Bahnverkehr Komplikationen im ICE-Fahrplan von Mannheim nach Hamburg und Berlin

Mannheim ist dank der Verknüpfung mehrerer ICE-Linien mit der S-Bahn der wichtigste Fernzugbahnhof für die Pfalz.
Mannheim ist dank der Verknüpfung mehrerer ICE-Linien mit der S-Bahn der wichtigste Fernzugbahnhof für die Pfalz.

Viele Bahnkunden sind inzwischen gewohnt, dass sie früh buchen sollten, wenn sie günstige Sparpreis-Tickets bekommen wollen. Doch ab April sucht man gewohnte Züge nach Berlin oder Hamburg vergeblich. Grund dafür ist eine Großbaustelle. Zu deren Opfern gehört auch der Direkt-ICE zwischen der Pfalz und Berlin.

Warum fahren die gewohnten Züge von Mannheim nach Berlin und Hamburg nicht?
Ab 1. April ist bis zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Fulda und Kassel gesperrt. Es handelt sich dabei um den letzten Abschnitt der seit 1991 durchgehend befahrbaren Schnellstrecke von Hannover nach Würzburg, der noch nicht grundsaniert wurde.

Warum ändern sich deswegen die Abfahrtszeiten in Mannheim?
Durch die Umleitung über Bebra verlängert sich die Fahrzeit um rund 45 Minuten. Statt die Taktfahrzeiten südlich und nördlich der gesperrten Strecke mit großen Komplikationen zu verändern, gibt es für die Zeit der Streckensperrung zwischen Fulda und Kassel modifizierte ICE-Linienführungen. Etwas vereinfacht gesagt tauschen ab Mannheim die Linien nach Berlin und Hamburg ihre Zeitlage. Auf der extrem stark befahrenen Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt bleiben die Taktzeiten, zu denen hier ein ICE fährt, deshalb weitgehend unverändert.

Welche Abfahrtzeiten ergeben sich daraus in Mannheim?
Die Züge nach Hamburg fahren ab Mannheim statt zur Minute 06 oder 16 meist zur Minute 32 und sind nördlich von Kassel dann eine Stunde später als sonst. ICE nach Berlin fahren statt sonst zur Minute 32 etwa zur Minute 05 über Erfurt und Halle und zur Minute 16 über Erfurt und Leipzig. Die Fahrzeit über Leipzig nach Berlin verlängert sich um rund 15 Minuten. Die Züge über Erfurt und Halle bieten trotz eines Umwegs über den Frankfurter Flughafen mit einer Fahrzeit von rund vier Stunden und 50 Minuten die schnellste Verbindung von Mannheim nach Berlin.

Wer sind die Leidtragenden der veränderten Linienführung?
In den meisten Fällen verlängern sich Fahrzeiten. Darüber hinaus fallen Direktverbindungen weg. Dazu gehören die sonst im Zwei-Stunden-Takt angebotenen Direktzüge von Mannheim nach Hildesheim, Braunschweig und Wolfsburg. Nach Kassel und Göttingen fahren nur noch stündlich Direktzüge von Mannheim, nämlich die ICE nach Hamburg. Der zusätzliche Zug alle zwei Stunden über Göttingen nach Berlin entfällt.

Was ist mit dem ICE, der von Saarbrücken mit Halt in Homburg, Kaiserslautern und Neustadt nach Berlin fährt?
Auch der fällt von April bis Mitte Dezember weg. Der ICE fährt zwar wie gewohnt bis Frankfurt, von dort aber nicht weiter nach Berlin, sondern nach Dresden. Bereits am 31. März kommt der abendliche ICE nach Saarbrücken aus Dresden statt aus Berlin.

Gibt es auch Vorteile durch die geänderten Linienführungen?
Ja, anders als sonst wird im Zwei-Stunden-Takt eine Direktverbindung von Karlsruhe nach Erfurt und Leipzig angeboten.

Sind die geänderten Fahrzeiten zuverlässig?
Eher nicht. Zwar ist der höhere Zeitbedarf auf den Umleitungsstrecken in den modifizierten Fahrzeiten berücksichtigt, aber es droht die Gefahr, dass ein umgeleiteter ICE dort zusätzlich aufgehalten wird. Während die ICE tagsüber die mit Tempo 250 befahrene Schnellstrecke von Fulda nach Kassel sozusagen für sich haben, müssen sie sich die Umleitungsstrecken mit Regional- und Güterverkehr teilen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier wegen der Überlastung der Strecken über die geplante Fahrzeitverlängerung hinaus zusätzliche ungeplante Verspätungen ergeben, ist leider ziemlich groß.

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