel Zeit. Die ICE-Strecke Köln–Rhein/Main wurde 2002 in Betrieb genommen. Die politische Entsch
Neue Strecken zu bauen, braucht viel Zeit. Die ICE-Strecke Köln–Rhein/Main wurde 2002 in Betrieb genommen. Die politische Entscheidung zugunsten der Trasse durch den Westerwald war 1989 gefallen.

Die Schweiz investiert viel mehr in ihr Schienennetz als Deutschland. Das schlägt sich nicht zuletzt in den Pünktlichkeitswerten der Züge nieder.

Zugreisende in der Schweiz können sich nach Einschätzung der Schweizerischen Bundesbahnen SBB weitgehend auf den Fahrplan verlassen. Im Personenverkehr kamen im vergangenen Jahr 92,5 Prozent der Züge pünktlich an. Gegenüber dem Vorjahr war dies Plus von 0,6 Punkten. „Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er mit weniger als drei Minuten Verspätung am Zielbahnhof eintrifft“, berichteten die SBB. 98,7 Prozent der Reisenden erreichten demnach im vergangenen Jahr ihre Anschlüsse.

Bei der Deutschen Bahn (DB) erreichte die Pünktlichkeitsquote im vergangenen Jahr im Fernverkehr dagegen nur 65,2 Prozent. Im Regionalverkehr lag die Pünktlichkeit nach DB-Angaben hingegen deutlicher höher bei 91,8 Prozent. Anders als in der Schweiz wird in der DB-Statistik ein Zug mit bis zu fünf Minuten Verspätung aber noch als pünktlich gewertet.

Schweiz investiert viel mehr ins Bahnnetz

Im Jahr 2021 investierte Deutschland 124 Euro pro Bürger in sein Schienennetz, in der Schweiz waren es dagegen 413 Euro. Bis einschließlich 2020 lag der betreffende Wert in Deutschland sogar bei meist deutlich unter 100 Euro, 2014 waren es nur 49 Euro.

Mehrheit der Deutschen pro Bahnnetz-Ausbau

Zwei Drittel der Bundesbürger sind einem Medienbericht zufolge dafür, dass mehr Staatsgelder in das Schienennetz fließen sollen als in den Straßenbau. Die Frage, ob „die Bundesregierung mehr Geld für den Ausbau von Eisenbahnstrecken als für den Ausbau von Straßen ausgeben“ solle, hätten 66 Prozent von 1000 Befragten bejaht, berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag eines Verbands privater Eisenbahnunternehmen („Die Güterbahnen“). 27 Prozent antworteten demnach mit Nein, die übrigen machten keinen Angaben.

Die Mehrheitsmeinung umfasse „alle Alters- und Einkommensgruppen sowie Regionen“, berichtete das Blatt. Die einzige Ausnahme bildeten Kommunen mit 5000 bis 20.000 Einwohnern, wo 49 Prozent mehr Geld in die Straße stecken wollen. Hingegen hätten sich in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern 90 Prozent für eine Bevorzugung der Schiene ausgesprochen.

Bei einer weiteren Frage nach den wichtigsten konkreten Maßnahmen für beide Verkehrsbereiche, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, forderten laut dem Bericht nur 20 Prozent einen „Neubau von Straßen“, 33 Prozent sprachen sich für eine „Sanierung bestehender Straßen“ aus. 47 Prozent hätten hingegen für den „Ausbau des Schienennetzes und der Elektrifizierung“ sowie für mehr Umlade-Stationen für den Güterverkehr zwischen Bahn und Lkw plädiert.

Das Ergebnis entspreche den Plänen der Ampel-Koalition auf Bundesebene, dem Schienenausbau den Vorrang gegenüber dem Straßenausbau zu geben, decke sich aber nicht mit der Realität im aktuellen Bundeshaushalt, schrieb das Blatt. Dort seien die reinen Infrastrukturausgaben für Bau und Planung auch in diesem Jahr im Bereich Straße höher als bei der Schiene.

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