Afrika Nigeria: Bargeldreform führt zu drastischer Geldknappheit

Schlangen vor Banken und Geldautomaten, hier in Abuja, der Hauptstadt Nigerias.
Schlangen vor Banken und Geldautomaten, hier in Abuja, der Hauptstadt Nigerias.

Tumulte vor leeren Geldautomaten, kein Geld für Einkäufe oder den Bus: Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas sind Geldscheine derzeit Mangelware, was zu Chaos und Verzweiflung führt. Die Zentralbank weist die Schuld von sich und macht Gier verantwortlich.

Eine Bargeldreform in Afrikas größter Volkswirtschaft Nigeria hat eine beispiellose Geldknappheit in dem Land ausgelöst. Ein Großteil der rund 220 Millionen Einwohner ist zum Bezahlen von Lebensmitteln, Verkehrsmitteln oder Medikamenten auf Bargeld angewiesen – doch während die Gültigkeit der alten Banknoten der Landeswährung Naira nach dem Willen von Regierung und Zentralbank bereits Ende Januar abgelaufen sein sollte, sind neue Scheine kaum erhältlich.

Das Chaos hat Verzweiflung und Wut kurz vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 25. Februar zur Folge. Der Oberste Gerichtshof vertagte am Mittwoch eine Entscheidung über die Klage mehrerer Bundesstaaten auf eine Verlängerung der Übergangszeit. Nach Verfügung des Gerichts gelten die Scheine bis zu einem Urteil weiter. Die Zentralbank widerspricht dieser Anordnung jedoch.

Nigerias Zentralbank hatte im Herbst angekündigt, die Scheine in den höchsten Werten von 1000 ( 2 Euro), 500 und 200 Naira zu ersetzen. Erklärtes Ziel der Reform war es, Fälschungen und Geldwäsche zu erschweren und der Zentralbank mehr Kontrolle über das im Umlauf befindliche Geld zu geben – mitunter auch, um dem in Nigeria weit verbreiteten Kauf von Wählerstimmen einen Riegel vorzuschieben.

Doch Banken kommen seit Wochen der Nachfrage nach neuen Scheinen nicht hinterher. Aus Angst, auf dem Geld sitzen zu bleiben, nahmen viele Händler schon vor Ablauf der Umtauschfrist keine alten Noten mehr an. Wer altes Bargeld auf sein Konto gutschreiben ließ, steht nun oft mit leerer Geldbörse vor leeren Geldautomaten. An Schaltern kommt es zu Tumulten. Bei Protesten wurde mindestens ein Mann erschossen. Mehr als ein Drittel der Bürger besitzt Erhebungen zufolge überhaupt kein Konto und ist auf Bargeld angewiesen.

Drohende Rezession

„Die Folge ist, dass viele Menschen hungern, man muss es so deutlich sagen. Viele Menschen kommen nicht mehr an Lebensmittel“, sagte die Nigeria-Auslandsbüroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung, Marija Peran. „Die Leute kommen nicht mehr zur Arbeit, weil dies in der Regel durch informellen Transport geschieht, der nur mit Bargeld funktioniert – der fällt jetzt weg.“ Mittelfristig drohe eine Rezession, warnen Experten.

Die Zentralbank beharrt darauf, ausreichend Banknoten gedruckt zu haben. Schuld an der Knappheit seien Gier und Korruption – etwa bei Bankmitarbeitern, die das Geld horteten, um aus der Verknappung Profit zu schlagen. Tatsächlich lassen sich auf dem Schwarzmarkt illegale Geldhändler die neuen Scheine abkaufen - für einen deutlichen Aufschlag.

Dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas macht neben der Bargeldknappheit auch die katastrophale Sicherheitslage zu schaffen: Nigeria wird erschüttert von Gewalt durch Dschihadisten, Separatisten und kriminellen Banden sowie ethnische Konflikte um Land.

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