Briefe Kommt die Zwei-Klassen-Post?

Die Deutsche Post als Grundversorger ist gesetzlich verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 80 Prozent der Briefe am folgenden Werkt
Die Deutsche Post als Grundversorger ist gesetzlich verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 80 Prozent der Briefe am folgenden Werktag zuzustellen. Das ist allerdings keine Garantie für den einzelnen Brief.

Die Bundesregierung erwägt offenbar, das Briefsystem auf eine Zustellung der zwei Geschwindigkeiten umzustellen. Eine schnelle Beförderung könnte damit teurer werden. Die Deutsche Post fände das einen „guten Schritt“.

Immer weniger Briefe werden verschickt – und kommen doch oft zu spät an. Die Bundesregierung erwägt daher eine Umstellung auf eine Zwei-Klassen-Zustellung in langsame und schnelle Briefe. Die Zustellung solle so „besser und verlässlicher“ werden, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner (Grüne) der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Für die Verbraucher bedeutet das aber wahrscheinlich einen Preisaufschlag für Expressbriefe.

Aktuell ist die Deutsche Post als Grundversorger gesetzlich verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 80 Prozent der Briefe am folgenden Werktag zuzustellen, 95 Prozent müssen nach zwei Werktagen ankommen. Es gibt aber keinen Anspruch darauf, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Frist befördert wird.

In den vergangenen Jahren häuften sich die Beschwerden bei der Aufsichtsbehörde, der Bundesnetzagentur. Die Deutsche Post verwies auf einen hohen Krankenstand und Personalmangel im Allgemeinen.

„Schlechteste aller Welten“

Brantner sagte der „Süddeutschen“, das Postgesetz führe „zur schlechtesten aller Welten“: „Sie werfen einen Brief ein, gehen davon aus und zahlen auch dafür, dass er am nächsten Tag, spätestens am übernächsten, ankommt – und genau das ist aber überhaupt nicht garantiert.“

Die Staatssekretärin plädierte für die Zwei-Klassen-Zustellung: „Es gibt Briefe, die sind dringend und müssen gesichert am nächsten Tag ankommen, beispielsweise, weil es um wichtige Fristsachen geht.“ Bei anderen Sendungen komme es hingegen vielleicht auf einen Tag nicht an. „Hier kann man die Zeitvorgaben lockern.“

Die Deutsche Post ist dafür: „Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird. Im Sinne der Angebotspalette halte ich das für einen guten Schritt“, sagte der Konzern-Personalvorstand Thomas Ogilvie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das Prinzip, dass früher ausgelieferte Briefe für Kunden teurer werden, gebe es in vielen europäischen Ländern.

Das Unternehmen und die Staatssekretärin verwiesen auch auf Vorteile fürs Klima. „Wir fliegen jede Nacht Rechnungen und Prospekte durchs Land, damit sie möglichst am nächsten Tag beim Empfänger sind“, sagte ein Post-Sprecher der „Süddeutschen“. Das sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Brantner argumentierte, beim Wegfall der strengen Zeitvorgaben „könnte ein erheblich größerer Teil der Sendungen mit der Bahn transportiert und auf umweltschädliche Frachtflüge verzichtet werden“.

Die Anzahl der Briefe hat sich nach Angaben Ogilvies in den vergangenen 25 Jahren von 80 Millionen auf 49 Millionen pro Tag nahezu halbiert. Er sagte aber: „Briefe werden auch in Zukunft noch geschrieben.“ Letztlich brauche vor allem auch der Staat einen funktionierenden Briefdienst, so Ogilvie. Allerdings werde die Menge weiter zurückgehen.

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