Wirtschaft Kompetenz für Industrie 4.0
Kaiserslautern. Eines von bundesweit fünf Kompetenzzentren für die Stärkung des Mittelstands in Sachen Industrie 4.0 kommt nach Kaiserslautern und wird dort ab Januar seine Arbeit aufnehmen. Einen Vorgeschmack, was die vernetzte Produktion bringen kann, gab es gestern in den Räumen des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) beim Mittelstandstag Industrie 4.0 des Bundeswirtschaftsministeriums. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) war dabei.
„Um den Mittelstand beneidet uns die ganze Welt“, sagte Gabriel. „Den müssen wir fit machen für den Wandel.“ Industrie 4.0 sei nicht nur einfach ein weiterer Schritt in der Technologisierung der Industrie, die Veränderungen seien grundlegender. Industrie 4.0 ist ein Schlagwort, das die zunehmende Digitalisierung in der Industrie und die damit verbundenen, tiefschürfenden Veränderungen beschreibt. Immer mehr Maschinen in Werkshallen sind vernetzt und kommunizieren miteinander. Der Begriff steht für die vierte industrielle Revolution, nachdem Dampfkraft, Elektrizität und EDV in die industrielle Fertigung Einzug hielten. Mehr als 100 Vertreter von mittelständischen Unternehmen und technischen Instituten waren angemeldet, um sich über die Zukunft der Fertigung zu informieren. Das geschah nicht nur mittels Vorträgen, sondern auch in Diskussionsrunden. Heike Arend, die Geschäftsführerin der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP), wies darauf hin, dass es sich dabei nicht nur um ein technologisches, sondern auch um ein strategisches Thema handele. „Geschäftsmodelle ändern sich“, sagte sie. Der Vizekanzler illustrierte das mit zwei Beispielen: „Uber ist ein Taxiunternehmen und besitzt kein einziges Taxi, Airbnb vermittelt Hotelzimmer und besitzt kein einziges Hotel.“ Die Auswirkungen für die Menschen, die sich in einer sich rasant ändernden Arbeitswelt zurechtfinden müssen, sprach der Betriebsratsvorsitzende des in Kaiserslautern ansässigen Technologie-Zentrums des Landmaschinenherstellers John Deere, Harald Hatzfeld, an: „Der Mitarbeiter weiß noch nicht so recht, wo es hingeht.“ Befragungen hätten ergeben, dass Menschen, die von Maschinen angeleitet arbeiten, dies als sehr belastend empfunden hätten. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nannte das DFKI den „Inkubator für die industrielle Welt von morgen“. Die Digitalisierung gehe „atemberaubend schnell“ vonstatten: „Da können wir nicht abwarten.“ Dreyer will bei der Entwicklung auch insbesondere das Handwerk mitnehmen. Sie bekräftigte in diesem Zusammenhang die Pläne der Landesregierung, bis 2018 flächendeckend schnelles Internet mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde verfügbar zu haben. Um insbesondere dem Mittelstand das Wissen rund um Industrie 4.0 zu vermitteln, baut das Bundeswirtschaftsministerium ein Netz von Kompetenzzentren auf, die Betriebe beraten sollen. Eines davon entsteht in Kaiserslautern. Die Federführung wird bei der Technologieinitiative Smartfactory liegen, die im DFKI angesiedelt ist. Vier weitere Zentren entstehen in Darmstadt, Hannover, Dortmund und in Berlin. Langfristig sollen in allen 16 Bundesländern solche Zentren vorhanden sein. Wolfgang Wahlster, wissenschaftlicher Geschäftsführer des DFKI, bezeichnete den Südwesten Deutschlands als „die Geburtsstätte von Industrie 4.0“. Die Smartfactory sei „immer auf den Mittelstand ausgerichtet“ gewesen, abzulesen an den vielen Mittelständlern, die sich in der Initiative zusammengefunden hätten. Dass nun hier ein Kompetenzzentrum entstehe, sei folgerichtig. „Wir wollen ein Flaggschiff werden“, sagte Wahlster.