Frankfurter Börsen-Info Notenbanker gegen die Gierflation

Das EZB-Hochhaus in Frankfurt am Ufer des Main.
Das EZB-Hochhaus in Frankfurt am Ufer des Main.

EZB und Fed haben die Leitzinsen ein weiteres Mal erhöht – auch weil sich manche Unternehmen maßlos zeigen.

Deutschland hat einen neuen Kampfbegriff: die Gierflation. Gemeint ist, dass die Teuerungsrate in deutlichem Maße auf die Profitorientierung von Unternehmen zurückzuführen ist – sie schwimmen nicht nur im Inflationsstrom mit, sondern heben die Preise stärker an, als es zum Ausgleich höherer Kosten nötig wäre. Studien stützen die These von Gewinnmitnahmen in Verbindung mit einem ungenügenden Wettbewerb. Selbst die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich: „Die Wirkung der Gewinne auf den inländischen Preisdruck sind außergewöhnlich hoch.“ Als Treiber der Entwicklung gelten etwa die Nahrungsmittelhersteller.

Frühere Sommerflaute?

LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer meint: Wenn rundherum alles teurer werde, falle es Konsumenten schwerer zu beurteilen, welche Preiserhöhungen unverhältnismäßig seien. Weil kaputte Lieferketten den Wettbewerb zwischen Anbietern im Vorjahr reduziert hätten, sei die Preissetzungsmacht gewachsen. „Dies erklärt, weshalb etwa die Dax-Unternehmen in ihrer Gesamtheit trotz Krieg und Inflation Umsatz und Gewinne gesteigert haben.“ Daher hält sich die Inflation hartnäckig, obwohl die Energiepreise wieder auf Vorkrisenniveau angelangt sind.

Die Zinserhöhungen von EZB und US-Notenbank wirken in die neue Woche hinein. In den USA stiften Konjunkturrisiken, kriselnde Banken und der Streit um die staatliche Schuldenobergrenze Unruhe. Dem können sich Europas Märkte kaum entziehen. Nach einer sieben Monate währenden Börsenrally „dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass die Sommerflaute dieses Jahr früher einsetzt als sonst, erhöht sein“, so die LBBW-Analysten.

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