Wirtschaft Neue Drohne: Als ob man selbst im Cockpit säße …

DJI setzt mit seiner FPV-Drohne auf ganz neue Flugerfahrungen .
DJI setzt mit seiner FPV-Drohne auf ganz neue Flugerfahrungen .

Die meisten kleinen Fluggeräte werden per Smartphone und Controller gesteuert. Marktführer DJI geht neue Wege und bietet ein weit intensiveres Flugerlebnis.

Der Traum vom Fliegen ist uralt. Wer schon mal in einem kleinen Sportflugzeug gesessen hat, weiß, wie anders sich das anfühlt als in einem der riesigen fliegenden Touristen-Busse. Drohnen, die wegen ihrer vier Rotoren eher „Quadrocopter“ oder „Multicopter“ genannt sein sollten, werden aber zur immer perfekteren und ökologisch akzeptableren Alternative zum Sportflugzeug. Wer Naturfilme mag, profitiert schon seit einigen Jahren von immer hautnäheren Bildern aus immer niedrigeren Höhen. Da moderne Tierfilmer kaum mehr mit Helikoptern, sondern mit leisen und unauffälligen Kamera-Drohnen unterwegs sind, werden Tiere kaum mehr aufgescheucht. Aber auch im Actionfilm kommen die preisgünstigen Drohnen immer häufiger zum Einsatz und erlauben dramatisch wirkende Szenen.

Als privater Copter-Flieger schaut man bisher meist wechselnd nach oben, um das kleine Fluggerät im Blick zu behalten, und auf das Smartphone-Display. Das ist spannend, liefert aber nicht die „Abtauch“-Perspektive eines Piloten. Profis stellen sich dafür Kombinationen aus Drohne plus separater Kamera plus VR-Brille zusammen. Das ist aufwendig und teuer. Diese Funktionen deckt DJI nun zum ersten Mal – für das Gebotene erschwinglich – in einer passgenauen Kombination an. Die neue DJI FPV wird daher mit Brille ausgeliefert, kann aber auch klassisch per Smartphone kontrolliert werden.

FPV, das steht für „First Person View“, also einem Blick direkt „aus“ dem Quadrocopter. Das Bild wird dabei von einer steuerbaren eingebauten Kamera mit 4K-Videoauflösung mit 60 Bildern pro Sekunde und Verwacklungsschutz geliefert. Dank digitaler Datenübertragung kommt auf der Brille ein sauberes und ruhiges Bild an. Noch stabiler wird es mit Full-HD-Auflösung und sogar 120 Bildern pro Sekunde. Standbilder werden mit 12 Megapixeln aufgenommen. Die parallele Speicherung von Videos oder Fotos auf Speicherkarte in der Drohne liefert den Stoff für weiteren Genuss auf einem möglichst großen 4K-Fernseher. Wie das wirkt, davon gibt ein Video auf der Herstellerwebsite (dji.com) einen ersten Eindruck.

Da sind aus werblichen Gründen natürlich haarsträubende Aufnahmen aus exotischen Gegenden zu sehen. Aber auch der Schwarzwald oder eine menschenleere Dünenlandschaft versprechen spannende Videos. DJI nimmt Einsteigern auch einige Probleme ab und macht das Fliegen sehr sicher. So sind Sensoren verbaut, die sehr schnell reagieren und Kollisionen mit Bäumen, Felsen oder plötzlich auftauchenden Menschen verhindern. Ist der Pilot unsicher, kann ein Notfallknopf betätigt werden. Die Drohne bremst blitzschnell ab und bleibt auf einer Flughöhe im Schwebeflug. Wie bei besseren Quadrocoptern von DJI (aber auch anderen Herstellern) üblich, gibt es eine Rückflugautomatik („Return to Home“) zum Ausgangspunkt. Die greift auch ein, wenn die Akkuladung zu schwächeln beginnt.

Je nach Flugerfahrung bietet die DJI verschiedene Flugmodi. Im Normalbetrieb werden gut 50 km/h erreicht. Im Sportmodus kann die Drohne über 140 km/h schnell werden. Das ist aber nur etwas für erfahrene Piloten in einer weitläufigen und menschenleeren Landschaft oder dem abgesteckten Gelände eines Modellflugplatzes. Bei solchem Tempo können die Sensoren auch nicht mehr jede Kollision verhindern. Eine intuitive Steuerung verspricht der neue entwickelte Steuer-Joystick. Anders als die herkömmlichen Controller, die den Game-Steuerungen nachempfunden sind, können hiermit Kurven durch Seitwärtsbewegungen des Sticks geflogen werden.

Die DJI FPV kostet 1349 Euro. Ein Set mit Zusatz-Akkus und Ladestation schlägt mit 279 Euro zu Buche. Und der empfehlenswerte Joystick macht nochmals 149 Euro. Wer das investiert, sollte Spaß an der Sache habe. Aber wer zum Filmen und Fotografieren ohne Flugoption schon für ein Top-Smartphone mehr als 1000 Euro ausgibt, sollte die DJI als eine fliegende persönliche Kamerastation ansehen. Da relativiert sich der Preis deutlich.

Beim Betrieb in Deutschland: Die Drohne muss beim Bundesluftfahrtamt angemeldet sein. Eine Versicherung ist Pflicht (ab ca. 5 Euro im Monat). Da die Drohne 800 Gramm wiegt, muss der Flugbereich jenseits von Menschen ausgewählt sein. Und während des Betriebs muss man zu zweit unterwegs sein. Die zweite Person spielt dabei die Rolle des „Spotters“ und muss die Drohne im Blick behalten. Dann sind zwar keine Flüge durch eine enge Schlucht möglich, aber nervenkitzelnde Flugerfahrungen lassen sich auch an vielen anderen Orten machen.

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