Wirtschaft Kommentar: Kehrseite der Medaille
Günstige Flugpreise freuen Reisende und die Tourismusindustrie. Für
Umwelt und Klima sind sie
allerdings schädlich.
Eine Empörungswelle schwappte nicht nur bei Vielfliegern durchs Land, als nach der Pleite von Air Berlin die Flugpreise kurzfristig teils stark anzogen. Sogar das Kartellamt leitete eine Prüfung ein, ob Marktführer Lufthansa seine dominante Stellung ausnutzt. Doch schon längst ist die Aufregung verflogen – im wahrsten Wortsinn: Andere Airlines haben Flieger und Flugrechte übernommen, die Ticketpreise sind teils günstiger als vor einem Jahr. Experten rechnen wegen des Expansionsdrangs von Billiganbietern wie Ryanair und Easyjet damit, dass Flüge noch preiswerter werden könnten. Touristen und Reiseunternehmen mag das freuen, weil billige Flüge das Geschäft ankurbeln und Kosten sparen. Die Schattenseiten des Discount-Fliegens werden aber meist ausgeblendet – obwohl jeder weiß, dass Fliegen für Umwelt und Klima höchst schädlich ist. Der stark wachsende Luftverkehr belastet die Atmosphäre enorm mit gefährlichen, folgenschweren Abgasen und ist die mit Abstand ökologisch problematischste Form des Reisens. Niedrige Ticketpreise verschärfen die Problematik, besonders auf Inlandsstrecken, wenn Reisende statt in die Bahn oder den Fernbus in den Tiefpreis-Flieger steigen. Hier ist die Verantwortung des Einzelnen gefragt, aber auch die Politik. So werden Kerosin und Auslandsflüge nicht besteuert, während die Bahn hohe Abgaben zahlen muss. Würde die Luftverkehrssteuer gestrichen, wäre das Ungleichgewicht noch größer. Fair kann der Wettbewerb der Verkehrsträger nur sein, wenn sich Umweltfolgen viel stärker als bisher in den Preisen niederschlagen.