Bahnverkehr Neue Perspektive für die Wieslauterbahn

Gut geeignet für Wieslauterbahn-Holzzüge wäre eine Spezial-Version des Vectron von Siemens (Baureihe 248), eine E-Lok mit Zusatz
Gut geeignet für Wieslauterbahn-Holzzüge wäre eine Spezial-Version des Vectron von Siemens (Baureihe 248), eine E-Lok mit Zusatzdieselmotor – hier am Haltepunkt Moosbachtal bei Dahn.

Für die Bahnstrecke nach Bundenthal im Dahner Felsenland zeichnet sich eine neue Nutzung zusätzlich zum traditionsreichen Ausflugsverkehr ab. Die Mercer Holz GmbH, die bereits drei Terminals in Deutschland betreibt, will über die Strecke Holz aus dem Pfälzerwald abfahren. Im Kreis Südwestpfalz unterstützt der Kreistag dieses Vorhaben.

Im Industriegebiet Hinterweidenthal-Süd, wo bis vor rund 30 Jahren ein Nato-Tanklager in Betrieb war, soll ein Gleisanschluss reaktiviert werden und ein Terminal für die Holzverladung vom Lkw auf die Schiene entstehen. Nachdem vielerorts Ladegleise abgebaut worden sind, mangelt es im Pfälzerwald an Verlademöglichkeiten für Rundholz. Gerade vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und dem Mangel an Lkw-Fahrern sei die Schiene für Unternehmen attraktiv, erläuterte Jürgen Köhler von der Mercer Holz GmbH in Rosenthal am Rennsteig bei einer Sitzung des Kreistags Südwestpfalz. Kürzlich war auf der Wieslauterbahn schon einmal eine Vectron-Hybrid-Lok (Baureihe 248) zu sehen. Dabei handelt es sich um eine E-Lok, die aber auch über einen starken Dieselmotor für den Einsatz auf nicht elektrifizierten Strecken verfügt. Damit ist es möglich, Züge ohne Lokwechsel über lange Strecken zu führen und auf elektrifizierten Strecken die Oberleitung zu nutzen. Gerade für schwere Holzzüge, deren Ausgangspunkt oft an nicht elektrifizierten Strecken liegt, sind solche Lokomotiven gut geeignet.

„Bundenthaler“ ist ältester Ausflugszug der Pfalz

Baubeginn könnte laut Köhler im nächsten Jahr sein. Dafür müsste allerdings eine wesentliche Voraussetzung erfüllt sein: Das Land Rheinland-Pfalz muss Mittel für die Sanierung der Wieslauterbahn bewilligen, auf die im Kreis Südwestpfalz bereits seit 2016 gehofft wird.

Die 1911 eröffnete Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal-Rumbach ist vor allem durch den „Bundenthaler“, den traditionsreichsten Pfälzer Ausflugszug bekannt. Als der reguläre Personenverkehr auf der Wieslauterbahn 1966 eingestellt wurde, fuhr der „Bundenthaler“ zunächst noch bis 1976 weiter. Die Strecke blieb danach nicht zuletzt wegen des Nato-Tanklagers erhalten, auf dessen Gelände nun das Holzverlade-Terminal entstehen soll.

Anfang der 1990er Jahre verlor das Militär des Interesse an der Wieslauterbahn, die Schienenstrecke im Dahner Felsenland existierte aber noch, als die Phase begann, in der es dank dem ab 1994 eingeführten Rheinland-Pfalz-Takt mit dem regionalen Schienenverkehr wieder deutlich aufwärts ging.

Vor 25 Jahren: Comeback des „Bundenthalers“

1997 wurde der „Bundenthaler“ wieder eingeführt. Von erheblicher Bedeutung war in dieser Zeit das ehrenamtliche Engagement der „Dahner Eisenbahnfreunde“.

2008 kam mit dem „Felsenland-Express“ von Karlsruhe ein zweiter Ausflugszug hinzu. Der bei diesem Zug zeitweise eingesetzte historische „Esslinger“ Triebwagen ist allerdings inzwischen nicht mehr betriebsfähig.

