Wirtschaft Kommentar: Pleite mit Ansage
Die Insolvenz der zweitgrößten deutschen Fluglinie war zuletzt
unvermeidlich. Auch die Politik
trägt Mitschuld an dem Desaster.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Seit fast zehn Jahren fliegen die Air-Berlin-Jets in den roten Zahlen. Allein 2016 betrug der Verlust 2 Millionen Euro – pro Tag. Kein Eigenkapital, riesige Schuldenberge, kein funktionierendes Geschäftsmodell, dürftiger Service, viele Kundenbeschwerden – dieses Unternehmen hatte schon lange keine Existenzberechtigung mehr. Die Insolvenz war überfällig und ist der einzig richtige Weg, der nicht das komplette Aus bedeuten muss. Nun bleibt drei Monate Zeit, zumindest Teile von Air Berlin und hoffentlich möglichst viele Jobs zu sichern. Auf die wertvollen Start- und Landerechte sind viele Wettbewerber scharf, nicht nur Platzhirsch Lufthansa. Es gilt nun, diese Vermögenswerte im Insolvenzverfahren an den Erhalt möglichst vieler Stellen zu knüpfen. Das drohende sofortige Aus hat die Bundesregierung mit einem Staatskredit von 150 Millionen Euro verhindert. Der missglückte Start des neuen Großflughafens BER hat die Krise von Air Berlin weiter verschärft, denn das neue Drehkreuz sollte der Airline viel Auftrieb bringen. Die Politik trägt am BER-Debakel große Mitschuld. Man kann den Staatskredit daher auch als Ausweis eines sehr schlechten Gewissens der Politik werten.