Wirtschaft Online-Videotheken nur „befriedigend“

Die Stiftung Warentest hat Online-Videotheken untersucht. Ergebnis: dürftiges Angebot, teils unsichere Übertragungstechniken und nachteilige Vertragsklauseln. Der stationäre Verleih hat laut den Testergebnissen mitunter mehr zu bieten.

Unbegrenzte Auswahl zu Tiefpreisen – für Filmfreunde scheinen Online-Videotheken wie Maxdome, Apples iTunes, Netflix und Watchever das schiere Paradies zu sein. Das ist zumindest der Eindruck, den die Werbung und manche Veröffentlichungen nahelegen wollen. Doch die Realität sieht anders aus. Die Videothek um die Ecke bietet mitunter größere Auswahl als die Konkurrenz im Internet und das zu günstigen Preisen. Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest liefert überraschende Ergebnisse. Keine einzige der 13 geprüften Videotheken im Netz kam über das Qualitätsurteil „befriedigend“ hinaus. Sieben Anbieter bekamen nur die Schulnote 4. Beim Einzelabruf von Filmen erhalten Maxdome und Apples iTunes noch die besten Zensuren. Beim Abo liegt Netflix zumindest bei der Auswahl an Serien vorn, dabei war allerdings nur jede vierte gesuchte Serie erhältlich. Durchweg kritisieren die Tester bei allen Online-Videotheken die fehlende breite Auswahl an aktuellen Filmen und Klassikern. Sogar Blockbuster wie „Krieg der Sterne“ oder „König der Löwen“ waren bei keinem einzigen Anbieter zu finden. Grundlage des Vergleich war eine Liste von 100 gesuchten Filmen und 98 Serien, die mit Hilfe einschlägiger Ranglisten erstellt wurde. Für die Filme wurde die Filmdatenbank IMDb.de und deren „IMBd Top 250“ verwendet sowie vom Branchenmarktforscher GfK Entertainment die „Top 100 DVD Verleih“. Für die Serien waren es „Die besten Serien“ (moviepilot.de) sowie „Top 100 TV-Serien Verleih“ der Marktforscher bei GfK. Als Referenz diente eine gut sortierte stationäre Videothek in Berlin, die immerhin 83 der 100 gesuchtesten Filme vorrätig hat. Damit kann kein einziger Onlineanbieter mithalten. Lediglich bei iTunes sind im Einzelabruf immerhin 71 Titel erhältlich. Bei Telekom Videoload waren es 68, bei Amazon Instant Videoshop 62, bei Maxdome 61. Microsoft Xbox Video und Videociety hatten jeweils nur 32 der gesuchten Titel und damit weniger als ein Drittel im Programm. Serien gibt es im Einzelabruf fast gar nicht, nur Maxdome bietet neun Filmreihen an. Die meist auf 48 Stunden begrenzte Online-Ausleihe ist zudem mit bis zu 5 oder 6 Euro pro aktuellem Film bei allen Anbietern nicht gerade preiswert. Zum Vergleich: Manche großen Berliner Videotheken verleihen alle Blurays, DVDs und Spiele schon für je 1 Euro pro Tag. Noch enttäuschender schneiden Online-Anbieter mit Abo-Modellen ab, die zwischen 3,99 Euro (Snap by Sky) und 11,99 Euro (teuerster der drei Tarife von Netflix) kosten. Noch die breiteste Auswahl bietet Amazon Prime Instant Video (7,99 Euro/Monat oder 49 Euro/Jahr), auch dort fanden die Tester aber nur 22 der 100 gesuchten Filme. Bei Netflix gab es nur elf, bei Maxdome nur sieben. Besser sortiert sind die Abo-Dienste bei Serien. Netflix hat immerhin 25, Watchever 22 und Amazon 20 Fortsetzungsfilme im Programm. Zwei Anbieter fielen beim Datenschutz negativ auf. Sowohl Videociety als auch Watchever übertrugen der Stiftung Warentest zufolge den Nutzernamen unverschlüsselt. Watchever habe zudem auch das Passwort unverschlüsselt gesendet. Das sei fahrlässig, da kriminelle Hacker an die Daten gelangen und im schlimmsten Fall Bankkonten abräumen könnten, wenn dort das gleiche Kennwort benutzt wird. Die Stiftung Warentest kritisiert zudem, dass einige US-Anbieter ihre Verträge nicht an deutsches Recht angepasst haben. Microsoft und Netflix verwenden demnach mehr als zehn ungültige Klauseln in ihren Geschäftsbedingungen. So will Netflix Nutzer ohne vorherige Ankündigung und Zustimmung in „Tests zur Produktverbesserung“ einbeziehen.

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