Seit 2008 wird die Infrastruktur der Wieslauterbahn durch die vor allem für ihren Stadtbahn-Betrieb überregional bekannte Karlsruher AVG betrieben, die einiges getan hat, um den Zustand der Strecke zu verbessern. Mittlerweile ist allerdings eine Sanierung der Strecke erforderlich. Ein Investitionsprogramm für die Modernisierung von Bahnübergängen, Gleisen und Brücken liegt seit 2016 vor.

Susanne Ganster setzt Politik von Hans Jörg Duppré fort

Stark engagiert hatte sich für dieses Vorhaben nicht zuletzt der langjährige Landrat Hans Jörg Duppré (CDU), der als Vorsitzender des Landkreistages auf Bundesebene einer der prominentesten Kommunalpolitiker des Landes war. Susanne Ganster (CDU), seine Nachfolgerin im Kreis Südwestpfalz, setzt Dupprés Politik in Sachen Wieslauterbahn nahtlos fort.

Starke Parallelen gab es mit dem Fall Zellertalbahn, die 2016 ähnlich sanierungsbedürftig war. Die Erneuerung der beiden Strecken war Teil des ersten rheinland-pfälzischen Ampel-Koalitionsvertrags von 2016. Die Bewilligungsbescheide verzögerten sich aber so lange, dass die Zellertalbahn 2017 wegen maroder Gleise gesperrt werden musste und deshalb seit 2018 weder für den traditionellen Ausflugsverkehr zur Verfügung steht, noch als Entlastungsstrecke bei Bauarbeiten auf der Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke. Im September 2020 übergab der damalige rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) dann endlich den Förderbescheid an den Donnersbergkreis und den Landkreis Alzey-Worms, die sich beide an der Sanierung der Zellertalbahn finanziell beteiligen. Kurz zuvor hatte Wissing Mittel für die Sanierung der Brohltalbahn bewilligt. Bei dieser Schmalspurbahn im Norden von Rheinland-Pfalz kam erstmals die Förderrichtlinie für NE-Bahnen zur Anwendung, die auch für die Zellertalbahn und die Wieslauterbahn relevant ist. Das Kürzel NE steht für „nicht bundeseigen“.

Förderung für Brohltalbahn und Zellertalbahn läuft schon

Brohltalbahn, Zellertalbahn und Wieslauterbahn haben gemeinsam, dass sie sowohl für touristischen Verkehr interessant sind, der dem Leitbild eines nachhaltigen Tourismus entspricht, als auch für den lokalen Güterverkehr. Dass sich die Perspektive für Güterverkehr auf der Wieslauterbahn nun erheblich konkretisiert hat, erhöht die Dringlichkeit der anstehenden Streckensanierung. Die Wieslauterbahn hat deutlich weniger Wirbel gemacht als die Zellertalbahn, weil bei der Strecke im Dahner Felsenland immerhin eine Sperrung vermieden wurde und der traditionelle Ausflugsverkehr weiter lief.

Nutzen/Kosten-Wert dank Güterverkehr deutlich höher

Eine neue Nutzen/Kosten-Untersuchung hat nun dank der kombinierten Effekte von Personen- und Güterverkehr einen erfreulich hohen Wert von 2,88 ergeben. Der Südwestpfalz-Kreistag hat sich am 18. Juli einstimmig für das überarbeitete Konzept ausgesprochen.

Jetzt liegt der Ball bei der Landesregierung. Komplikationsträchtig könnte noch sein, dass die Zuständigkeiten für das Projekt nun auf zwei Ministerien verteilt sind. Das von den Grünen geführte Klimaschutzministerium ist für den öffentlichen Nahverkehr zuständig, das FDP-geführte Wirtschaftsministerium für den Güterverkehr.

 Das Dahner Felsenland ist ein besonders beliebtes Ziel für Dampfzüge. Auch am 5. Oktober wird der „Bundenthaler“ anlässlich des
Das Dahner Felsenland ist ein besonders beliebtes Ziel für Dampfzüge. Auch am 5. Oktober wird der »Bundenthaler« anlässlich des Jubiläums »175 Jahre Eisenbahn in Rheinland-Pfalz« mit Dampf gefahren.
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