Wirtschaft Fusion Kaufhof-Karstadt wackelt
«München/Düsseldorf.» Elefantenhochzeit in Gefahr: Die geplante Fusion zwischen den beiden großen deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof wackelt. Als Stolpersteine könnten sich demnach auf den letzten Metern die schlechte Geschäftsentwicklung beim Kaufhof und ein milliardenschwerer Immobilienkredit für die Warenhäuser des Traditionsunternehmens erweisen.
Der Hintergrund: Ein Bankenkonsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hatte 2015, als HBC den Kaufhof übernahm, nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ einen Kredit für die Übernahme von 41 Warenhausimmobilien gegeben. Allerdings war dieser Vertrag – wie in der Branche üblich – an Bedingungen geknüpft, die das Unternehmen in den Folgejahren erfüllen musste. Dazu gehörte, dass die Warenhauskette Kaufhof ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreicht. Doch mehrten sich zuletzt die Verluste. Die LBBW habe dem kanadischen Kaufhof-Mutterkonzern Hudsons`s Bay Company (HBC) verklausuliert ein Ultimatum bis zum 30. September gestellt: Bis dahin soll HBC die der Landesbank vor drei Jahren zugesagten Kreditbedingungen erfüllen. Falls nicht, könnte die Landesbank den Kredit von 1,34 Milliarden Euro zurückfordern. Dies würde das Unternehmen aber vor Schwierigkeiten stellen, heißt es im Bericht. Solange HBC der Bank Antworten schuldig bleibe, wackele auch die geplante Fusion. Die Landesbank Baden-Württemberg selbst lehnte eine Stellungnahme ab. Die Einigung mit den Banken über die künftige Ausgestaltung der Kredite ist eine der Hürden, die bisher noch einen Vertragsabschluss verzögert haben. Allerdings ist umstritten, ob die Banken wirklich ein Interesse daran haben könnten, den Zusammenschluss der Kaufhaus-Ketten im letzten Moment zu verhindern. Schließlich hätten die Banken bei einem Einstieg von Karstadt-Eigentümer René Benko am Ende wahrscheinlich mehr Sicherheit für ihren Milliardenkredit als derzeit, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Die jüngsten Indiskretionen seien möglicherweise ein Versuch „noch mehr Druck auf den Kessel zu machen“, um weitere Zugeständnisse von HBC zu erlangen. Die Warenhausketten Kaufhof und Karstadt stehen aufgrund des wachsenden Online-Handels sowie durch immer mehr Einkaufszentren in den Innenstädten unter Druck. Durch den Zusammenschluss der beiden Rivalen sollen Kosten gespart werden. Außerdem entfielen teure Rabattschlachten, mit denen sich beide Häuser gegenseitig das Leben schwer machen. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Filialen, Karstadt rund 80. In der Region ist Kaufhof mit sechs Häusern vertreten: in Speyer und Landau und mit je zwei Filialen in Mannheim sowie in Heidelberg. Karstadt-Häuser gibt es in der Pfalz nicht. Filialen betreibt das Unternehmen in Karlsruhe, Saarbrücken, Mainz und Trier sowie im Rhein-Neckar-Center in Viernheim. Vergangene Woche hatte es geheißen, die Verhandlungen über eine Fusion von Karstadt und Kaufhof näherten sich der Zielgeraden und die Verträge zwischen dem kanadischen Kaufhof-Mutterkonzern Hudsons`s Bay Company (HBC) und der Signa-Gruppe von Karstadt-Eigentümer René Benko könnten bereits im September unterzeichnet werden. Benko versucht seit Jahren, den angeschlagenen Kaufhaus-Konzern zu übernehmen – bislang ohne Erfolg. Zu den Fusionsplänen wurde bekannt, dass Signa 50,1 Prozent des Gemeinschaftsunternehmens und damit auch die Führung des neuen Warenhausriesen übernehmen soll. Es sollten nicht nur Anteile an Kaufhof, sondern auch die von HBC in den Niederlanden gegründete neue Warenhauskette Hudson`s Bay und der europäische Ableger der Outlet-Kette Saks Off 5th einfließen. Beide gelten als wenig erfolgreich. Zudem soll Signa 50 Prozent Anteile einer HBC-Tochter erhalten. Dieser Gesellschaft gehören die 41 Warenhaus-Immobilien.