Bahnverkehr Mehr Direktzüge zu Schweizer Zielen

Nach Lugano im Schweizer Kanton Tessin gibt es von Mannheim derzeit nur für die Hinfahrt einen Direktzug, nicht aber für die Rüc
Nach Lugano im Schweizer Kanton Tessin gibt es von Mannheim derzeit nur für die Hinfahrt einen Direktzug, nicht aber für die Rückfahrt. Das Foto entstand am Luganer See.

Der Bahnverkehr zwischen Deutschland und der Schweiz soll weiter verbessert werden. Profitieren wird von den nun zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Schweizer SBB vereinbarten Plänen gerade auch die Rhein-Neckar-Region. Eine – gelinde gesagt – nicht sehr vorteilhafte Rolle spielt in diesem Kontext allerdings das umstrittene Projekt Stuttgart 21.

Die DB und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben kürzlich eine Absichtserklärung unterzeichnet, die unter anderem mittelfristig weitere Direktverbindungen zwischen Deutschland und Zielen in der Schweiz vorsieht. Laut SBB stieg in den fünf Jahren vor der Corona-Krise die Anzahl der Reisenden zwischen Deutschland und der Schweiz allein am Grenzübergang Basel, auf den der Löwenanteil des Fernverkehrs entfällt, um über 25 Prozent.

Unabhängig von diesem mittelfristigen Programm, dessen wichtigste Verbesserungen für den Jahresfahrplan 2026 vorgesehen sind, gibt es schon zum kommenden Fahrplanwechsel am 13. Dezember erhebliche Verbesserungen im Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz durch die Aufnahme des elektrischen Betriebs auf der Strecke von Geltendorf bei München über Memmingen nach Lindau.

SBB-Astoro-Triebzüge statt uralter DB-Dieselloks

Statt drei Eurocity-Zugpaaren, die auf dem deutschen Abschnitt von Lindau nach München noch mit DB-Dieselloks aus den 1970er-Jahren bespannt werden, fahren zwischen Zürich und München künftig sechs Zugpaare mit elektrischen Astoro-Triebzügen der SBB. Der gleiche Fahrzeugtyp (in Fachkreisen auch als ETR 610 bekannt) wird seit Ende 2017 bei dem direkten ECE-Zugpaar von Frankfurt über Mannheim nach Mailand eingesetzt.

Unter anderem wegen Komplikationen mit der Leit- und Sicherungstechnik der Astoro-Züge, die noch nicht bis zum Fahrplanwechsel behoben werden können, verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Zürich und München zunächst nur um etwa 40 Minuten auf rund vier Stunden. Ab Ende 2021 soll sie dann um weitere 30 Minuten reduziert werden.

Die Elektrifizierung der 155 Kilometer langen Strecke wäre wohl ohne eine finanzielle Beteiligung der Schweiz nicht oder zumindest lange noch nicht erfolgt. Allerdings wird elektrisch ab Dezember vorerst nur der Fernverkehr gefahren. Im Regionalverkehr wird wegen Verzögerungen bei der Ausschreibung der Aufträge erst ab Ende 2021 auf elektrischen Betrieb umgestellt. Bis dahin wird wohl zumindest größtenteils erst einmal weiter mit Diesel gefahren. Einen großen Teil des Regionalverkehrs auf der neu elektrifizierten Strecke übernimmt ab Dezember 2021 die deutsche Tochter des britischen Unternehmens Go Ahead.

Neue Direktzüge von Mannheim nach Lugano

Eine Verdoppelung der Zugzahlen wie zwischen München und Zürich ist auf der heute schon sehr gut bedienten Strecke von Mannheim nach Basel zwar nicht zu erwarten, wohl aber sind mehr Direktverbindungen zu Zielen jenseits von Basel geplant. Konkret genannt haben die SBB schon zwei neue Direktverbindungen pro Tag von Hamburg über Basel nach Lugano, die aller Voraussicht nach auch über Mannheim führen werden. Bisher gibt es von Mannheim nach Lugano im Tessin einen Direktzug nur für die Hinfahrt, auf dem Rückweg fährt der Gegenzug des ECE von Frankfurt über Mannheim nach Mailand in der Schweiz über eine andere Strecke.

Durch den Einsatz des neuen SBB-Hochgeschwindigkeitszugs Giruno im Verkehr zwischen der Schweiz und Deutschland ergibt sich laut SBB die Option für weitere Direktverbindungen von Deutschland nach Mailand. Zusätzliche Direktverbindungen kündigt die SBB auch von Deutschland über Bern ins Wallis sowie dank eines künftigen Halbstundentakts zwischen Zürich und Chur in die Hauptstadt des touristisch besonders interessanten Kantons Graubünden an.

SBB-Chef Vincent Ducrot sagte in diesem Kontext: „Die Bahn bietet große Vorteile bei Reisezeit und Komfort und bekommt mit der Klimadebatte weiter Auftrieb. Darum setzen wir auf die weitere Entwicklung des internationalen Verkehres. Nachhaltige und effiziente Mobilität muss auch im europäischen Maßstab betrachtet werden. Infrastrukturprojekte wie der Ceneri-Basistunnel und Stuttgart 21 sind hier wegweisend.“

Schildbürgerstreich durch Endstation Vaihingen

Die Erwähnung von Stuttgart 21 in diesem Zusammenhang entbehrt nicht einer möglicherweise unfreiwilligen Komik. Tatsächlich droht hier nämlich eine Blamage mit Schildbürgerstreich-Charakter für den Verkehr zwischen Zürich und Stuttgart. Hier hatten sich DB und SBB auf ein Konzept geeinigt, das eine Verdoppelung der Direktverbindungen zwischen den beiden Städten vorsieht. Daraus wurde bisher nichts, weil es Bombardier als Hersteller der für diese Linie vorgesehenen IC-2-Garnituren noch nicht geschafft hat, die signaltechnischen Voraussetzungen für deren Einsatz in der Schweiz zu schaffen. Die DB hofft nun, zwischen Zürich und Stuttgart bald die Doppelstock-Triebzüge des Schweizer Herstellers Stadler einsetzen zu können, die die DB kürzlich von der österreichischen Westbahn gekauft hat. Stadler traut sie offenbar eher zu, die Voraussetzungen für den Einsatz in der Schweiz zu schaffen als Bombardier. Lange währen wird die Freude an den stündlichen Intercity-Zügen zwischen Zürich und Stuttgart aber sicher nicht. Derzeit ist vorgesehen, die Gäubahn von Horb nach Stuttgart wegen Stuttgart 21 ihrer Zufahrt zum Hauptbahnhof zu berauben, obwohl sich abzeichnet, dass die geplante Anbindung über den Stuttgarter Flughafenbahnhof wohl noch geraume Zeit auf sich warten lassen wird. Solange enden die Züge aus Zürich nach Stuttgart im Vorortbahnhof Stuttgart-Vaihingen. Kommentar: Schweizer Schwung hilft deutschem Bahnverkehr

Astoro-Triebzüge der Schweizer SBB (hier in Mannheim auf dem Weg nach Mailand) übernehmen nach der durchgehenden Elektrifizierun
Astoro-Triebzüge der Schweizer SBB (hier in Mannheim auf dem Weg nach Mailand) übernehmen nach der durchgehenden Elektrifizierung der Strecke den Fernverkehr zwischen München und Zürich.
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