Finanz-Tipp Policen: Geräteversicherungen bieten oft nur löchrigen Schutz

Sturz-, Fall- und Bruchschäden sind in der Regel von der Police abgedeckt, allerdings oft nur mit einer Selbstbeteiligung.
Sturz-, Fall- und Bruchschäden sind in der Regel von der Police abgedeckt, allerdings oft nur mit einer Selbstbeteiligung.

Verbraucher-Tipp: Sie werben damit, Displayschäden zu reparieren oder kaputte Smartphones oder Tablets zu ersetzen: Elektronikversicherungen. Doch in manchen Reparaturfällen springen die Anbieter der Policen gar nicht ein oder die Kosten sind viel zu hoch.

Schnell ist es passiert. In einem unachtsamen Moment gleitet das Smartphone aus der Hand und schlägt auf den Asphalt auf. Das Display ist zur Unkenntlichkeit zersplittert, anschalten lässt es sich auch nicht mehr. Versicherungsangebote für solche Fälle gibt es reichlich. Meist werden sie direkt beim Kauf angeboten. Grundsätzlich mache es keinen Unterschied, was man versichert. Meist handele es sich um eine sogenannte Gerätereparatur- oder Elektronikversicherung, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Meist gelten die Verträge für drei Jahre.

Simone Weidner von der Stiftung Warentest empfiehlt, sich vor einem Abschluss genau anzuschauen, in welchen Fällen der Versicherungsschutz überhaupt greift, und unbedingt das Kleingedruckte im Vertrag zu lesen: „Nach unseren Erfahrungen erwarten die Kunden meist mehr als die Versicherung tatsächlich beinhaltet.“

Akku oft nicht mitversichert

Beispiel Akku. „Sowohl beim Handy als auch beim Tablet sind die meisten Schäden im Bereich des Akkus oder beim Display zu finden“, sagt Weidenbach. Der Akku sei aber oft nicht mitversichert. Ebenso wenig die Hard- oder Software. „Genau hier liegen aber nach Akku und Display die häufigsten Probleme“, sagt Simone Weidner.

Sturz-, Fall- und Bruchschäden seien in der Regel versichert, allerdings oft nur mit einer Selbstbeteiligung. Die kann bei 30 Euro liegen, manchmal werden auch 10 Prozent des Kaufpreises verlangt. Dabei legen einige Versicherer Wert darauf, dass das Gerät bei ihrem eigenen Serviceanbieter repariert wird, sagt Weidner. Meist seien Selbstbeteiligung und Kosten für die Versicherung so hoch, sagt Elke Weidenbach, dass sich kaum etwas sparen lasse.

„Häufig ist es schlicht ein Rechenexempel“, sagt Simone Weidner. Dazu kommt: Überschreiten die Reparatur- oder Beschaffungskosten für ein Ersatzgerät den Zeitwert, erhält man ein gleichwertiges gebrauchtes Handy beziehungsweise Tablet oder Geldersatz. Im ersten Jahr liegt der Zeitwert bei einem Smartphone Weidner zufolge bei vielen Versicherungen noch bei 100 Prozent des Kaufpreises, im zweiten Jahr bei 80 und im dritten Jahr nur noch bei 60 Prozent.

Ein weiterer Irrglaube: Die Versicherung zahlt, wenn mir das Smartphone gestohlen wird. „Diebstahl ist bei vielen Verträgen nicht versichert oder kostet extra“, erläutert Elke Weidenbach. Ist Diebstahl mitversichert, muss das Gerät immer sicher mitgeführt werden, wenn die Versicherung zahlen soll. In diesem Punkt seien die Gerichte und ihre aktuelle Rechtsprechung streng, so Simone Weidner. Ein Smartphone müsse ständig am Körper getragen werden, man dürfe es keinen Moment aus den Augen lassen.

Eine bestehende Hausratversicherung greift den Expertinnen zufolge dann, wenn das Gerät bei einem Wohnungseinbruch gestohlen wird oder wenn es einem auf der Straße geraubt wird. Für ein Smartphone, das man als Normalverbraucher im Laden kauft, lohne sich eine Versicherung nicht, sagt Elke Weidenbach. Nur bei teuren Geräten könne man über eine entsprechende Police nachdenken. Der Versicherungsschutz sei extrem löchrig und gewähre keine Sicherheit, dass der Schaden wirklich reguliert wird. Diese Versicherung gehöre nicht zu den notwendigen oder empfehlenswerten, sie sei oft überflüssig.

Robuste Hülle als Alternative

Als Alternative zur Versicherung gerade zum Schutz vor Bruchschäden schlägt Elke Weidenbach vor, Smartphones und Tablets in entsprechende robuste Hüllen zu packen, die am besten das gesamte Gerät umschließen (Flip Cases). Zusätzlichen Schutz fürs Display bieten Folien. Keinesfalls sollte man sich beim Kauf eines Smartphones oder Tablets von Versicherungsangeboten unter Druck setzen lassen. Besser sei es, daheim in Ruhe Tarife, Bedingungen und Selbstbehalte zu vergleichen. „Versicherungen können später noch abgeschlossen werden“, sagt Weidner. Manche Anbieter versicherten auch noch Geräte, die schon ein halbes Jahr alt sind.

Geräteversicherungen zahlen bei einem Diebstahl in der Regel keinen Cent.
Geräteversicherungen zahlen bei einem Diebstahl in der Regel keinen Cent.
Flip Cases schützen Smartphones ziemlich gut und ersetzen im Prinzip eine Versicherung, sagen Expertinnen.
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