Digitale Welt LG gibt Smartphone-Geschäft auf

Der Bereich mobile Kommunikation von LG hatte seit dem zweiten Quartal 2015 in jedem Quartal einen operativen Verlust ausgewiese
Der Bereich mobile Kommunikation von LG hatte seit dem zweiten Quartal 2015 in jedem Quartal einen operativen Verlust ausgewiesen: Werbung für das Smartphone G7ThinQ von LG Electronics in einem Elektronikgeschäft in Seoul.

LG war einst unter den Vorreitern im Smartphone-Markt, doch die Sparte schreibt seit Jahren Verluste. Die einheimische wie auch die internationale Konkurrenz ist zu stark geworden. Jetzt ziehen die Südkoreaner die Reißleine.

Der südkoreanische LG-Konzern steigt unter dem Druck der übermächtigen chinesischen Konkurrenz aus dem Smartphone-Geschäft aus. Stattdessen sollen die Ressourcen auf Wachstumsbereiche wie Bauteile für Elektrofahrzeuge, vernetzte Geräte, Robotertechnik, intelligentes Wohnen und künstliche Intelligenz konzentriert werden, wie LG Electronics am Montag mitteilte. Nach jahrelangen Verlusten in der Sparte hatte sich der Rückzug des einst weltweit drittgrößten Handy-Herstellers schon seit längerem angedeutet.

Denn die Luft für Anbieter wie LG wurde in den vergangenen Jahren immer dünner. Der ebenfalls südkoreanische Marktführer Samsung und der US-Konzern Apple mit seinem iPhone beherrschen das lukrative Geschäft mit teuren Smartphones. Im Massenmarkt mit günstigeren Modellen dominieren hingegen chinesische Hersteller. Sie kommen allein schon durch die Größe ihres Heimatmarktes auf hohe Stückzahlen, mit denen sich auch bei geringeren Margen Geld verdienen lässt. Schwer zu kämpfen in dem Markt hatte in den vergangenen Jahren etwa auch Sony. Der japanische Elektronik-Riese fokussierte sich auf teurere Modelle, um die Verluste zu minimieren.

Weiter Service und Updates

Die Aufgabe des „Geschäfts mit Mobiltelefonen“ werde voraussichtlich bis Ende Juli abgeschlossen sein, kündigte LG an. Es sei eine strategische Entscheidung, sich aus dem Bereich „mit unglaublich starker Konkurrenz“ zurückzuziehen.

Die Geräte, die noch auf Lager seien, sollen aber weiter zum Verkauf angeboten werden. LG will auch den Geräteservice weiter unterstützen und Software-Aktualisierungen für seine Kunden anbieten. Einzelheiten zur Beschäftigungssituation würden auf lokaler Ebene geregelt.

Das zweitgrößte südkoreanische Elektronikunternehmen hinter Samsung Electronics kündigte zudem an, weiter Mobilfunk-Technologien wie 6G zu entwickeln, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in anderen Geschäftsbereichen zu stärken. 6G gilt als die nächste Stufe der superschnellen Mobilfunkstandards.

Fallender Marktanteil

Die Ankündigung von LG kommt nicht überraschend. Zuletzt hatten Vertreter des Unternehmens davon gesprochen, dass alle Optionen einschließlich eines Verkaufs der Sparte auf dem Tisch lägen. Doch wurden keine Details zu möglichen Interessenten genannt. Der Bereich mobile Kommunikation hatte seit dem zweiten Quartal 2015 in jedem Quartal einen operativen Verlust ausgewiesen. Für das Gesamtjahr 2020 belief sich das Defizit auf 841,2 Milliarden Won (634,5 Mio Euro).

LGs Marktanteil bei Smartphones selbst im Heimatmarkt Südkorea sei schon durch die Gerüchte über einen Rückzug gefallen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf den Marktforscher Counterpoint Research. In den Monaten Januar und Februar habe der Anteil von LG nur noch 10 Prozent betragen. Der Anteil des Marktführers Samsung sei im Februar im Jahresvergleich um 4 Prozentpunkte auf 69 Prozent gestiegen.

LG war einst unter den Vorreitern bei modernen Smartphones mit großen Touchscreen-Bildschirmen, deren Ära mit dem ersten iPhone 2007 begann.

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