Wirtschaft Jobverlust in der Corona-Krise: Hilfe für Studenten in Not

Hochschulpfarrer Eckart Stief mit Joel Fotouk Fotso, der auf die staatliche Überbrückungshilfe für Studenten hofft.
Hochschulpfarrer Eckart Stief mit Joel Fotouk Fotso, der auf die staatliche Überbrückungshilfe für Studenten hofft.

Wegen der Corona-Pandemie haben viele Studenten ihre Jobs verloren, mit denen sie ihr Studium finanzierten. Vor allem Studierende aus dem Ausland können dadurch in eine schwierige Lage geraten. Doch es gibt Unterstützung vom Staat.

Joel Fotouk Fotso hat es getan: Der 29-jährige Mechatronik-Student aus Kamerun hat sich sofort für die neue staatliche Corona-Überbrückungshilfe für Studierende beworben. Zwischen 100 bis 500 Euro beträgt die monatliche Förderung, in deren Genuss Studierende zunächst für die Monate Juni, Juli und August kommen können. „Für den Moment wäre das eine große Hilfe, damit wären zumindest meine Ausgaben ausgeglichen“, sagt Fotso und hofft nun auf einen positiven Bescheid. Das Geld soll nicht zurückgezahlt werden müssen, kündigte das Bundesforschungsministerium in Berlin an.

Vor allem für internationale Studierende wie Fotso, der an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern studiert, könnte die zeitlich begrenzte staatliche Förderung von insgesamt 100 Millionen Euro in ihrer Geldnot eine willkommene Hilfe sein. Durch die Corona-Krise hat er seine Arbeit als Kommissionierer bei einem Paketdienstleister verloren, mit dem er sein Studium finanzierte. Nach 15 Semestern stand er kurz vor dem Abschluss seines Masterstudiums – dann kam die Pandemie. Seit Monaten hangelt sich der Westafrikaner von Tag zu Tag durch die Krise.

Manchen droht auch die Vereinsamung

Viele Studierende besonders aus ärmeren Ländern in Afrika und Asien finanzieren ihr Studium selbst ohne Stipendien oder finanzielle Unterstützung – und haben nun ihre Jobs verloren. Sie befinden sich häufig einer äußerst prekären Situation: Schlimmstenfalls droht ihnen, dass sie in ihre Herkunftsländer zurückkehren müssen, weil sie sich ein Studium hierzulande nicht mehr leisten können, sagt Kambiz Ghawami, Geschäftsführer des Vereins „World University Service“ in Wiesbaden, der sich um internationale Studierende kümmert.

Hinzu kommt für manche der psychische Druck, weil sie ihren Familien zu Hause kein Geld mehr überweisen können. Schließlich drohten ihnen Vereinsamung und Depressionen, weil Kontakte zu Mitstudierenden in diesen Tagen oft besonders eingeschränkt sind, sagt Ghawami. Rund 80.000 ausländische Studierende mussten laut einer Umfrage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) unter 268 Hochschulen bisher Deutschland aufgrund der Pandemie verlassen.

Ein Kredit kann in die Schuldenfalle führen

Die bundesweiten Evangelischen Studierendengemeinden (ESG) und studentische Hilfsvereine appellieren seit Monaten, dass gerade ausländische Studentinnen und Studenten jetzt dringend mehr finanzielle Unterstützung und auch persönliche Zuwendung benötigten. Bisher blieb ihnen, wie auch ihren deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen, oft nur eine Kreditaufnahme, etwa bei der staatlichen KfW-Bank.

Eine Schuldenfalle, warnen Vertreter der ESG, wie Hochschulpfarrer Eckart Stief, der in Kaiserslautern auch Studentinnen und Studenten aus afrikanischen Ländern, China und Indien betreut. Doch auch die neue Überbrückungshilfe sei unzureichend, zudem kämen nur wenige ausländische Studierende in den Genuss von Stipendien.

Hilfe von der Studierendengemeinde

Ein bisschen besser geht es Ify Nwokoye aus Nigeria, die an der Bergakademie in Freiberg bei Dresden Ingenieurswissenschaften studiert und in einem Studentenwohnheim lebt. Ihr Job als „Hiwi“, als wissenschaftliche Hilfskraft, bringe ihr ein paar Euro ein, erzählt die 29-Jährige. Die staatliche Überbrückungshilfe erhält sie nicht: Studierende mit mehr als 500 Euro auf dem Bankkonto dürften sich dafür nicht bewerben, erzählt die Nigerianerin, die gerne noch ihren Doktor in Deutschland machen will.

Auch Joel Fotouk Fotso will sein Studium auf jeden Fall durchziehen und später in seiner Heimat eine Firma für Solarenergie gründen. Ein Lichtblick in der Corona-Krise ist für ihn die Evangelische Studierendengemeinde in Kaiserslautern. Die ESG übernimmt nicht nur die Miete für Fotsos Zimmer, sie versorgt ihn auch mit einem Notgeld von 120 Euro monatlich. Das reicht gerade für das Essen. „Ich überlebe“, sagt der Kameruner.

Für die Mitte Juni gestartete Überbrückungshilfe der Bundesregierung für Studierende sind bisher bundesweit knapp 110.000 Anträge bei den 57 Studenten- und Studierendenwerken eingegangen. Das teilte das Deutsche Studentenwerk mit, in dem die 57 Studenten- und Studierendenwerke zusammengeschlossen sind. Mehr als zwei Drittel der Juni-Anträge sind bereits bearbeitet, davon wurde für die Hälfte eine Förderzusage erteilt, bei aktuell 15 Prozent der Anträge sind zur abschließenden Bearbeitung Nachfragen erforderlich. Rund ein Drittel der bisher geprüften Anträge erfüllt nicht die Fördervoraussetzungen. Die bereits bewilligten Anträge entsprechen einer Summe von rund elf Millionen Euro.

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