Wirtschaft Kommentar: Vernebelte Sicht

Die Lufthansa macht sich

lächerlich mit ihren Versuchen,

von der eigenen Preistreiberei

abzulenken.

Seit der Pleite von Air Berlin sind die Durchschnittspreise auf Inlandsflügen deutlich gestiegen. Daran besteht kein Zweifel. Selbst die Lufthansa gibt das zu. Wie stark die Preisschraube angezogen wurde, darüber besteht allerdings Uneinigkeit. Gemessen an den zahlreichen Beschwerden, die beim Bundeskartellamt eingegangen sind, muss der Preisanstieg kräftig bis schmerzhaft sein. Lächerlich macht sich die Lufthansa damit, ihre Hände in Unschuld zu waschen: Nicht wir haben die Preis erhöht, sondern unser Computersystem. Das klingt, als hätte Deutschlands größte Fluggesellschaft die Kontrolle verloren und befände sich bei der Preisgestaltung im Blindflug. Lufthansa-Chef Carsten Spohr führt die hohen Preise auf das knappere Angebot zurück. Klar, wenn von 140 ehemaligen Air-Berlin-Flugzeugen 90 am Boden stehen, dann ist das Angebot geringer. Aber bei Spohr klingt es dann so, als sei die anschließende Preiserhöhung durch die Lufthansa genauso unausweichlich wie die Schwerkraft. Aber sie sind ebenso wie Computerprogramme menschengemacht, von Lufthansa-Managern genau kalkuliert, geplant und beabsichtigt. Das einzig Tröstende angesichts dieser Nebelkerzen ist, dass die Konkurrenz wieder zunehmen wird. Easyjet übernimmt 25 Air-Berlin-Flieger und baut damit ein Netz aus Berlin heraus auf. Und auch Ryanair wird dem Marktführer den Luftraum über Deutschland nicht kampflos überlassen. Wie lange es allerdings dauern wird, bis dadurch die Preise wieder sinken, ist ungewiss. Es ist gut, dass das Kartellamt genau hinschaut, ob Lufthansa die Schraube überdreht hat.

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