Erzeugerpreise Holz, Metalle und Energie als Preistreiber

Auch Stahl ist deutlich teurer geworden.
Auch Stahl ist deutlich teurer geworden.

Hohe Nachfrage und Rohstoffknappheit: Erzeugerpreise steigen so stark wie seit 1975 nach der Ölkrise nicht mehr. Das könnten bald auch die Konsumenten merken.

Im Jahresvergleich schnellten die Erzeugerpreise um 10,4 Prozent in die Höhe, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das war der stärkste Zuwachs seit Januar 1975, als die Preise im Zusammenhang mit der Ölkrise stark stiegen. Experten wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einer Jahresrate von 9,2 Prozent gerechnet. Im Juni lag die Rate bei 8,5 Prozent und im Mai bei 7,2 Prozent. „Die Preiskapriolen bei den Grundstoffen für die deutsche Wirtschaft werden immer heftiger“, erklärte Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Zum Vormonat erhöhten sich die Erzeugerpreise im Juli um 1,9 Prozent. Preistreiber bleiben Vorleistungsgüter und Energie. Vorleistungsgüter verteuerten sich auf Jahressicht um 15,6 Prozent, Energie war im Schnitt 20,4 Prozent teurer.

Bei den Vorleistungsgütern verwies das Bundesamt vor allem auf Holz und Metalle. Besonders hoch waren die Anstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz. Hier meldete das Bundesamt ein Plus von 111 Prozent. Metalle waren im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

Chemische Industrie stark betroffen

„Hauptgründe für den starken Anstieg der Stahl- und Holzpreise dürften die hohe Nachfrage im In- und Ausland sowie Probleme bei der Versorgung mit Rohstoffen sein“, teilte das Bundesamt mit. Bei den Stahlpreisen kämen kräftige Preissteigerungen für Eisenerzimporte hinzu.

Wie stark sich der Anstieg der Erzeugerpreise auswirkt, zeigt die Entwicklung in der chemischen Industrie, einer der führenden Branchen der deutschen Wirtschaft. Der Branchenverband VCI hatte in dieser Woche einen kräftigen Anstieg der Chemiekalienpreise im zweiten Quartal gemeldet und begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten. Nach Einschätzung des Verbands ist in diesem Jahr mit einem Preisanstieg um 6,5 Prozent zu rechnen – deutlich mehr als bisher veranschlagt.

Inflation gestiegen

Die Erzeugerpreise können sich auf die allgemeine Preisentwicklung auswirken, allerdings meist mit Verzögerung. „Je länger der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen derart hoch bleibt, desto mehr steigt die Gefahr, dass dieser auch nachhaltig auf die Konsumentenpreisebene überspringt“, sagte LBBW-Analyst Völker.

In Deutschland ist die Inflation sprunghaft gestiegen. Im Juli erreichte sie mit 3,8 Prozent den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Viele Ökonomen und auch die Notenbanken sehen das als vorübergehende Erscheinung. Zunächst könnte sich die Inflationsrate nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann aber zeitweise in Richtung 5 Prozent bewegen.

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