Wirtschaft Fronten bei Alstom verhärtet

Mannheim. Beim Turbinenhersteller Alstom haben sich am Standort Mannheim die Fronten zwischen Betriebsrat und Management wieder verhärtet. Die Betriebsratsvorsitzende Elisabeth Möller wirft der Unternehmensleitung vor, die Produktion in Mannheim totrechnen zu wollen.

Am Montag wollten sich beide Parteien treffen, um ein gemeinsames Konzept für die Zukunft des Standorts Mannheim mit rund 1800 Beschäftigten nach der geplanten Übernahme durch den US-Konzern General Electric (GE) zu erarbeiten. Konkrete Vorschläge dazu sollte das saarländische Info-Institut erarbeiten. Die Gespräche hat Betriebsratsvorsitzende Elisabeth Möller jedoch kurzfristig abgesagt. Sie wirft der Unternehmensleitung vor, dass die Stundensätze für Mannheim – die Kosten für die Herstellung von Produkten – im Vorfeld teils bis zu 80 Prozent angehoben worden seien. Wegen des andauernden Auslastungsdefizits in Mannheim gebe es mit diesen Kostensätzen kaum Chancen, ein Zukunftskonzept für den Standort zu erarbeiten. Die Gespräche würden unter diesen Voraussetzungen zu „Showveranstaltungen“, an denen sie sich nicht beteiligen werde. Zur Kritik des Betriebsrats wollte sich die Geschäftsleitung gestern nicht äußern. Das Thema Stundensätze solle in Kürze dem Wirtschaftsausschuss vorgestellt werden. In einem gestern an die Belegschaft verschickten Schreiben wirft das Management dem Betriebsrat vor, Forderungen erhoben zu haben, die die Handlungsfähigkeit des Managements erheblich erschweren würden. Konkrete Angaben machte das Management nicht. Ein Problem mit hohen Kosten haben seit der Entkoppelung des Franken vom Euro auch die Alstom-Werke in der Schweiz, wo auch die Leitung des Alstom-Kraftwerkssektors sitzt. Wenn GE die Kraftwerkssparte von Alstom übernimmt – die Wettbewerbsbehörden wollen sich bis August äußern – wird es Überlappungen geben. Um den Erhalt der Fertigung und der Arbeitsplätze auch unter der Regie der Amerikaner kämpfen deshalb nicht nur die deutschen Standorte. Der Betriebsrat fürchtet seit Längerem, dass über die Zukunft der deutschen Alstom-Kraftwerksstandorte bereits weitreichende Entscheidungen getroffen wurden und dass defizitäre Standorte nach der GE-Übernahme geschlossen werden sollen, was die Unternehmensleitung bislang zurückweist. Um Konkreteres vor allem für die Kraftwerkstandorte Mannheim und Bexbach (200 Beschäftigte) zu erfahren, will der Konzernbetriebsrat die Verhandlungsunterlagen zwischen Alstom und GE einsehen. Die Arbeitnehmervertreter haben deshalb vor Gericht auf Einsetzung einer Einigungsstelle geklagt und in zwei Instanzen Recht bekommen. Unterdessen geht der Streit um den seit 2013 angekündigten Jobabbau in der Schaufelradproduktion in Bexbach sowie in der Kesselfertigung in Stuttgart weiter. Rund 400 Arbeitsplätze sollen an beiden Standorten gestrichen werden. Eine bereits mit dem Management getroffene Regelung, die Grundlage für die Aufnahme von Sozialplanverhandlungen sei, werde jedoch seit vielen Wochen von der Sektorenleitung in der Schweiz blockiert.

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