Wirtschaft Heizungsbau 4.0

Die meisten Anfragen an „Handnetzwerk“ kommen aus technisch geprägten Berufen, wie Elektro oder Heizung und Sanitär.
Die meisten Anfragen an »Handnetzwerk« kommen aus technisch geprägten Berufen, wie Elektro oder Heizung und Sanitär.

«Ludwigshafen.»Die Nachfrage im Handwerk ist ungebrochen hoch. Die Betriebe haben viele Aufträge und deshalb wenig Zeit und Notwendigkeit, sich mit der Digitalisierung von Arbeitsabläufen zu beschäftigen. Dabei ist das wichtiger denn je. Warum, das erklären Daniel Roth-Shahshahani und seine Kollegen vom Projekt „Handnetzwerk“ 30 Betrieben in der Vorderpfalz.

Artur Huber sieht die Sache mit der Digitalisierung praktisch: „Ich bin dafür, dass die Abläufe schneller werden.“ Man verliere viel Zeit, etwa damit, Rechnungen zu schreiben, sagt der 46-jährige Handwerker aus Schifferstadt. Er führt einen Fünf-Mann-Betrieb für Heizung und Sanitär und macht beim Projekt „Handnetzwerk“ mit. Gehört oder gelesen habe er schon viel darüber, was im Zeitalter 4.0 möglich ist – umgesetzt wenig. So geht es vielen Betrieben. Das weiß Daniel Roth-Shahshahani vom Dienstleistungszentrum Handwerk (DLZ). Der 36-Jährige hat das Projekt „Handnetzwerk“ initiiert und realisiert es seit Januar gemeinsam mit zwei Kollegen. Bis Ende des Jahres unterstützt es 30 kleine und mittlere Handwerks-Betriebe aus den Städten Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer und dem Rhein-Pfalz-Kreis bei der Digitalisierung. Hinter dem Projekt steht das DLZ mit Sitz in Ludwigshafen. Das Besondere: Teilzunehmen und sich beraten zu lassen ist für die Betriebe kostenlos. Denn „Handnetzwerk“ wird durch das Arbeitsministerium Rheinland-Pfalz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Am Anfang steht ein Digital-Check. Dabei erfragen die „Handnetzwerk“-Mitarbeiter vor Ort, was im Betrieb bereits digital gemacht wird. Dazu gehört: Gibt es eine Internetseite? Ist der Betrieb in den sozialen Medien präsent? Wie weit sind organisatorische Prozesse digitalisiert – etwa die Arbeitszeiterfassung oder das Bezahlen von Rechnungen? Anschließend werden die Betriebe in eine von drei Stufen eingeteilt: Die „Digital Naives“, die „Digital Transformers“ und die „Digital Natives“. Zu den „Natives“, also den Profis in Sachen 4.0, gehört keiner der 21 Betriebe, die sich Roth-Shahshahani bislang angeschaut hat. Etwa 20 Prozent seien „Naives“, also ganz am Anfang der digitalen Entwicklung, 80 Prozent in der Mitte. „Handnetzwerk“ erstellt eine Analyse und konkrete Handlungsempfehlungen für die Unternehmen. Abschließend gibt es eine Besprechung im Betrieb, bei der die Teilnehmer ein umfangreiches Skript mit Analyse und Empfehlungen erhalten. Daniel Roth-Shahshahani wünscht sich, dass 90 Prozent der Betriebe die Empfehlungen zumindest in Teilen umsetzen. Dass einige Betriebe der Digitalisierung auch weiter skeptisch gegenüberstehen, sie vielleicht sogar ablehnen, ist ihm bewusst. „Wir versuchen erst mal, den Digitalisierungsgrad zu erhöhen“, sagt er. Eine eigene Internetseite steht dabei ganz am Anfang und ist relativ einfach umzusetzen. Erst viele Schritte später folgen Lösungen wie Virtual-Reality-Brillen. Damit können Kunden von Sanitärbetrieben im heimischen Bad sehen, wie es vom Handwerker umgestaltet aussehen soll. „Handnetzwerk“ ist ein Pilotprojekt. 17.876 Handwerksbetriebe gibt es laut Handwerkskammer (HWK) derzeit in der Pfalz. Also noch viel Handlungsbedarf. „Den Förderantrag für das nächste Jahr haben wir schon gestellt“, sagt Roth-Shahshahani. Und er ist optimistisch, dass es wieder klappen könnte. Für dieses Jahr gibt es übrigens noch neun freie Plätze. Interessierte Betriebe aus der Vorderpfalz können sich anmelden. Das DLZ ist nicht die einzige Einrichtung im Land, die das Handwerk zur Digitalisierung berät. So gibt es zum Beispiel das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk – ein bundesweites Netzwerk, dessen regionale Ansprechpartner bei der Handwerkskammer in Koblenz sitzen. Überhaupt bietet die Kammer Betriebsberatung zum Thema Innovation und Technologie. Auch sollen in den rheinland-pfälzischen Handwerkskammern in Kürze Digitalisierungsberater eingesetzt werden, wie eine Sprecherin der HWK Pfalz sagt. Das Thema ist in der Branche angekommen. Auch bei Artur Huber in Schifferstadt. Vielleicht wird er sich seinen Kunden bald mit einer Internetseite präsentieren und auch die bürokratische Arbeit schneller erledigen können. Kommentar Noch Fragen? Kontakt zu Projektleiter Daniel Roth-Shahshahani telefonisch: 0621/59114-66 oder per E-Mail: roth@dlz-handwerk.de, im Netz: www.handnetzwerk.eu.

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