Wirtschaft Kommentar: Schreckgespenst Konzernumbau

Offiziell dementiert Siemens

Pläne für Strukturänderungen. Doch de facto werden sie bereits Schritt für Schritt vollzogen.

Siemens schlägt sich Quartal für Quartal besser und ist unter Konzernchef Joe Kaeser wieder in die Erfolgsspur zurückgekommen. Die Profitabilitätslücke zu Konkurrenten wie General Electric oder ABB schließt sich und die Münchner erobern wieder Marktanteile, diesmal ohne sich dabei Verlustgeschäfte einzuhandeln. Das sechste Quartal in Folge ohne Netto-Projektbelastung hat Siemens nun hingelegt. Von den neun Konzern-Divisionen ist mit dem Automatisierungsgeschäft derzeit nur eine ein Sanierungsfall und auch die arbeitet zunehmend profitabel. Dennoch rumort es intern vernehmlich. Das hat mit dem Konzernumbau zu tun, der mitnichten abgeschlossen ist, auch wenn es keine Verlustbringer gibt. Das Schreckgespenst für Belegschaft und Gewerkschaft ist eine neue Holding-Struktur, bei der immer mehr Siemens-Geschäfte verselbstständigt und an die Börse gebracht oder in Partnerschaften eingebracht werden. Offiziell verneint das Management eine Holding-Strategie, de facto wird sie Schritt für Schritt vollzogen. Jüngstes Beispiel sind die Windkraft-Aktivitäten, wo das Geschäft mit dem Wettbewerber Gamesa zusammengelegt wurde. Stirnrunzeln verursachen solche Schritte bei Personal und IG Metall. Sicher ist bei Siemens eine baldige Abnabelung der Medizintechnik, wobei offenbar eine Zusammenlegung mit einem Konkurrenten wieder ernsthafter erwogen wird. Die Hängepartie zieht sich hier schon seit über einem Jahr hin. Noch komplizierter ist die Lage bei der Bahntechnik, die Siemens mit Bombardier verschmelzen will. Die Kanadier, die auch ein Werk in Mannheim haben, sind ein von einer starken Aktionärsfamilie und einem staatlichen Pensionsfonds dominiertes Unternehmen. Das zwingt Siemens zu Kompromissen und könnte heißen: die gemeinsame Signaltechnik kontrolliert Siemens, das rollende Material kontrollieren die Kanadier. Für Unruhe ist jedenfalls gesorgt.

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