Wirtschaft H&M mit großen Lagerbeständen

Kleider im Wert von umgerechnet rund 3,5 Milliarden Euro liegen in den Lagern von H&M.
Kleider im Wert von umgerechnet rund 3,5 Milliarden Euro liegen in den Lagern von H&M.

«Stockholm.» Zur Hälfte des laufenden Geschäftsjahres hat der schwedische Modefilialist Hennes & Mauritz (H&M) zwar seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht, jedoch beim Vorsteuergewinn eingebüßt. Den Konzern belasten hohe Lagerbestände. Mit neuen Filialen und einem Schnäppchenmarkt sucht H&M den Weg aus der Krise.

Im zweiten Quartal von März bis Mai sank der Gewinn um 22 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Kronen (derzeit etwa 445 Mio Euro) im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode. Der Umsatz stieg um 2 Prozent auf 60,5 Milliarden Kronen. Senken konnte H&M seine Betriebskosten, sagte Konzernchef Karl-Johan Persson. Gleichzeitig bleiben immer mehr Waren in den Lagern. Dort liegen inzwischen Kleidungsstücke mit einem Wert von 36,3 Milliarden Kronen. Im dritten Quartal dürfte es daher zu weiteren Preisnachlässen kommen, um diese zu bereinigen. Persson hatte bereits vor einem schwachen ersten Halbjahr gewarnt und erwartet nun eine bessere zweite Jahreshälfte. Der Konzern, der relativ spät auf die Konkurrenz von Onlinehändlern oder billigeren Anbietern wie Primark reagiert hatte, wird derzeit neu ausgerichtet. H&M kündigte an, neue Geschäfte eröffnen zu wollen, obwohl der Konzern vor allem mit dem Internetgeschäft Probleme hat und bereits Filialen schließen musste. Die Umsätze der Schweden sind wegen der boomenden Online-Konkurrenz, aber auch wegen falscher Entscheidungen beim Modedesign und Logistik-Problemen zurückgegangen. Schwierigkeiten habe die Umstellung auf neue Logistiksysteme bereitet. Das Verfahren sei sehr komplex und habe in einigen wichtigen Märkten vorübergehend zu Lieferverzögerungen geführt, sagte Persson. H&M will jetzt auch mit einer eigenen Outlet-Kette auf Kundenfang gehen. In diesem Monat eröffnete H&M in Stockholm und Malmö die ersten Läden seiner neuen Outletmarke Afound. Parallel ging in Schweden der Online-Shop an den Start. Bei Afound gibt es zu reduzierten Preisen nicht nur Bekleidung, Schuhe und Accessoires der Marken des H&M-Konzerns, zu dem neben H&M selbst auch Ketten wie & Other Stories, Monki oder Cos gehören. Angeboten werden auch Markenartikel anderer Hersteller wie Puma oder Tiger of Sweden. Noch gibt es Afound nur in Schweden. Doch die internationale Expansion soll nach Informationen des Branchen-Fachblatts „Textilwirtschaft“ schon im kommenden Jahr beginnen. Deutschland stehe für 2020 auf dem Plan. Afound sei die Antwort von H&M auf den Trend zur Schnäppchenjagd, meint Branchenkenner Joachim Stumpf von der Münchner Handelsberatung BBE. Der schwedische Konzern, der jahrelang mit seinem neuartigen Verkaufskonzept die Branche aufmischte, braucht neue Impulse, denn zuletzt hatte er im harten Wettbewerb gegen Primark, Zara und Co. Federn lassen müssen. Doch garantiert ist ein Siegeszug für Afound gerade in Deutschland nicht. Denn das Schnäppchen-Segment, in dem auch die Lebensmitteldiscounter wie Aldi und Lidl vertreten sind, ist auf dem deutschen Modemarkt hart umkämpft. Die Prognose der Branchenkenner für die Erfolgsaussichten der Schweden fällt denn auch eher zurückhaltend aus: Die H&M-Tochter Afound erwarte in Deutschland ein „Haifischbecken“.

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