Bahnverkehr Neue Perspektiven für Bahnlinien im Ländle

Das Gleis zwischen Ludwigsburg und Markgröningen wird nicht mehr befahren, liegt aber noch. Dieser Strecke attestiert eine Unter
Das Gleis zwischen Ludwigsburg und Markgröningen wird nicht mehr befahren, liegt aber noch. Dieser Strecke attestiert eine Untersuchung für das Verkehrsministerium in Stuttgart ein sehr hohes Fahrgastpotenzial.

Durch die Klimaschutzdiskussion haben bundesweit Pläne für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken Rückenwind bekommen. Dabei sind allerdings teilweise hohe Hürden zu überwinden. Die Aussichten, dass es 2021 Fortschritte gibt, sind vor allem in Baden-Württemberg gut, weil die grün-schwarze Landesregierung dem Thema hohe Priorität einräumt.

Auf ihrem Weg von Ludwigsburg nach Markgröningen passieren die rostbraunen Schienen mehrere Brücken und Straßen, sie führen an kleinen Schranken vorbei, an einem Andreaskreuz, an Industrieanlagen und Feldwegen. Nur fährt hier seit vielen Jahren nichts mehr, der reguläre Personenverkehr wurde sogar schon Mitte der 1970er Jahre eingestellt, damals gegen den Willen der Anwohner.

Seit Langem wird debattiert, wie wichtig eine Anbindung der 14.500-Einwohner-Stadt im Speckgürtel Stuttgarts ist. „Wir wollen die Anbindung“, sagt Stadtbaumeister Klaus Schütze. Markgröningen werde dadurch attraktiver für Pendler und Unternehmen, außerdem seien Züge sicherer als Busse und Autos.

Bislang wuchert das Unkraut zwar weiter, aber das Verkehrsministerium in Stuttgart macht den Markgröningern Hoffnung. Die Verbindung gehört zu einem Dutzend Projekten, die nach einer Studie ein sehr hohes Nachfragepotenzial von mehr als 1500 Passagieren pro Schultag besitzen. Das gilt auch unter anderem für die Echaztalbahn zwischen Reutlingen und Engstingen, die Bottwartalbahn zwischen Marbach (Neckar) und Heilbronn sowie für die Strecke von Göppingen über Bad Boll nach Kirchheim/Teck. Insgesamt 20 weitere Strecken im Land könnten laut Analyse mit einem hohen oder mittleren Fahrgastaufkommen rechnen.

42 stillgelegte Strecken untersucht

Für die Studie waren die Fahrgastpotenziale von insgesamt 42 stillgelegten Stecken untersucht worden. Für Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann ist es genau die richtige Zeit für eine Wiederbelebung der alten Verbindungen. Die Baukosten würden vom Bund mit bis zu 90 Prozent gefördert, das Land beteilige sich zudem an den verbleibenden Kosten, verspricht er. Der Grünen-Politiker räumt aber auch ein: „Man braucht Geduld, das geht nicht so schnell.“ Erfolge wie die Ammertalbahn (von Tübingen nach Herrenberg), die Schönbuchbahn (von Böblingen nach Dettenhausen) und das sogenannte Seehäsle (von Radolfzell nach Stockach) zeigten aber, dass es sich lohne. „Gerade weil die Straßen voll sind, ist die Schiene wieder attraktiv“, wirbt der Grünen-Politiker.

Bisherige Fälle ermutigend

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht das Land beim Thema Reaktivierungen deshalb auch bereits auf einem guten Weg. Baden-Württemberg setze schon länger auf Reaktivierungen, um den Schienenverkehr zu beleben. „Bei einer solchen Reaktivierung hat man zunächst mal einen Fuß in der Türe. Ausbauen kann man die Verbindung später immer noch“, sagt zudem der Pro-Bahn-Landesvorsitzende Stefan Buhl. „Es ist wichtig, mit Verstand an solche Projekte zu gehen und nicht gleich die Luxuslösung für eine Strecke zu erwarten.“ Buhls Fahrgastverband Pro Bahn argumentiert mit Umweltaspekten. Außerdem feierten bereits wiederbelebte Strecken große Erfolge.

Das gilt auch für die 1996 wieder in Betrieb genommene Seehäsle-Bahn zwischen Radolfzell und Stockach, mit der heute rund 3500 Menschen pro Tag unterwegs sind: Erwartet worden war nur die Hälfte davon. „Das Seehäsle wird sehr gut angenommen und akzeptiert. Die Leute identifizieren sich damit“, bilanziert der Landrat des Kreises Konstanz, Zeno Danner.

Kommentar: Früherer Pionier lässt nach

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