Wirtschaft Produktfälscher: Geschäft boomt in Corona-Pandemie

Das Foto zeigt das Schlaf-Sofa "Up-Lift" von Prostoria (links) und die mit dem Negativ-Preis Plagiarius ausgezeichnete Nachahmun
Das Foto zeigt das Schlaf-Sofa »Up-Lift« von Prostoria (links) und die mit dem Negativ-Preis Plagiarius ausgezeichnete Nachahmung von Oxygen Corp. Limited (rechts).

Der Vertrieb von gefälschten Produkten floriert auch in der Corona-Pandemie. Die Fälscher hätten sich rasch auf die Situation eingestellt und im Internet und auf Social-Media-Plattformen nachgeahmte und minderwertige Atemschutzmasken, Schnelltests oder Impfstoffe angeboten. Das sagte die Rechtsanwältin und zweite Vorsitzende der Aktion „Plagiarius“, Aliki Busse, bei der Verleihung des gleichnamigen Schmähpreises am Freitag in Frankfurt. In der Pandemie boome der Online-Handel und damit auch der Handel mit Plagiaten und Produktfälschungen.

Die Jury der 45. „Plagiarius“-Aktion habe zehn Negativpreise vergeben, berichtete Busse. Die Trophäen, ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase, machten auf ein Unrecht aufmerksam, sprächen aber kein Recht. Ziel der Aktion sei es, die fragwürdigen Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren.

Aus Stihl wird Sthil

Der erste „Plagiarius“-Preis ging in diesem Jahr an das chinesische Unternehmen Hangzhou Guley Garden Machinery Co. für die Fälschung einer Motorsäge der Firma Stihl in Waiblingen. Guley verletzt laut Jury die Wortmarke „Stihl“ (auf dem chinesischen Produkt steht: „Sthil)“) sowie die in über 100 Ländern geschützte Farbmarke (orange/hellgrau). Auch den zweiten Preis erhielt ein chinesisches Unternehmen. Es hatte ein elektrisches Bremsenentlüftungsgerät der Firma Manotec in Villingen-Schwenningen nachgeahmt und über einen tschechischen Anbieter sowie über eBay und Amazon vertrieben. Der dritte Preis ging an die Firma Oxygen in London für die Billig-Kopie eines Schlaf-Sofas der kroatischen Firma Prostoria.

Busse rief dazu auf, bei Produktfälschungen nicht immer mit dem Finger auf China zu zeigen. Nach dem Produktpiraterie-Bericht 2020 der Ingenieure im Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sei China zwar mit 61 Prozent noch immer Ursprungsland Nummer eins von Plagiaten, Deutschland liege aber bereits mit 19 Prozent auf Platz zwei, gefolgt vom neuen Drittplatzierten Russland mit 12 Prozent.

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